Essen. Die dreiteilige BBC-Doku „Unsere Erde aus dem All“ läuft in der ARD. Sie beschwört die Schönheit der Welt, zeigt aber auch ihre Wunden.

So wie man richtig gut nur mit dem Herzen sieht, so erkennt man viele Dinge erst mit gebührendem Abstand – was die Erde angeht: aus dem All. Die BBC, zu Lande, zu Wasser und in der Luft unumstrittener Marktführer in Sachen Naturfilm, hat ihre neuesten Super-Kameras an Satelliten gehängt, die hoch auflösenden Bilder mit modernen Drohnenaufnahmen kombiniert und am Computer zu filmischen Reihen verdichtet. Vom 27. Januar an zeigt die ARD die einmalige Dokumentation „Unsere Erde aus dem All“ in drei Teilen jeweils montags.

In den dreimal 45 Minuten beste Sendezeit geht es dabei nicht nur um die Schönheit dieser Welt, sondern auch um die dunkle Bedrohung des blauen Planeten durch den Menschen. Der Mensch selber und seine Motivationen, sich die Erde im Raubbau untertan zu machen, spielt bei Regisseur Jo Shinner keine Rolle.

„Unsere Erde aus dem All“ zeigt erstaunliche Details

Anfangs entpuppen sich die kleinen grauen Flecken auf den Fotos vom Antlitz der Erde als – Elefanten. Die modernen digitalen Augen auf ihren Umlaufbahnen weit über der Erde können inzwischen sogar einzelne Flamingos als rosa Punkte sichtbar machen. Das Ausbluten der roten Erde Madagaskars ins Meer, man sieht es nur aus der Ferne.

Und was sind die kahlen Stellen im Dschungeldickicht Zentralafrikas, die man nur aus zig-Kilometer Höhe erkennt? Da graben Waldelefanten seit Jahrhunderten an immer den selben Stellen die Erde nach Mineralien um. Die Drohne macht es vor Ort anschaulich.

Und was sind die braunen Flecken im ewigen Weiß der Antarktis? Es sind die Hinterlassenschaften von Kaiser-Pinguinen. So ließen sich aus der Höhe unbekannte Brutkolonien entdecken, und die gute Nachricht ist: Es gibt noch mehr Kaiser als gedacht.

Ein Flussdelta im Sundarbans-Nationalpark, der die größten Mangrovenwälder der Erde beheimatet. Bilder wie diese sind es, mit denen „Unsere Erde aus dem All“ fasziniert.
Ein Flussdelta im Sundarbans-Nationalpark, der die größten Mangrovenwälder der Erde beheimatet. Bilder wie diese sind es, mit denen „Unsere Erde aus dem All“ fasziniert. © dpa | NDRBBC

„Unsere Erde aus dem All“ zeigt auch Wunden der Erde

Die Aufnahmen sind allesamt sensationell, ästhetisch und beeindruckend. Jedoch oft auch bei aller Schönheit beängstigend. 200 Kilometer lang ist der Riss am Südpol, der eine Eisfläche größer als Berlin abgetrennt hat.

Die wunderschönen tiefblauen Seen auf dem Grönlandeis sind Boten eines Klimawandels, der sich an vielen Stellen nicht mehr aufhalten lässt. Das Schmelzwasser rauscht in unvorstellbaren Mengen in den Kilometer dicken Eispanzer. In der Tiefe liegt es dann wie ein Schmierölfilm auf dem Gestein und lässt die Eisgebirge noch schneller ins Meer rutschen.

Satellitenfotos aus den letzten Jahrzehnten dokumentieren, montiert als Zeitraffer-Film, wie der Mensch das Bild der Erde bereits verändert hat, wie wenig unberührte Natur von hoch oben noch zu sehen ist, wie schnell aus Wald Feld wird. Oder Wüste. Und aus den großen grauen Schatten auf den Bildern aus dem All werden am Boden wieder Elefanten, die neben Schnellstraßen um ihr Überleben kämpfen. Um auch mit einem Zitat zu schließen: Um klar zu sehen, genügt oft ein Wechsel der Blickrichtung, sagte der literarische Vater des kleinen Prinzen.