Berlin. Bei „Hart aber fair“ ging es um die Corona-Situation in der Pflege. Dabei wurde deutlich: In Heimen gibt es auf vielen Ebenen Probleme.

  • Bei „hart aber fair“ in der ARD ging es am Montagabend um die Frage: „Das Virus und die Pflege: Werden Altenheime zur Corona-Falle?“
  • Eine Altenpflegerin zeichnete ein dramatisches Bild der Lage in Altenheimen
  • Auch ein Mangel an Schutzkleidung und ein Generationenkonflikt wurden deutlich

Bei „Hart aber fair“ ging es am Montagabend um einen leider etwas vernachlässigten Aspekt der Corona-Krise: die Lage in deutschen Alten- und Pflegeheimen. Diese ist eigentlich sehr relevant, schließlich leben hier auf engem Raum viele Menschen, die zur Risikogruppe gehören. Kein Wunder, dass einige Einrichtungen bereits zahlreiche Infektionen und Todesfälle melden.

„Das Virus und die Pflege: Werden Altenheime zur Corona-Falle?“, wollte Gastgeber Frank Plasberg vor diesem Hintergrund wissen. Diskutiert wurde das Thema von folgenden Gästen:

  • Infektiologe Gerd Fätkenheuer
  • Altenpflegerin Silke Behrendt-Stannies
  • Pflegeheimbetreiber Bernd Meurer
  • Altersmediziner Johannes Pantel
  • NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann

Wie ist die Lage in Alten- und Pflegeheimen in der Corona-Krise?

Eine gute Problembeschreibung lieferte Johannes Pantel. Man könne aktuell beobachten, dass sich das „Infektionsgeschehen“ vom öffentlichen Raum in die Versorgungseinrichtungen verlagere, sagte der Altersmediziner. „Statistisch gesehen sind solche Institutionen für ältere Menschen im Moment gefährliche Orte.“

Wie geht es den Beschäftigen in den Heimen in der Corona-Krise?

Die prekäre Lage betrifft natürlich auch das Personal. „Die Gefühle fahren den ganzen Tag Achterbahn“, berichtete die Altenpflegerin Silke Behrendt-Stannies aus ihrem Alltag. Natürlich arbeite man sehr sorgsam, damit sich weder die zu Pflegenden als auch die Mitarbeiter nicht anstecken. „Wenn wir erkranken und ausfallen, ist das eine Dramatik, die nicht mehr einzufangen ist“, warnte Behrendt-Stannies, auch unter Verweis auf die schwierige Lage bei der Schutzausrüstung.

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Wie steht es um die Schutzmasken?

NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) sagte über die Menge an Schutzausrüstung in Alten- und Pflegeheimen: „Es ist ein Verteilen von Mangel.“
NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) sagte über die Menge an Schutzausrüstung in Alten- und Pflegeheimen: „Es ist ein Verteilen von Mangel.“ © dpa | Federico Gambarini

Zu dieser fand Karl-Josef Laumann erfrischend ehrliche Worte. „Es ist ein Verteilen von Mangel“, räumte der CDU-Gesundheitsminister von NRW ein. „Die Realität ist auf der ganzen Welt, dass der Mundschutz nicht da ist.“ Man habe Material für zwei Jahre vorgehalten, das nun aber in der Krise in kürzester Zeit verbraucht sei. Zudem fehle hierzulande das Knowhow: „Wir haben in NRW eine einzige Firma, die noch medizinisches Vlies herstellen kann“, sagte Laumann.

Aus der Praxis berichtete dazu Bernd Meurer, der selbst drei Pflegeheime betreut und die Branche vertritt. „Mehr oder weniger gibt es nichts“, sagte Meurer mit Blick auf die Schutzartikel. Teilweise würden in den Pflegeheimen selbstgebastelte Mundschutze verwendet, die abends desinfiziert und am nächsten Tag erneut verwendet werden.

Im Gespräch mit unserer Redaktion hatte DRK-Präsidentin Gerda Hasselfeldt kürzlich vor großen Gefahren in Alten- und Pflegeheimen gewarnt und unzureichende Versorgung mit Schutzmaterial moniert.

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Gibt es einen Generationenkonflikt?

Überraschend wurde die Debatte erst, als es um den mutmaßlichen Generationenkonflikt ging. Hierbei tat sich vor allem der Altersmediziner Pantel hervor, der eindringlich davor warnte, die gefährdeten Alten zu isolieren – und die Jungen wieder laufen zu lassen. Das könne gravierende psychische und physische Folgen haben. „Wir sind alle in Vorleistung getreten“, stellte sich Pantel gegen die Vorstellung, dass die Maßnahmen gegen das Coronavirus alle treffe, obwohl doch „nur“ die Alten gefährdet sind.

Da hatte er durchaus einen Punkt. Gut war allerdings, dass ihm Plasberg eine Umfrage vorhielt, der zufolge ausgerechnet alte Menschen häufiger glauben, gut gegen das Virus gefeit zu sein. Da kam der Mediziner ins Schwimmen – ein Aspekt, der sicher auch die weitere Debatte um die bestehenden Kontaktverbote beeinflussen wird.

Das Fazit

Diese Ausgabe von „Hart aber fair“ gab einen soliden Überblick über die Situation in der Pflege. Das war phasenweise etwas dröge – und doch wichtig: Schließlich zeigt etwa Norditalien, wie ernst die Lage sehr schnell in dem Bereich werden kann. Es wäre viel gewonnen, wenn die Maßnahmen – Generationenkonflikt hin oder her – hierzulande eine ähnliche Situation verhindern würden.

• Zur Ausgabe von „Hart aber fair“ in der ARD-Mediathek

So wurde die Corona-Krise bisher bei „hart aber fair“ diskutiert: