Berlin. Bei „Maybrit Illner“ wurden die Corona-Beschlüsse von Bund und Ländern debattiert. Den wichtigsten Punkt brachte die Gastgeberin an.

Ein Mindest-Bußgeld für Maskenverweigerer und eine Quarantänepflicht: Das sind die wichtigsten neuen Maßnahmen, auf die sich Bund und Länder im Kampf gegen das Coronavirus verständigt haben. Der Themenkomplex trieb am Donnerstagabend auch die Runde bei „Maybrit Illner“ um.

„Was nützen die Corona-Regeln?“, lautete die Leitfrage. Diskutiert wurde sie unter anderem von Kanzleramtschef Helge Braun (CDU), Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD), der Virologin Melanie Brinkmann und der Ethikerin Alena Buyx. Lesen Sie hier: Neue Corona-Regeln – Diese Beschlüsse gab Merkel bekannt

„Maybritt Illner“ – Das waren die Gäste:

  • Helge Braun (CDU): Bundeskanzleramtsminister und Arzt
  • Manuela Schwesig (SPD): Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern
  • Alena Buyx: Vorsitzende des Deutschen Ethikrats
  • Melanie Brinkmann: Virologin, Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung
  • Michael Müller: Vorstandsvorsitzender ALM e.V. – Berufsverband der Akkreditierten Labore in der Medizin
  • Nicole Grünewald: Präsidentin der Industrie- und Handelskammer Köln

Maybritt Illner sprach mit ihren Gästen Helge Braun (l.), Alena Buyx und Melanie Brinkmann (v.r.) über die neuen Corona-Beschlüsse von Bund und Ländern. Zugeschaltet: Manuela Schwesig (l.) und Nicole Grünewald.
Maybritt Illner sprach mit ihren Gästen Helge Braun (l.), Alena Buyx und Melanie Brinkmann (v.r.) über die neuen Corona-Beschlüsse von Bund und Ländern. Zugeschaltet: Manuela Schwesig (l.) und Nicole Grünewald. © ZDF/Svea Pietschmann | ZDF/Svea Pietschmann

Reiserückkehrer: Quarantänepflicht statt Massentests

Für Helge Braun bot der Talk die Gelegenheit, eine weitere Kehrtwende der Politik zu erklären. Schließlich sollten erst möglichst alle Reiserückkehrer getestet werden, nun setzt die Politik auf eine Quarantänepflicht. Lesen Sie hier: Corona-Urlaub: Aus diesen Ländern kommt das Virus zu uns

Das rechtfertigte der Kanzleramtschef mit den Erfahrungen, die man gemacht habe. „Die Quarantäne wird häufig nicht eingehalten“, sagte Braun. Darum sei zur Hauptreisezeit auf Tests für alle gesetzt worden.

Dass darauf nun zugunsten einer Quarantänepflicht verzichtet wird, ist auch als ein Zeichen an die Bevölkerung zu verstehen: „Reisen in Risikogebiete sollten eigentlich unterlassen werden“, sagte Manuela Schwesig, Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern. Wer es nicht lassen wolle, müsse die Kosten für einen Test ihrer Meinung nach auch selbst tragen. Lesen Sie hier: Alle Corona-Risikogebiete: Reisewarnungen für diese Länder

Corona-Tests: Es fehlen Fachkräfte und Reagenzien

Coronavirus- Was sind Antikörpertests?

weitere Videos

    Das ist rechtlich möglich – und ethisch auch durchaus zu vertreten, wie Alena Buyx vom Deutschen Ethikrat erklärte. Wenn die Testkapazität insgesamt begrenzt sei, sei die entscheidende Frage, wer die Tests bekommt: Pflegeheime, Feuerwehren, Schulen, Supermärkte – das seien, anders als Reisen, die entscheidenden Bereiche, befand Buyx.

    Dass Reiserückkehrer aus Risikogebieten die Kosten für Corona-Tests selber tragen sollten, hält Alena Buyx vom Deutschen Ethikrat für vertretbar.
    Dass Reiserückkehrer aus Risikogebieten die Kosten für Corona-Tests selber tragen sollten, hält Alena Buyx vom Deutschen Ethikrat für vertretbar. © ZDF/Svea Pietschmann | ZDF/Svea Pietschmann

    Doch warum sind die Tests eigentlich plötzlich knapp? Im März wurden wöchentlich noch 100.000 durchgeführt – mittlerweile sind es 1,2 Millionen, erklärte zwischendurch der Labormediziner Michael Müller. Für eine weitere Ausweitung fehlten sowohl Fachkräfte als auch Testreagenzien.

    Corona-Regeln: Ist das alles noch verhältnismäßig?

    Einen interessanten Punkt hatte die Gastgeberin, als sie die Frage aufbrachte, ob die Maßnahmen überhaupt noch verhältnismäßig sind. Schließlich sind die Intensivbetten – die vielleicht wichtigste Corona-Kennziffer – weiterhin kaum mit Covid-Patienten belegt.

    Schwesig umschiffte das Thema, indem sie darauf verwies, dass ja weiterhin viele Dinge möglich seien. Dass die Frage aber durchaus entscheidend ist, machte die Ethikerin Buyx klar: „Nur die Infektionszahlen zeigen uns nicht die aktuelle Wahrheit.“ Da es um weitreichende Maßnahmen gehe, müsse bei der Belegung der Intensivbetten genau hingeschaut werden. Lesen Sie hier: RKI meldet aktuelle Corona-Fallzahlen und Reproduktionszahl

    Das Fazit

    Diese Ausgabe von „Maybrit Illner“ machte deutlich, dass von einer stringenten Corona-Strategie weiterhin keine Rede sein kann. Das ist in Anbetracht der sich ständig verändernden Lage und der Fallstricke des Föderalismus verständlich. Zugleich ist es aber auch etwas beängstigend: Den ultimative Rahmen für einen langen Herbst und Winter gibt es noch immer nicht.

    Sommer sei es einfacher, das Virus im Griff zu halten, sagte Braun bei „Maybrit Illner“. Wenn es kälter werde und sich viele Menschen in Innenräumen träfen, dann könne es sein, dass eine „zweite Welle mit Wucht“ komme.

    Und so bleibt wohl nichts anderes, als auf baldige Durchbrüche bei Impfstoffen und Schnelltests zu hoffen. „Besser ein bisschen Verzicht, als wenn wir alle komplett verzichten müssen“, sagte Manuela Schwesig mit Blick auf die kommenden Monate. Eine treffende und doch irgendwie frustrierende Feststellung.

    Zur Ausgabe von „Maybrit Illner“ in der ZDF-Mediathek

    „Maybritt Illner“ – Das waren die vergangenen Sendungen: