Berlin. Bei „Maybrit Illner“ sollte über die ungleiche Gefahr vor Corona-Infektionen diskutiert werden. Nur wollte darüber fast niemand reden.

  • Zu Gast bei Maybrit Illner im ZDF waren dieses Mal im unter anderem Markus Söder, Manuela Schwesig und Michael Esken
  • Der Polit-Talk lief unter dem Thema „Corona trifft nicht alle gleich – schwindet die Solidarität?“
  • Söder und Schwesig waren sich vorallem bei einem Punkt einig
  • Die Zusammenfassung und ein Fazit zur Sendung

Es ist eigentlich eine Binsenweisheit: Kommt eine Krise, trifft es die Schwächsten der Gesellschaft am härtesten. Doch immer wieder ist man aufs Neue überrascht, wenn die Krise da ist und das Erwartete tatsächlich eintritt. Die Bilder und Nachrichten über die Arbeitsbedingungen beim Fleischkonzern Tönnies haben es vor Augen geführt.

Unter der Überschrift „Corona trifft nicht alle gleich – schwindet die Solidarität?“ wollte Maybrit Illner am Donnerstagabend von ihren Gästen wissen, ob wir die Bilder nach einer kurzen Empörung wieder vergessen werden. Es ist wohl zu vermuten – zumindest, wenn man sich leeren Phrasen mancher Gäste vor Augen hält.

„Maybrit Illner“ – das waren die Gäste am Donnerstagabend:

  • Jagoda Marinić, Schriftstellerin und Journalistin
  • Manuela Schwesig (SPD), Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern
  • Markus Söder (CSU), Ministerpräsident von Bayern
  • Michael Esken, Bürgermeister der Stadt Verl im Kreis Gütersloh
  • Dr. med. Ute Teichert, Vorsitzende Bundesverband des Öffentlichen Gesundheitsdienstes
  • Prof. Dr. Jonas Schmidt-Chanasit, Virologe

Söder und Schwesig bei Illner einig: Corona zeigt soziale Probleme wie ein „Brennglas“

Da saßen bei Maybrit Illner mit Markus Söder und Manuela Schwesig zwei Parteivertreter der Berliner Regierungskoalition und waren sich vollkommen einig, dass die Corona-Pandemie ein „Brennglas“ sei, durch das die sozialen Probleme im Land besonders sichtbar werden. Soweit, so richtig.

Und da war mit dem Verler Bürgermeister und CDU-Mitglied Markus Esken auch jemand, der die Krise als Chance sah: „Wenn Corona überhaupt etwas Positives hat, dann dass wir das Problem der beengten Wohnverhältnisse endlich angehen“, sagte Esken bei „Illner“, als es um die Unterkünfte der Werkvertragsarbeiter ging. Auch dem lässt sich gar nicht widersprechen. Lesen Sie hier: Tönnies und Co.: Das ist das Problem mit den Werkverträgen

Markus Söder (CSU) war bei Maybritt Illner zugeschaltet.
Markus Söder (CSU) war bei Maybritt Illner zugeschaltet. © ZDF/Svea Pietschmann | ZDF/Svea Pietschmann

Allein: Wenn Sozialdemokraten, Christdemokraten und Christsoziale die Arbeits- und Wohnbedingungen im Land beklagen, hat es eine gehörige Portion Scheinheiligkeit. Alle drei Parteien hatten jahrelang in den verschiedenen Koalitionen die Möglichkeit, längst etwas dagegen zu unternehmen. Denn neu ist ja an den Zuständen wenig.

„Maybrit Illner“: Geplänkel statt Diskussion

So blieb es bei „Illner“, als sich die Politiker parteiübergreifend in Einigkeit wälzten, an der Schriftstellerin Jagoda Marinić hängen, doch einmal eine deutliche Breitseite Kritik in alle Richtungen zu geben: „Wir reden vom Brennglas, aber es gab eine jahrzehntelange Kultur des Wegsehens“, sagte Marinić und redete sich förmlich in Rage.

Da bekam nebenbei noch NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) sein Fett weg für dessen Schuldzuweisung an den Rumänen und Bulgaren am Virus-Ausbruch in Gütersloh. Sie sprach ihm gar die „Kanzlerfähigkeit“ für alle Zeiten ab.

Es wäre der gelungene Startschuss für eine ordentliche Diskussion gewesen, nachdem die Sendung beinahe eine halbe Stunde dahinplätscherte. Was folgte war aber: Stille. Keiner der Gäste schien sich für das Thema ernsthaft zu interessieren. Und auch Maybrit Illner gelang es nicht, den Ball aufzunehmen.

Stattdessen entwickelte sich ein lockeres Geplänkel zwischen Illner und ihren Gästen. Mal ging es um den Sinn des „Jedermann-Testens“, das nun in Bayern eingeführt wird, mal um die Corona-Warn-App, mal um den Sinn von Urlaub in Deutschland. Lesen Sie dazu: Urlaub in Deutschland – trotz Corona: Das muss man wissen

Das Fazit

Am Ende stand ein lockerer, aber weitgehend spröder Talk. Diskussionen gab es wenige. Markus Söder machte Werbung für eine besonnene Zurückhaltung aller Bürger, Manuela Schwesig für ihr Bundesland, der Virologe Schmidt-Chanasit und die Ärztin Ute Teichert für das vermehrte und regelmäßige Testen. Und Verls Bürgermeister sorgte sich besonders um ein besseres Image seiner Einwohner. So weit, so langweilig.

Doch Ursachenforschung über fehlende Solidarität oder Ansätze, die ungleiche Infektionsgefahr zu minimieren, gab es fast nicht. Unterm Strich: Ein weitgehend einschläfernder Talk.

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