Berlin. Anne Will möchte wissen, wie gut wir auf den Corona-Herbst vorbereitet sind. Dabei wird viel über den Zustand der Pflege diskutiert.

Im dritten Pandemie-Jahr gibt es keine Corona-Pause im Sommer. Stattdessen steigt die Sieben-Tage-Inzidenz und auch die Zahl der Erkrankten auf den Intensivstationen. Zeitgleich gibt es aber nur noch wenige Schutzmaßnahmen. So wurde die Maskenpflicht stark reduziert, seit Kurzem sind Bürgertests nur noch in Ausnahmefällen kostenlos.

Die Bewertung der Corona-Maßnahmen durch den Sachverständigenausschuss Ende vergangener Woche gilt nun als Grundlage für das weitere Vorgehen in der Corona-Politik. Zudem läuft das Infektionsschutzgesetz am 23. September teilweise aus. Anne Will möchte deshalb an diesem Sonntag von ihren Gästen wissen, wie gut Deutschland auf kommende Wellen vorbereitet ist.

"Anne Will": Das waren die Gäste:

  • Karl Lauterbach (SPD), Bundesgesundheitsminister
  • Christine Aschenberg-Dugnus (FDP), Parlamentarische Geschäftsführerin und Mitglied im Gesundheitsausschuss
  • Ricardo Lange, Intensivpfleger
  • Christina Berndt, Journalistin "Süddeutsche Zeitung"
Die Runde bei
Die Runde bei "Anne Will" am 2. Juli. © NDR/Wolfgang Borrs

Corona: Lauterbach warnt vor Herbst

"Wir müssen gut vorbereitet in den Herbst gehen", sagt Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). "Wenn wir noch mal schlecht vorbereitet in den Herbst gehen, werden uns das die Bürgerinnen und Bürger zu Recht nicht verzeihen." Deshalb arbeite man daran, die Länder für unterschiedliche Szenarien vorzubereiten und ihnen viele Möglichkeiten an die Hand zu geben.

Lockdowns schließt der SPD-Politiker für die Zukunft aus, Schulschließungen hingegen nicht. Anders sieht das die FDP-Politikerin Christine Aschenberg-Dugnus. "Schulschließungen werden nicht mehr vorkommen", sagt sie. Um das Infektionsschutzgesetz noch vor dem Herbst zu überarbeiten, habe man nun noch genügend Zeit, so Aschenberg-Dugnus.

Journalistin bei "Anne Will": "Jetzt keine Maßnahmen ausschließen"

"Ich finde es ganz schwierig, Maßnahmen jetzt auszuschließen, wenn wir nicht wissen, wie sich die Lage entwickelt”, entgegnet die Journalistin Christina Berndt. Sie nennt den Bericht des Sachverständigenausschusses "sehr vage". "Mann wusste die Dinge, die da drin stehen. Man hätte ihn nicht abwarten müssen", sagt sie.

Trotz mehrfacher Versuche seitens der Moderatorin wird an diesem Abend wenig über konkrete Maßnahmen für den folgenden Corona-Herbst gesprochen. Masken, Tests, Lockdowns, Schulschließungen oder Impfkampagnen werden angeschnitten, aber nicht zu Ende besprochen.

So ist es auch beim Thema Impfpflicht. Mit der Einrichtungsbezogenen Impfpflicht sind bislang hierzulande lediglich Pflegekräfte davon betroffen. Eine Allgemeine Impfpflicht gibt es nicht.

Intensivpfleger: "Personalmangel kein Corona-Problem

Überlastet, übermüdet und unterbezahlt – das ist das Bild, das Intensivpfleger Ricardo Lange an diesem Abend bei Anne Will von Pflegekräften in Deutschland zeichnet. Viele, die seiner Erfahrung nach, den Beruf direkt nach der Ausbildung verlassen. Viele, die wegen des Personalnotstandes auf die Straße gehen – so wie seit über neun Wochen Pflegekräfte an Unikliniken in NRW.

Der Intensivpfleger fordert seit Jahren einen Strukturwandel im Gesundheitswesen. Sein Vertrauen, dass die Politik gut vorbereitet in den kommenden Pandemie-Herbst geht, sei gering, wie er sagt. "Der Personalmangel ist kein Corona-Problem, sondern eins, das es schon immer gibt", sagt er.

"Sie greifen in Grundrechte von Bürgern ein, aber haben nicht mal Daten zur Hand", so Lange. "Wir sind im dritten Jahr der Pandemie." Karl Lauterbach beteuert an diesem Abend immer wieder, dass ihm die Lage bekannt sei und er seit Jahren an Lösungen arbeite. "Hier sitzt doch jemand, der Ihnen helfen will", sagt der Bundesgesundheitsminister über das geplante Pflegeentlastungsgesetz. "Vorher ist es zehn Jahre nicht gekommen und ich habe es sofort umgesetzt."

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Dieser Text erschien zuerst bei waz.de.