Berlin. „WaPo Berlin“: In der neuen ARD-Serie werden Verbrecher über das Wasser gejagt. Dabei zeigt sich Berlin sich von einer neuen Seite.

Serien gab’s schon viele im deutschen Fernsehen. So eine aber haben wir noch nicht gesehen: Eine launig-laue Krimi-Familien-Serie, die in der Hauptstadt Berlin spielt – ohne Staus, ohne zugeparkte Straßen oder Parkplatznot, und wo lediglich zwei Polizeiautos nötig sind, um eine Brücke zu sperren. Fußgänger, Fahrradfahrer? Fehlanzeige. Wild verlassene E-Scooter, die kreuz und quer im Weg stehen, ebenfalls…

Solch nervige Alltagsseiten Berlins können getrost vernachlässigt werden. Schließlich spielt die neue Vorabendserie, die ab heute die nächsten acht Wochen jeweils dienstags im Ersten läuft, fast ausschließlich auf Spree und Havel. „WaPo Berlin“ ist dabei die Abkürzung für „Wasserkriminaldezernat Eins der Wasserschutzpolizei Berlin“ und laut Drehbuch von Andreas Dirr und Andreas Hug ein nagelneues Pilotprojekt, dessen Ermittler immer dann dezernatsübergreifend gerufen werden, wenn ein Verbrechen im oder nah am Wasser geschieht.

„Wapo Berlin“ – Verfolgungsjagd mit Wasserskiern statt SUVs

Im Süden Deutschlands gibt es mit „WaPo Bodensee“ bereits ein Vorbild für die neue Abteilung. In Berlin ticken die Uhren freilich anders, internationaler irgendwie, auch krasser. Die Abteilung wird angeführt von der resoluten, durchsetzungsstarken Jasmin Sayed (Sesede Terziyan), die aus dem Iran stammt, aber mindestens so berlinerisch wirkt wie ihre beiden jungen Mitarbeiterinnen.

Paula Sprenger (Sarina Radomski) und Marlene Weber (Melina Borcherding) sind zwei „janz fixe“, forsche und findige Blondinen mit mannigfachen Talenten. Man spricht Deutsch, aber auch Türkisch, wenn es sein muss. Und wenigstens Fahri (Hassan Akkouch), der jugendliche Draufgänger der jungen Bordcrew, soll sich schon einen Ruf als hervorragender Milieu-Ermittler erworben haben.

So wird er seine Glanzszenen sicher noch bekommen – wenn es beispielsweise darum gehen wird, kriminelle Clanmitglieder zu verfolgen, die statt in ihren SUVs womöglich dann auf Wasserskiern zu flüchten versuchen.

Die Wapo Berlin rast mit voller Fahrt über den Wannsee

Aber zurück auf Anfang: Kaum im Amt, geht es in der ersten Folge erst einmal volle Fahrt voraus zum Wannsee. Dort taucht eine männliche Leiche auf, kurz vorher wurde aus dem Berliner Dom eine wertvolle Skulptur geraubt. Wahrscheinlich ist der Täter durch eine Luke von der Spree-Seite eingestiegen.

Schnell zeigt sich ein Zusammenhang, dazu gibt es Verwicklungen und Verdachtsmomente, die weit in die Vergangenheit reichen. Was ein Glück, dass mit Kapitän Wolf Malletzke (Christoph Grunert) ein erfahrener Ermittler mit an Bord der „Silbermöwe“ ist, der schon in der DDR Kriminelle jagte. In seiner schmucken Uniform wirkt er allerdings, als hätte er die letzten Jahre auf dem Traumschiff in der Karibik verbracht.

Wapo Berlin bietet leichte Unterhaltung mit solider Regie

Die Stadt bietet jedenfalls Stoff genug, um eine Vorabendserie mit abwechslungsreichen, nicht allzu gewalttätigen Berlin-Geschichten zu füllen – zumal in der soliden Regie von Alexander Sascha Thiel, der mit „Soko Köln“ oder „Soko Wismar“ viel Erfahrung für dieses Format mitbringt. All zu hohe Ansprüche an Genauigkeit und Realitätstreue wird da sowieso niemand stellen.

Grandios an der neuen Serie sind aber auf jeden Fall die Ansichten der Stadt – nämlich gänzlich unverbraucht. So erlebt Berlin normalerweise nur, wer eine der vierstündigen Touri-Schifffahrten bucht. Im Ersten kriegt man das ganze glänzende Paket ab jetzt schon in 45 Minuten und frei Haus.

„WaPo Berlin“: ARD, ab 28. Januar 2020, ach Folgen jeden Dienstag um 18.50 Uhr.