Essen. Der „Tatort“ Ludwigshafen feiert im neuen Fall von Lena Odenthal ein Doppel-Jubiläum – und ein Wiedersehen mit einem alten Bekannten.

Beim „Tatort“ aus Ludwigshafen „nullt“ es doppelt. Seit 30 Jahren ist Ulrike Folkerts als „Lena Odenthal“ dem Verbrechen auf der Spur; die neue Folge „Die Pfalz von oben“ ist ihr 70. Fall. Anlässlich dieses zweifachen Jubiläums hat sich der federführende SWR für ein „Sequel“ (Regie: Brigitte Maria Bertele) entschieden, das allerdings viel zu spannend, zu intensiv, zu eigenständig ist, um es als Fortschreibung einer alten Geschichte abzutun.

Autor Stefan Dähnert greift wohl auf Motive des dritten Odenthal-Tatorts „Tod im Häcksler“ zurück. Doch er quält den Zuschauer nicht mit Rückblenden und erklärenden Nacherzählungen. Es reicht zu wissen: Vor 28 Jahren hatte die junge, temperamentvolle Kommissarin im fiktiven Städtchen Zarten mit dem coolen, auf sympathische Weise verschlagenen Ortspolizisten Stefan Tries zusammengearbeitet, der von dem aufstrebenden Jung-Schauspieler Ben Becker verkörpert wurde.

„Tatort“ Ludwigshafen: Es funkte zwischen den beiden

Zwischen Odenthal und Tries funkte es, doch die Umstände verhinderten ein offenes Feuer. Man verlor sich aus den Augen. Nun kehrt Lena nach Zarten zurück, wo der einstige „Schutzmops“ zum Dienststellenleiter aufgestiegen ist.

1991: Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) arbeitet in Zarten mit dem jungen Ortspolizisten Stefan Tries (Ben Becker) zusammen.
1991: Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) arbeitet in Zarten mit dem jungen Ortspolizisten Stefan Tries (Ben Becker) zusammen. © SWR/Johannes Hollmann | Handout

Tragischer Anlass: Bei der Routinekontrolle eines LKW-Fahrers ist der junge, engagierte Polizeibeamte Hilpert, ein Mitarbeiter von Tries, erschossen worden. Der Fahrer entkam mit seinem Truck über die nahe Grenze nach Frankreich. Doch Lenas Team, das sich im Nachbarort einrichtet, hat mehr als nur diesen Mord zu klären.

Becker und Folkerts: Wiederbegegnung nach 28 Jahren

Mit aus Ludwigshafen angereist ist ein „Interner“. Ein anonymer Mail-Versender, offenbar ein Whistleblower aus Polizeikreisen, hatte auf Unregelmäßigkeiten und dubiose Machenschaften in der Dienststelle Zarten aufmerksam gemacht. Müssen beide Ermittlungsfäden verknüpft werden? Hilpert war, wie es heißt, insgeheim einer großen Sache auf der Spur. Und wollte sich angeblich versetzen lassen.

Die Wiederbegegnung nach 28 Jahren hat, auch dank des wunderbar agierenden Duos Folkerts/Becker, etwas Magisches. Zwischen Odenthal und Tries entsteht im Handumdrehen eine neue Nähe. Andererseits wird Lena erschreckend bewusst, dass die unterschiedlichen Entwicklungen sie auseinander treiben, dass die Vorstellungen des Kollegen längst nicht mehr die ihren sind.

• Mehr zum neuen Odenthal-Krimi: 28 Jahre später: So hängen alter und neuer „Tatort“ zusammen

„Tatort“- Wiederbegnung nach 28 Jahren

30 Jahre, 70 Fälle – Kommissarin Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) feiert Jubiläum. Ihr neuer Fall führt die Ludwigshafener Ermittlerin nach Zarten in die pfälzische Provinz. Dort trifft sie Polizeirevierleiter Stefan Tries (Ben Becker) wieder, dem sie vor 28 Jahren schon einmal begegnet ist.
30 Jahre, 70 Fälle – Kommissarin Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) feiert Jubiläum. Ihr neuer Fall führt die Ludwigshafener Ermittlerin nach Zarten in die pfälzische Provinz. Dort trifft sie Polizeirevierleiter Stefan Tries (Ben Becker) wieder, dem sie vor 28 Jahren schon einmal begegnet ist. © SWR/Benoît Linder | SWR/Benoît Linder
Damals ermittelten Tries (auch damals Ben Becker) und sie in Odenthals drittem Fall „Tod im Häcksler“ Seite an Seite.
Damals ermittelten Tries (auch damals Ben Becker) und sie in Odenthals drittem Fall „Tod im Häcksler“ Seite an Seite. © SWR/Johannes Hollmann | SWR/Johannes Hollmann
Hätten Sie die beiden wiedererkannt?
Hätten Sie die beiden wiedererkannt? © SWR/Jacqueline Krause-Burberg | SWR/Jacqueline Krause-Burberg
Tries und seine Kollegen Fies (Maria Dragus), Nicolay (Till Wonka) und Trump (Thomas Loibl, v.l.) haben einen Kollegen verloren. Danny Hilpert wurde im Dienst erschossen.
Tries und seine Kollegen Fies (Maria Dragus), Nicolay (Till Wonka) und Trump (Thomas Loibl, v.l.) haben einen Kollegen verloren. Danny Hilpert wurde im Dienst erschossen. © SWR/Jacqueline Krause-Burberg | SWR/Jacqueline Krause-Burberg
Die Witwe, Zoe Hilpert (Jana McKinnon), wird von der Kollegin ihres verstorbenen Mannes, Britta Fies, getröstet.
Die Witwe, Zoe Hilpert (Jana McKinnon), wird von der Kollegin ihres verstorbenen Mannes, Britta Fies, getröstet. © SWR/Jacqueline Krause-Burberg | SWR/Jacqueline Krause-Burberg
Die Kollegen des erschossenen Polizisten nehmen bei der Beerdigung Abschied.
Die Kollegen des erschossenen Polizisten nehmen bei der Beerdigung Abschied. © SWR/Jacqueline Krause-Burberg | SWR/Jacqueline Krause-Burberg
Stefan Tries hält die Trauerrede.
Stefan Tries hält die Trauerrede. © SWR/Jacqueline Krause-Burberg | SWR/Jacqueline Krause-Burberg
Doch was ist aus dem aufstrebenden, lauteren Polizisten von einst geworden?
Doch was ist aus dem aufstrebenden, lauteren Polizisten von einst geworden? © SWR/Jacqueline Krause-Burberg | SWR/Jacqueline Krause-Burberg
Seine Mitarbeiter scheinen nicht begeistert von den Ermittlungen von Lena Odenthal.
Seine Mitarbeiter scheinen nicht begeistert von den Ermittlungen von Lena Odenthal. © SWR/Jacqueline Krause-Burberg | SWR/Jacqueline Krause-Burberg
Auskünfte erteilen sie nur widerwillig. Ist es bloß Skepsis gegenüber der Kollegin aus Ludwigshafen? Oder haben sie etwas zu verheimlichen?
Auskünfte erteilen sie nur widerwillig. Ist es bloß Skepsis gegenüber der Kollegin aus Ludwigshafen? Oder haben sie etwas zu verheimlichen? © SWR/Jacqueline Krause-Burberg | SWR/Jacqueline Krause-Burberg
Lena Odenthal ist froh, dass ihre Kollegin Johanna Stern (Lisa Bitter) sie vor Ort unterstützt und ein Ermittlungszentrum auf der Kegelbahn eines Restaurants eingerichtet hat.
Lena Odenthal ist froh, dass ihre Kollegin Johanna Stern (Lisa Bitter) sie vor Ort unterstützt und ein Ermittlungszentrum auf der Kegelbahn eines Restaurants eingerichtet hat. © SWR/Jacqueline Krause-Burberg | SWR/Jacqueline Krause-Burberg
Doch bei der Befragung der Zartener Polizisten kommt auch sie nicht wirklich weit.
Doch bei der Befragung der Zartener Polizisten kommt auch sie nicht wirklich weit. © SWR/Jacqueline Krause-Burberg | SWR/Jacqueline Krause-Burberg
Ihr schlagen Ablehnung und Widerstand statt Hilfe entgegen.
Ihr schlagen Ablehnung und Widerstand statt Hilfe entgegen. © SWR/Jacqueline Krause-Burberg | SWR/Jacqueline Krause-Burberg
Stefan Tries ist sauer, denn sein gesamtes Revier ist offensichtlich in Lena Odenthals Ermittlungsfokus geraten.
Stefan Tries ist sauer, denn sein gesamtes Revier ist offensichtlich in Lena Odenthals Ermittlungsfokus geraten. © SWR/Jacqueline Krause-Burberg | SWR/Jacqueline Krause-Burberg
Die Ermittlungen werden für Odenthal lebensgefährlich. Ein Bauer treibt sie mit dem Häcksler des Mähdreschers in die Enge. Stefan Tries rettet sie im letzten Moment.
Die Ermittlungen werden für Odenthal lebensgefährlich. Ein Bauer treibt sie mit dem Häcksler des Mähdreschers in die Enge. Stefan Tries rettet sie im letzten Moment. © SWR/Jacqueline Krause-Burberg | SWR/Jacqueline Krause-Burberg
Der Charme des Polizei-Kollegen lässt sie auch heute, 28 Jahre nach ihrer ersten Begegnung, nicht kalt. Alte Gefühle flammen auf ...
Der Charme des Polizei-Kollegen lässt sie auch heute, 28 Jahre nach ihrer ersten Begegnung, nicht kalt. Alte Gefühle flammen auf ... © SWR/Jacqueline Krause-Burberg | SWR/Jacqueline Krause-Burberg
1/16

Neuer „Tatort“ ist spannendes, psychologisch ausgefeiltes „Sequel“

Aus dem Idealisten, der sich vielleicht deshalb so stark für den getöteten Hilpert einsetzte, weil er in diesem ein Abbild seines eigenen jungen Selbst sah, ist ein gealterter Provinz-König mit einer ureigenen Sicht auf Recht und Gesetz geworden. Was ihn wiederum keineswegs unsympathisch macht.

Es geht um Abhängigkeiten und Korruption, Zarten ist wohl Durchgangsstation auf einer Drogenroute, ein dubioser französischer Großinvestor gerät ins Visier, die Suche sowohl nach Mörder als nach Whistleblower kommt nicht so recht voran. Doch die treibende Kraft in diesem ungewöhnlich spannenden, psychologisch ausgefeilten „Sequel“ ist letztlich die Frage, wie und warum Menschen auf bestimmte Lebensbahnen gelenkt werden.

Die Fans vom „Tatort aus Ludwigshafen würden sich sicher über mehr Fälle dieser Qualität freuen. Ob es auch nach 30 Jahren mit Lena Odenthal noch viele Gelegenheiten dazu geben wird, darüber hat Ulrike Folkerts mit uns im Interview gesprochen.