Berlin. Im „Tatort“ ist Oliver Mommsen Geschichte. Doch er dreht fleißig weiter. Ein Gespräch über Kinder, Karriere und Kunststoffwaffen.

18 Jahre lang ermittelte er als Kommissar Stedefreund an der Seite von Sabine Postel in Bremen, doch dann war Schluss: Seit April ist Oliver Mommsen kein „Tatort“-Kommissar mehr, sondern konzentriert sich lieber auf andere Fernsehprojekte. So wie die Tragikomödie „Der beste Papa der Welt“ am 13.12. im Ersten: Der 50-Jährige spielt einen warmherzigen Luftikus, der nach dem Unfalltod seiner Schwester deren drei Kinder bei sich aufnimmt.

Herr Mommsen, im April sind Sie beim Bremer „Tatort“ ausgestiegen. Haben Sie die Entscheidung inzwischen bereut?

Oliver Mommsen: Die große Zeit des Haderns habe ich hinter mir. Beim „Tatort“ sind wir ja wie in der Modebranche immer unserer Zeit voraus. Die Entscheidung wurde vor zwei Jahren getroffen, aber erst Ostern ist „Tatort“-Kommissar Stedefreund erschossen worden. Dazwischen habe ich mir zwar oft gesagt: „Bist du bescheuert? Ruf an und sag, dass du doch weitermachst.“ Aber das ist vorbei, zurzeit fühle ich mich wie im Traum, ich habe eines meiner buntesten Arbeitsjahre hinter mir.

Sie mussten also nach dem Ausstieg bei Deutschlands populärster Filmreihe keinen Karriereknick hinnehmen?

Mommsen: Ich bin da zwar ganz vorsichtig und will den Tag nicht vor dem Abend loben. Aber ich habe dieses Jahr mehrere tolle Filme gedreht, ich hatte schöne Episodenrollen, und ab Januar spiele ich am Berliner Schillertheater einen Musiker in der Schaffenskrise, der mit seinem Haushaltsroboter zusammenlebt. Und bei alledem hatte ich noch keine einzige Plastikwaffe in der Hand. (lacht)

Haben Sie nach den vielen „Tatort“-Jahren etwa die Nase voll von Krimis?

Mommsen: Ich spiele einfach alles, was Spaß macht. Ich habe kein Problem damit, dass in meinem Lebenslauf auch ein paar Projekte sind, wo vielleicht der ein oder andere Intellektuelle die Nase rümpft. Ich sehe uns Schauspieler als Montagearbeiter – wir werden gebucht, und dann gehen wir auf die Bohrinsel. Es gibt Kollegen, denen rollen sich die Fußnägel hoch, wenn sie das hören. Aber ich will niemanden erziehen, ich will unterhalten.

Ihr neuer Film heißt „Der beste Papa der Welt“. Was macht einen guten Vater Ihrer Ansicht nach aus?

Mommsen: Der beste Papa macht selber auch mal Fehler, er geht nicht von oben herab mit Kindern um, betrachtet sie nicht als seinen Besitz, sondern wächst mit ihnen. Ich habe es ja mit meinen Kindern erlebt. Als Vater war ich, als die beiden klitzeklein waren, fürs Windelwechseln und Müll rausbringen zuständig.

Inzwischen sind sie Teenager und es findet ein großer Austausch statt, das macht einen Riesenspaß. Mein Sohn gibt mir Filmtipps und sagt mir, ich soll mir „Kick-Ass“ angucken, meine Tochter Lotte geht auf Demos und ist nicht so wahnsinnig glücklich mit dem, was wir Erwachsenen hinterlassen werden.

Liest Sie Ihnen die Leviten, was Klimawandel und Umweltverschmutzung angeht?

Mommsen: Sie kreidet uns gar nicht an, dass wir die Umwelt schlecht behandeln, das tun wir auch gar nicht. Wenn ich unter der Dusche stehe und mich einseife, oder auch während des Zähneputzens, mache ich das Wasser aus, und meine Frau hat den Speiseplan geändert: Wir essen maximal einmal die Woche Fleisch. Aber meine Tochter sagt: Warum hinterlasst ihr Erwachsenen uns eine Welt voller Hass, voller Krieg und Konflikte? Was will man da sagen.

Wie haben Sie Familie und Karriere unter einen Hut gekriegt, als die Kinder kleiner waren?

Mommsen: Wir haben uns damals entschieden, das alte Modell zu wählen. Meine Frau Nikola ist zurückgetreten, während ich Karriere gemacht habe. Sie hat zwar auch immer gearbeitet, aber meine Karriere stand im Vordergrund. Das kann ich niemandem empfehlen, denn die Gesellschaft dankt es den Frauen nicht.

Man könnte glatt denken, dass wir immer noch im Mittelalter leben. Ich kann jedem Paar zwei Dinge dringend raten: Erstens getrennte Schlafzimmer, denn man muss sich das Geschnarche des Partners nicht anhören, und bitte gebt eure Jobs nicht auf.