Berlin. Verspätungen, Zugausfälle, Defekte: Bei „Hart aber fair“ ging es um die Bahn. Deren Chef kam gut weg, ein Grüner rettete die Runde.

Bei „Hart aber fair“ ging es am Montagabend um die absurde Rolle der Deutschen Bahn. Einerseits müsste der Konzern vom neuen Fokus auf den Klimaschutz profitieren, andererseits hat er mit Verspätungen, Baustellen und Geldnöten zu kämpfen.

„Klimaretter oder Nervenkiller – was kann die deutsche Bahn?“, lautete passend dazu der Titel der Sendung. Diskutiert wurde das von folgenden Gästen:

  • Bahnchef Richard Lutz
  • Anton Hofreiter (Grüne)
  • Comedian Micky Beisenherz
  • Bernd Althusmann (CDU)
  • Bahnkundin Judith Henke

„Hart aber fair“: Bahnchef lächelt alles weg

Große Hoffnungen durfte man auf den Bahnchef legen. Immerhin: Er traut sich in die Runde! Wird er in die Mangel genommen werden? Wird er interessante Erklärungen für die Probleme seines Unternehmens liefern.

Leider nichts dergleichen. Stattdessen lächelte Lutz viele dieser Probleme einfach weg. „Da leide ich natürlich mit“, sagte er etwa zum Thema Unpünktlichkeit. Aber wenn man es sich genau betrachte, laufe der Betrieb insgesamt doch relativ rund. Außerdem werde jetzt viel investiert: In mehr Mitarbeiter, mehr Züge und eine bessere Infrastruktur.

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Hofreiter regt sich auf

Ja, alles nicht so ideal – aber jetzt wird’s besser: Diese auch Bernd Althusmann, seines Zeichens Verkehrsminister von Niedersachsen, gespielte Saite brachte immerhin Anton Hofreiter auf die Palme. „Das höre ich seit 2005, seitdem ist nichts besser geworden“, kritisierte der Grüne.

Immerhin will die Bundesregierung in den kommenden Jahren rund 156 Milliarden Euro in den Schienenverkehr investieren. Zu wenig, findet Hofreiter. Mehr Geld, das ist natürlich immer leicht gesagt, zumal in der Opposition. Allerdings hatte Hofreiter recht, als er kritisierte, dass die Bahn in den vergangenen Jahrzehnten systematisch kaputt gespart wurde.

Bahn und Politik – beide haben Schuld

Dieser Hinweis machte verständlich, warum Lutz sich sehr defensiv gab. Als Chef der Bahn ist er quasi auch Bahnchef der Bundesregierung – da benennt man die Gründe für die Probleme lieber nicht zu genau.

Allerdings hatte Hofreiter auch einen Punkt, als er neben der Politik auch die Bahn selbst kritisierte. Diese würde ihr Geschäft nicht vom Kunden, sondern vom System her denken.

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Der Satz des Abends…

…passte wunderbar zu dieser Feststellung. „Wenn ein Zug nicht fährt, kann er nicht unpünktlich sein“, stellte Lutz fest. Mit diesem Kniff rechnet sich die Bahn ihre Verspätungsstatistik schön, denn ausgefallene Züge tauchen dort nicht auf. Kann man machen, ist rein logisch auch richtig – aber natürlich ein, wie Plasberg richtig sagte, „Taschenspielertrick“.

Das Fazit

Viel Neues produzierte diese Ausgabe von „Hart aber fair“ zum Thema Bahn nicht. Dafür bildete es den Stand der Diskussion noch mal solide ab. Musste man nicht sehen, tat aber auch nicht weh.

Ums Klima ging es dabei übrigens nur am Rande. Dafür aber teilweise wunderbar exemplarisch, etwa, als die Bahnkundin Judith Henke berichtete, wie sie ihre Pendlerstrecke ausnahmsweise mal mit dem Auto fuhr: „Es war der Himmel auf Erden“, sagte die Studentin.

Wenn sie die Wahl hätte, würde sie es immer so machen, gab Henke zu. „Da wäre mir mein Nutzwert wichtiger als Klimaschutz.“

Ja, die Verkehrswende wird mit Moral nicht gelingen – sondern nur, wenn Alternativen zum Auto auch wirklich attraktiver als dieses sind.

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