Berlin. Markus Lanz diskutierte mit seinen Gästen, wie die Corona-Pandemie das Reisen beeinflussen wird. Ein Virologe mahnte zur Vorsicht.

Es war ein guter Wochenstart in Hinblick auf die Ausbreitung des Coronavirus in Deutschland: Die Warn-App der Bundesregierung ist an den Start gegangen, die Zahl der Neuinfektionen liegt stabil unter 500 Fällen pro Tag. Dank Hygienekonzepten kehrt trotz der weiterhin geltenden Kontaktbeschränkungen langsam wieder Normalität in Schulen, Restaurants und Geschäften ein.

Bei Markus Lanz war der Virologe Martin Stürmer zu Gast, um die aktuelle Situation einzuschätzen. Der Wissenschaftler zeigte sich in der Talkshow vorsichtig optimistisch: „Bis jetzt ist es erstmal so, dass trotz der Lockerungen die Zahlen erfreulich niedrig bleiben“, meinte Stürmer. Er sehe es trotzdem skeptisch, dass sich das Gefühl breit mache, dass die Gefahr gebannt sei.

Markus Lanz – das waren die Gäste:

  • Kevin Kühnert, Juso-Chef und SPD-Vize
  • Dagmar Rosenfeld, „WELT“-Chefredakteurin
  • Martin Stürmer, Virologe
  • Christoph Röckerath, Leiter des ZDF-Studios Rio de Janeiro

Virologe bei Markus Lanz: Respekt für alle, die sich weiter an Hygienevorschriften halten

Dass die Zahl der Corona-Infektionen in Deutschland so niedrig ist, habe einen simplen Grund, so Stürmer: „Ich glaube, dass sich viele Menschen weiter an die Vorgaben gehalten haben und nicht die wiedergewonnenen Freiheiten ausgenutzt haben, um in alte Schemata zurückzufallen.“ Er zolle all jenen seinen Respekt, die sich immer noch an Hygienevorschriften und Abstandsregeln hielten und Kontakte nicht überreizt hätten, sagte der Virologe in der Sendung bei Lanz.

Wie viele seiner Kollegen mahnte aber auch Stürmer zur Vorsicht an. Je mehr Lockerungen es gäbe, desto eher könnte das vorbildliche Verhalten auch in Sorglosigkeit umschlagen. Einen solchen Effekt könnte zum Beispiel die Aufhebung der Reisewarnungen haben: „Der Urlaub verleitet natürlich auch dazu, sich anders zu verhalten, als man es zu Hause tun würde.“ Lesen Sie hier: Nach Ende der Reisewarnung – so wird Urlaub wieder möglich sein

„Markus Lanz“: Flugreisen trotz Corona möglich

Die Bundesregierung hatte beschlossen, die Reisewarnung für die 26 Partnerländer Deutschlands in der Europäischen Union, das gerade aus der EU ausgetretene Großbritannien sowie die vier Staaten des grenzkontrollfreien Schengenraums, Island, Norwegen, die Schweiz und Liechtenstein, die nicht Mitglied in der EU sind, aufzuheben.

Seit Anfang der Woche sind Auslandsreisen nun wieder unkompliziert möglich – auch im voll besetzten Flieger. Wie geht das zusammen – auf der einen Seite „Abstandhalten“ zu predigen und dann wiederum Bilder von Mallorca-Urlaubern, die dicht gedrängt in einem Flugzeug sitzen – will Markus Lanz von dem Virologen wissen. Martin Stürmer kann Entwarnung geben: Das Fliegen stellt wahrscheinlich gar kein großes Problem dar. Lesen Sie die Reportage: Test-Touris im Urlaub – So war es im ersten Mallorca-Flieger

Experte bei Markus Lanz: Flug ist die „ungefährlichste Situation“ beim Urlaub

„Die Klimaanlagen in Flugzeugen sind hocheffektiv. Der Luftstrom geht vertikal von oben nach unten. Und es gibt Partikelfilter, die auch kleinste Tröpfchen und Viren zurückhalten können“, erklärte der Virenforscher. In Kombination mit dem Tragen eines Mundschutzes während der Reisezeit hält er den Flug für die „ungefährlichste Situation“ beim Urlaub. Er selbst könnte sich auch vorstellen, mit dem Flugzeug zu verreisen.

Stürmer macht sich eher Sorgen um das Verhalten der Touristen am Urlaubsort. Das konnte Dagmar Rosenfeld, Chefredakteurin der „Welt“ nicht nachvollziehen: „Aber in den Urlaubsländern gelten ja auch Corona-Regeln“, stellte die Journalistin fest. Zudem hätten sich die meisten Menschen ja an die Regelungen gewöhnt. Der Virologe stimmte ihr zu, merkte aber auch an, dass man noch nicht einschätzen könne, was für Situationen, auch mit Touristen aus anderen Ländern, entstehen könnten.

Kritik an Corona-App bei „Markus Lanz“: Keine internationale Kompatibilität

Ein kleines Hindernis beim Reisen sieht Stürmer auch in der neu erschienenen Corona-Warn-App: Die deutsche App ist nämlich nicht kompatibel mit den Applikationen, die in anderen Ländern genutzt werden, um vor möglichen Kontakten mit Infizierten zu warnen.

„Die deutsche App kommuniziert nicht mit der österreichischen oder der spanischen“, erklärte Stürmer, „ich hoffe, dass da nachgebessert wird, denn gerade jetzt vor dem Sommer wäre das eine Funktionalität, die ich mir gewünscht hätte.“ Wie die Corona-Warn-App funktioniert, erfahren Sie hier: Corona-Warn-App: Das sind ihre Funktionen

Klar ist auf jeden Fall, dass man sich in diesem Jahr gut überlegen sollte, was man im Urlaub unternehmen möchte, welchen Zweck die Reise hat. Martin Stürmer berichtete von seiner Tochter, die mit Freundinnen nach dem Abitur nach Mallorca reisen wollte. Sie hätte den Urlaub nun von sich aus abgesagt: „Sie sagte zu mir: Wir wollten eigentlich was erleben und ein bisschen um die Häuser ziehen. Das werden wir da nicht machen können, also lassen wir es.“ Lesen Sie hier: Mallorca nach Corona-Krise: „Eimer-Saufen ist Geschichte“

Grundsätzlich ist es also möglich, den Sommerurlaub nun doch außerhalb Deutschlands zu verbringen. Eine gänzlich unbeschwerte Ferienzeit wird es 2020 aber wohl nicht geben. Bundesaußenminister Heiko Maas mahnte erst kürzlich an, den Sommerurlaub „mit Vorsicht und in Verantwortung“ zu genießen. Stürmers Ausführungen bei Lanz schlugen in dieselbe Kerbe. Lesen Sie hier: Sommerurlaub im Ausland: In diesen Ländern ist er möglich

So wurde die Corona-Krise bisher bei „Markus Lanz“ diskutiert: