Berlin. Bei „Markus Lanz“ räumte der Grünen-Politiker Cem Özdemir einige Fehler seiner Partei ein. Danach kam es zu einer hitzigen Debatte.

  • Nach einem Hype sinken die Umfragewerte der Grünen aktuell
  • Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock machte in der letzten Zeile viele Negativ-Schlagzeilen
  • Bei „Markus Lanz“ räumte der Grünen-Politiker Cem Özdemir Fehler seiner Partei ein - danach kam es zu einer hitzigen Debatte

Zu spät gemeldete Sonderzahlungen, irreführende Angaben im Lebenslauf der Kanzlerkandidatin und jetzt die Erhöhung des Spritpreises um 16 Cent – Die Grünen erleben derzeit reichlich Gegenwind. Stürmisch wurde es auch am Donnerstagabend, als sich Grünen-Politiker Cem Özdemir dem Fragenhagel von Moderator Markus Lanz stellen musste. Dieser endete in einer hitzigen Debatte mit Amira Mohamed Ali, Bundesfraktionsvorsitzende der Linken, über außenpolitische Themen.

„Markus Lanz“: Cem Özdemir räumt Fehler der Grünen ein

Trotz leichtem Zugewinnen bei der Landtagswahl in Sachsen-Anhalt, blieb ein zweistelliges Ergebnis aus. „Was ist da los?“, wollte Lanz von Özdemir wissen. „Klar in Sachsen-Anhalt haben wir uns mehr erhofft. Da hat sicherlich die Bundesebene keinen Rückenwind dazu beigetragen“, sagte Özdemir.

Und der Moderator bohrte sofort weiter. Ob „Mist“ gebaut worden sei, wollte Lanz wissen und spielte damit auf Annalena Baerbocks Kommentar zu ihrem Lebenslauf an. Özdemir räumte zwar Fehler ein, redete sich allerdings schnell um Kopf und Kragen. Man habe vor dem kommenden Parteitag weit über dreitausend Änderungsanträge.

„Ich verstehe den Zusammenhang gerade nicht, dreitausend Änderungsanträge und ein seltsamer Lebenslauf?“, entgegnete Lanz.

„Markus Lanz“ – Das waren die Gäste:

  • Cem Özdemir (Grüne), Politiker
  • Amira Mohamed Ali (Linke), Politikerin
  • Anja Maier, Journalistin („Weser Kurier“)
  • Prof. Michel Friedman, Publizist
  • Mehr zu den Gästen lesen Sie hier

Journalistin bei „Lanz“: Genauigkeit ist eine „Frage der Professionalität“,

„Der Zusammenhang ist, wenn man Kanzlerkandidatin ist, dann wird anders darauf geschaut“, sagte Özdemir. So habe Baerbock lediglich ein paar Fellowships in Mitgliedschaften umgewandelt. Auch könnten es laut Özdemir Mitarbeitende gewesen sein, die den Unterschied nicht kannten.

„Wir reden hier von einer Kanzlerkandidatin. Das ist lange geplant, das ist lange überlegt“, akzentuierte Publizist Michel Friedman. Auch für Journalistin Anja Maier sei dies eine „Frage der Professionalität“, dass die Kandidatin sorgfältig geprüft werde.

„Das ist das höchste Amt“, sagte die Journalistin. So wirklich antworten, konnte Özdemir auf die Kommentare nicht. Stattdessen versuchte der Grünen-Politiker schnell das Thema zu wechseln und sich lieber mit den „politischen Konzepten“ auseinanderzusetzen. Bundestagswahl: „Politbarometer“ - Baerbock verliert Ansehen

Amira Mohamed Ali wirft Baerbock „unerträgliche Arroganz vor“

Teil des politischen Konzepts der Grünen ist die Benzinpreis-Erhöhung um 16 Cent. Linken-Fraktionschefin Amira Mohamed Ali findet: „Das ist keine sinnvolle Klimapolitik“. Der Grünen-Chefin Annalena Baerbock warf die Politikerin „unerträgliche Arroganz“ vor. Demnach halte Mohamed Ali die Preiserhöhung für ein vollkommen falsches Lenkungsinstrument, das Menschen mit geringem Einkommen übermäßig viel belaste.

„All die Menschen, die das Auto brauchen, um zur Arbeit zu kommen, die können doch nicht plötzlich weniger tanken und diejenigen die genug Geld haben, für die ist es kein Unterschied“, erklärte die Linke-Politikern. Mohamed Alis will als Alternative lieber die öffentlichen Verkehrsmittel weiter ausbauen.

Beim Ausbau des öffentlichen Verkehrs waren sich Özdemir und Mohamed Ali noch einig. Beim Thema Außenpolitik entflammte allerdings eine hitzige Debatte. Der linke Spitzenkandidat Dietmar Bartsch hatte auf Twitter Robert Habecks Ukraine-Besuch und das dabei entstandene Foto kritisiert. Darauf ist Habeck mit Schutzweste und Stahlhelm zu sehen. In der Nähe der russischen Grenze sei dieses Foto „geradezu Grotesk" angesichts der deutschen Geschichte, schrieb Bartsch.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von X, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

„Lanz“: Habeck spaltet Grüne und Linke

„Dieser Tweet ist so unterirdisch“, kommentiere Cem Özdemir bei Lanz. „Die Krim ist nicht Russland, er ist in der Ostukraine“, ergänzte der Politiker.

Die Linke-Fraktionschefin Mohamed Ali kritisierte das Foto von Habeck genau wie Bartsch scharf. Für die Politikerin stehen Gespräche über den Ostukraine-Konflikt im Vordergrund. „Aber mit Stahlhelm sich da ablichten zu lassen, wir sind eine Friedenspartei “, sagte Mohamed Ali. „Er ist da in einem Kriegsgebiet. So viel Fairness kann man erwarten“, warf Özdemir ein. Wie man mit Putin umgehen müsse, wollte der Lanz daraufhin wissen.

„Diplomatie, das ist insgesamt unsere Strategie“, betonte Mohamed Ali. Mehrfach musste Lanz nachfragen, ob Putin ein Mörder sei. Mohamed Ali beantwortete die Frage zwar nicht direkt, aber sprach von „schweren Menschenrechtsverletzungen“.

Auch wenn es um Kriegsintervention geht, spalteten sich die Meinungen. Mohamed Ali verteidigte die Entscheidung, gegen einen UN-Einsatz von 50 Bundeswehrsoldaten im Südsudan zu gestimmt zu haben. Einsätze in Krisengebieten sollten von Deutschland lediglich finanziell unterstützt, allerdings von neutralen Staaten wie Österreich oder der Schweiz durchgeführt werden, da diese nicht der NATO angehörten. Unverständlich für Özdemir. „Wir haben da eine Verantwortung“, sagte der Grünen-Politiker.

„Lanz“: Wie wahrscheinlich ist eine Koalition von Grünen, SPD und Linken?

„Sehen Sie da Liebe?“, fragte der Moderator die Journalistin Anja Maier im Hinblick auf eine mögliche Koalition. Entschlossen stellte Maier fest: „Das matcht nicht, nein. Rot-rot-grün, daran glaubt mittlerweile keine einzige beteiligte Partei mehr.“

Laut Maier würde die Legislatur zur Hälfte mit Streit vergehen. „Ach“, rief Mohamed Ali dazwischen, während Özdemir nur schmunzelte. Auch Michel Friedman betonte, dass die Brückenbildung besonders schwierig sei, wenn es bei Kernpunkten der Bundespolitik bereits solche Differenzen gebe.

„Markus Lanz“ – So liefen die vergangenen Sendungen