Berlin. Das „Traumschiff“ ist erstmals mit Florian Silbereisen als Käpt’n in See gestochen. Der Ex der Nation durfte gleich den Helden spielen.
Dafür kann sich das ZDF selbst auf die Schulter klopfen: Im Kampf um die besten Einschaltquoten an den Feiertagen hat der Sender alles gegeben. „Weihnachten mit Carmen Nebel“ an Heiligabend, „Die Helene Fischer-Show“ am 1. Weihnachtstag, „Das Traumschiff“ am 2. Weihnachtstag. Die Kernzielgruppe Ü60 kommt aus der Bescherung ja gar nicht mehr heraus.
Und als wäre das nicht genug Seichtigkeit, um die zwei Tage zu überbrücken, bis es wieder rosamundepilchert, gibt es noch ein Sahnehäubchen auf dem Christstollen: Florian Silbereisen als neuer Chef auf dem „Traumschiff“. Oh, du Fröhliche!
Die Frage ist nur: Kann der Flori auch Käpt’n? Oder hätte er es lieber bei seinem Gastauftritt als Offizier belassen sollen?
Die Quoten sprechen schon mal eine eindeutige Sprache: Im Schnitt waren 7,49 Millionen Zuschauer dabei, was einem Marktanteil von 22,9 Prozent ab 20.15 Uhr entsprach. Zum Vergleich: Helene Fischer schaffte es mit ihrer „Helene Fischer-Show“ am Vorabend nicht ganz auf 6 Millionen Zuschauer und ihr Schnitt lag bei 20,4 Prozent. Den „Tatort“ in der ARD sahen am zweiten Weihnachtsfeiertag knapp über 5 Millionen Menschen.
„Das Traumschiff“ mit Florian Silbereisen – und Sarah Lombardi
Sagen wir mal so: Zweieinhalb Jahre und eine Helene später haben sich die Anforderungen an eine Rolle auf der „Amadea“ nicht gerade weiterentwickelt. Die Besetzungsliste liest sich vielmehr so, als habe man beim „Traumschiff“ vom „Perfekten Dinner“ gelernt und eine Promi-Version an den Start gebracht.
Oder wie sonst erklärt sich der Auftritt von Sarah Lombardi als verhinderter Superstar im Körper eines Zimmermädchens oder Joko Winterscheidts Überraschungsbesuch als peinlicher Bruder von Käpt’n Flori?
Kurzum: Schauspiel-Frischling Silbereisen ist in (mittel)guter Gesellschaft. Und das Drehbuch tut sein Übriges, um ihn glänzen zu lassen. Die fünf Schlüsselszenen von Kapitän Max Parger.
Die Ankunft
Weißes Shirt, blaue Sonnenbrille, den Kleidersack lässig über die rechte Schulter geschwungen – hier kommt nicht nur ein neuer Käpt’n, hier kommt frischer Wind! Dass das ZDF nicht gleich noch mit Zeitlupe und Windmaschine gearbeitet hat, mutet geradezu fahrlässig an.
Das Wagnis
Ist der neue Chef etwa ein Hallodri? Statt dem besonnenen Rat von Staff-Kapitän Grimm (Daniel Morgenroth) zu folgen, geht Parger seinen eigenen – scheinbar leichtfertigen – Weg. Und umfährt einen havarierten Frachter trotz gefährlicher Untiefen.
Während das Wasser unterm Kiel sich immer weiter dem Niveau der Sendung anpasst – „2,90 Meter, 2,80 Meter, 2,70 Meter“, mahnt Grimm nervös – ist Parger ganz und gar nicht atemlos. Zu Recht, wie sich natürlich herausstellt. Der Abstand zum Grund steigt wieder. Ein Teufelskerl, dieser neue Käpt’n!
Die Heldentat
Der Rest der Crew ist allerdings nicht wirklich überzeugt; Grimm schwärzt Parger wegen des Manövers sogar bei der Reederei an. Doch spätestens als ein Segelschiff ungebremst auf die „Amadea“ zusteuert, schlägt die große Stunde des Neuen.
Heldentaten sind Chefsache, klar. Daher verliert Parger keine Zeit, rennt im Vollsprint zum Batmobi... äh... Beiboot, springt von dort unter Fernglas-Beobachtung von Grimm („Der wird doch wohl nicht ...“) die ganzen FÜNFZIG Zentimeter Stuntman-like aufs Segelboot, wo er natürlich auch noch den am Steuer mit Herzproblemen zusammengesackten Mann mittels eines einfachen Schluck Wassers ins Leben zurückholt. Man kann es nur wiederholen: ein Teufelskerl!
„Das Traumschiff“ nimmt Kurs auf Antigua
Die Geschwisterliebe
Familie kann man sich bekanntlich nicht aussuchen, Namen von Filmfiguren allerdings schon. Daher fragt man sich, ob sich die „Traumschiff“-Macher eigentlich noch selbst ernst nehmen, wenn die Gebrüder Parger Max und Moritz heißen. Aber das nur am Rande.
Viel wichtiger ist doch, dass Max seinen Bruder (Joko Winterscheidt) trotz hochnotpeinlichen Auftritts mit Handpuppe auf der schiffseigenen Bühne lieb hat. Ein großherziger Familienmensch ist er also auch noch. Wahnsinn.
Der Helene-Moment
Falls jemand gehofft hatte, Silbereisens Ex Helene Fischer würde wieder wie beim „Schlagerboom“ die Party crashen, der wurde beim „Traumschiff“ enttäuscht. Doch zumindest eine Anspielung gab es bei Pargers Galaabend-Rede: „Das Schwerste ist, eine große Liebe loszulassen und sich dabei selbst nicht zu verlieren.“
Auftritt der Eistorten. Und der Rest ist Feuerwerk.
„Das Traumschiff“ – mehr zum Thema:
Dass Florian Silbereisen als neuer „Traumschiff“-Kapitän anheuert, war Anfang des Jahres eine große Überraschung. Auch Joko Winterscheidt und Sarah Lombardi dürfen mit ihm zusammen an Bord des „Traumschiffs“. Zuvor hatte Sascha Hehn das ZDF-„Traumschiff“ nach Jahrzehnten verlassen. Auch der Grund dafür war schnell bekannt: Darum verließ Hehn das „Traumschiff“ als Kapitän.
Sehen Sie die aktuelle Ausgabe vom „Traumschiff“ in der ZDF-Mediathek.