Berlin. Start der 16. Staffel von „Germany's Next Topmodel“: Die Models sind zwar diverser, doch bei anderen Themen hängt die Show hinterher.

Nach 16. Staffeln „Germany's Next Topmodel“ glaubt man ja schon wirklich alles gesehen zu haben: Die TV-Hochzeit von Kandidatin Theresia in Anwesenheit von Thomas Gottschalk und einem gigantischen Murmeltier oder Heidi Klums Koffermoderation.

Man glaubt, dass man fest im Trash-TV-Sattel sitzt und durch nichts mehr erschüttern werden kann. Denkt man. Doch das, was einem nach 60. Minuten der diesjährigen Auftaktfolge von „Germany's Next Topmodel“ präsentiert wurde, hatte nicht mehr viel mit Unterhaltung zu tun. Ja, die Modelanwärterinnen laufen wieder. Eben auch halb nackt.

Die 16. Staffel von GNTM wurde wegen Corona in Deutschland statt in den USA gedreht.
Die 16. Staffel von GNTM wurde wegen Corona in Deutschland statt in den USA gedreht. © Richard Hübner/ProSieben/dpa

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Corona-Pandemie: GNTM ohne Massencasting

Aber der Reihe nach: Wie das Dschungelcamp oder „Der Bachelor“ findet auch GNTM dieses Jahr in Deutschland statt. Keine Modelvilla in Los Angeles, keine Shootings in der kalifornischen Wüste, stattdessen Lüneburger Heide und ein Modelloft in Berlin. Natürlich kann man während einer globalen Pandemie auch kein Massencasting veranstalten. Dafür bekommt nicht mal Heidi Klum eine Sondergenehmigung. Deshalb treffen sich nur die Top 31 in Berlin.

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Die gute Nachricht: Tatsächlich ist das Feld der Teilnehmerinnen in diesem Jahr um einiges diverser als in den früheren Staffeln. Das ist schön. Aber muss man es so oft erwähnen? Damit auch jeder versteht, Wie unterschiedlich die Mädchen sind, wird in den ersten zehn Minuten ungefähr so häufig wiederholt wie der Satz „Ich habe heute leider kein Foto für dich“ in allen GNTM-Staffeln zusammen.

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GNTM: Treppensteigen löste Panik aus

Nach dem ersten Kennenlernen steht direkt die obligatorische Eröffnungsshow an. Bei vielen Kandidatinnen sorgt das verständlicherweise immer noch für Verwunderung. Krass! Eine Show in der ersten Folge. Das war die letzten fünf Jahre ja genauso.

Rückblick: GNTM-Finale - Show mit vielen Peinlichkeiten

In diesem Jahr wird es sogar noch krasser. Die Kandidatinnen müssen nicht nur geradeaus laufen, sondern auch eine Treppe überwinden. Das löst bei allen in etwa so viel Panik aus wie Windstärke zehn bei Donald Trumps Haupthaar. „Sind wir hier in Folge sechs?“, fragt eine völlig zu recht aufgebrachte Kandidatin. Seit wann muss man denn schon in Folge eins wissen, wie man eine Treppe runter läuft? Natürlich stolpern einige Mädchen mehr über den Runway, als dass sie laufen. Mission accomplished!

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Apropos stolpern. Kurz vor dem ersten Aufeinandertreffen mit ihre Meeeeedchen stolpert Modemama Heidi gaaaaaaaaanz zufällig in den Trainingsraum der Magic Mike Tänzer und kichert plötzlich wieder wie eine 14-Jährige. Ob sie vielleicht eine Privatshow haben könne, fragt sie vollkommen aufgedreht. Ein Wunsch, der selbstverständlich erfüllt wird.

GNTM: Manfred Thierry Mugler ist Gastjuror

Bevor sie mit einem der Mikes durchbrennt, beginnt das Catwalk-Training. Der perfekte Moment, um den allerersten Gastjuror der Staffel vorzustellen. Es ist: Designer Manfred Thierry Mugler, der dank zahlreicher Stunden beim Beautydoc und in der Muckibude aussieht wie Super-Mario-Bösewicht Wario. Falls Sie Wario nicht kennen, googeln Sie ihn. Sie werden es nicht bereuen!

Manfred, der sich als „Träumemacher“ sieht, präsentiert sich die folgende Stunde eher als Hauptdarsteller in einem Albtraum. Zwei Minuten auf der Bühne und schon rät er den Kandidatinnen, die das Training in schwarzen Bademänteln absolvieren, doch mal etwas mehr zu zeigen.

Und während man sich noch fragt, ob man sich über das Rascheln der Chipstüte verhört hat, lässt schon die erste Anwärterin ihren Bademantel fallen, um nur in einem hautfarbenen Slip vor dem 72-Jährigen zu walken. Ihre Brust bedeckt sie notdürftig mit ihren Händen. So starten sie also, die „Model“-Karrieren der Mädchen. „Sehr sympathisch“, findet Manfred. „Ich liebe Mädchen, die sich was trauen“, lacht Heidi. Really?

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GNTM: Stardesigner rät, mehr Haut zu zeigen

Schon klar, wer an einem TV-Format wie „Germany’s Next Topmodel“ teilnimmt, muss so einiges aushalten. Heidi Klums ausgeprägtes Lachorgan, die Musik von Tokio Hotel oder sprechende Murmeltiere. Wenn aber junge Frauen, die auf eine Karriere als Model hoffen, von einem scheinbaren „Stardesigner“ gesagt bekommen, sie sollen sich doch bitte nicht so anstellen und ein bisschen mehr Haut zeigen, um von ihm gelobt zu werden, steckt dahinter ein weitaus größeres Problem.

Damit steht die erste Folge von „Germany’s Next Topmodel“ exemplarisch für das immer noch streng hierarchische Machtkonstrukt der Modewelt. Gerade erst wurde dem bekannten Designer Alexander Wang vorgeworfen, mehrere Männer und Transfrauen sexuell belästigt zu haben.

Die Fälle liegen zum Teil mehrere Jahre zurück, erst jetzt meldeten sich die Betroffenen zu Wort. Sie zeigen, dass es in der Modewelt noch immer viel zu einfach ist, seine Macht und Position als Fotograf oder Designer zu missbrauchen und damit durchzukommen. Das Schweigen der Models, die weiterhin für Jobs gebucht werden und ihre Karriere nicht gefährden wollen, schützt die Täter.

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Bei „Germany’s Next Topmodel“ wird das Gesagte einfach hingenommen. Wie unangemessen das Verhalten von Manfred Thierry Mugler war, ist scheinbar weder Heidi noch einem Teammitglied aufgefallen. Oder – und das wäre noch schlimmer – es war ihnen einfach egal.