Berlin. Am Donnerstag begann die neunte Staffel von „The Voice of Germany“ mit den Blind Auditions. Überzeugen konnten (fast) nur die Frauen.

Neue und alte Juroren, die sich gleich zum Start in die Flicken bekommen, Tränen, Enttäuschungen – und das Comeback von Rea Garvey: Der Auftakt zur neuen Staffel „The Voice of Germany“ ist vielversprechend gewesen. Und für eine besonders emotional.

Alice Merton ist die einzige Frau in der Jury, ganz neu im Team. Mit ihrem Hit „No Roots“ hat sie selbst schonmal Chartsluft geschnuppert, will nun anderen auf dem Weg dorthin behilflich sein.

Auch neu: Sido. Der unverblümt zu Werke geht: „Wenn du im Battle deinen Kontrahenten anschreist, dann rennt der weg“, sagt er Bewerberin Stefanie. Ehrlich und direkt. So gibt sich Sido im Auftakt der neunten „The Voice of Germany“-Staffel. Die für den Sender der ersten Folge, ProSieben, durchaus erfolgreich beginnt.

„The Voice of Germany 2019“: Gute Quoten für überwiegend neue Jury

Im Schnitt 3,21 Millionen Zuschauer verfolgten die erste neue Folge ab 20.15 Uhr bei ProSieben. Der Marktanteil für die fast dreistündige Show lag bei 12,5 Prozent. Bei den Zuschauern zwischen 14 und 49 Jahren waren es sogar 22,0 Prozent. Das ist sogar etwas mehr als im Vorjahr, im Großen und Ganzen läuft die Show stabil.

Nicht nur Sido, sondern auch die Jury-Kollegen waren überrascht vom Auftritt der Kandidatin Stefanie aus Baden-Württemberg. Eine Harmonie, die sich nur selten einstellen wird in diesem Staffelauftakt. Vor allem mit Mark Forster wird Sido noch einige Differenzen haben.

„TVOG“: Sido hält Stefanie gesanglich für einen Mann

Aber erstmal Stefanie und Frieden auf den Jurysesseln: Die junge Frau mit den schwarzen langen Haaren und dem schwäbischen Dialekt ist auf der Bühne nicht wiederzuerkennen. Mit extrem tiefer Stimme und dann wieder hohen Tönen performt sie den Metal-Song „Ghost Walking“.

„Ich dachte, ich drehe mich um und sehe Männer mit Masken“, erklärt Sido verblüfft, nachdem er für Stefanie gedrückt hat. Erstaunen. Verwunderung. Verblüffung. Aber auch: Große Begeisterung für Stefanies Talent. „Verdammt gut“, findet Rea Garvey.

„Voice“: Rea Garvey ist zurück – und Sido die Stimme der harschen Kritik

Rea Garvey? Ja, tatsächlich. Der irische Sänger ist nach einer Pause als Coach zurück bei „The Voice of Germany“. Aus der letzten Jury ist nur Mark Forster geblieben, der als alter Hase nun schon zum dritten Mal in Folge dabei ist, bisher aber keinen Gewinner aus seinem Team stellen konnte. Das soll sich nun ändern. Um den Team-Sieg buhlt mit ihm neben Rapper Sido

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Und wie machen sich die Neuen? Während Rapper Sido eben auch mal ohne Umschweife harte Worte wie „Ich kann dem nichts Aufmunterndes abverlangen. Hat mir nicht gefallen“ fallen lässt, präsentiert sich Alice Merton emotionaler.

Familie wird aus Idonesien zugeschaltet – Claudia begeistert

Alice Merton (rechts) ist tief berührt von Claudias Auftritt.
Alice Merton (rechts) ist tief berührt von Claudias Auftritt. © Sat.1/ProSieben/André Kowalski | SAT.1/ProSieben/André Kowalski

Das liegt an Claudia. 18 Jahre, Zahnspange, gebürtige Indonesierin und seit einem Jahr als Studentin in München. Die zierliche Person glänzt mit einer kraftvollen Musical-Stimme, darf sogar eine Zugabe geben und bekommt von allen Jury-Mitgliedern ein klares Ja.

Vor Freude quiekend wird immer wieder ihre Familie in Indonesien eingeblendet, die via Internet zugeschaltet ist. Rea Garvey ist hin und weg: „Du hast uns einen unfassbaren Moment geschenkt“, sagt der Sänger.

Alice Merton sorgt für die ersten Tränen der Staffel

Noch ergriffener aber ist Alice Merton. „Darf ich zu dir kommen?“, fragt sie die junge Kandidatin. Mit Tränen in den Augen erklärt sie sodann: „Ich habe zum ersten Mal in dieser Show geweint.“ Nun ja – die Show ist da zwar gerade mal zweieinhalb Stunden alt.

Nichtsdestotrotz kauft man Alice Merton ihre Rührung ab. „Ich brauche dich in meinem Team. Ich danke dir von Herzen.“ Die anderen Coaches haben spätestens da keine Chance mehr. Claudias Entscheidung fällt auf die einzige Frau in der Jury.

Veronika reist gern – und spaltet die Jury

Veronika überzeugte mit „Chandelier“.
Veronika überzeugte mit „Chandelier“. © Sat.1/ProSieben/André Kowalski | SAT.1/ProSieben/André Kowalski

Eine weitere starke – und weibliche – Stimme liefert Veronika. Die Blondine reist für gewöhnlich mit einem Bus durch die Welt, surft, macht Yoga – und Straßenmusik, um sich ihre Reisen zu finanzieren. Ungewöhnlich: Die junge Frau in Latzhose setzt sich nach ihrem Auftritt ganz entspannt auf den Bühnenrand, um dem Urteil der Jury zuzuhören, und bleibt nicht wie alle anderen stehen.

Sido findet das – im positiven Sinne – speziell. Genauso besonders ist ihre Stimme, die sie mit „Chandelier“ zum Besten gibt. Kratzig und außergewöhnlich. „Die hat Leben und Charakter“, stellt Mark Forster begeistert fest. Einziger Dämpfer für Veronika: Eigentlich habe sie sich für Alice Merton entscheiden wollen, der aber gefällt die kratzige Art nicht. Ein Zuhause findet die reiselustige Frau dennoch: im Team Sido.

Die Herren bleiben bei den „Blind Auditions“ etwas farblos

Die Herren hingegen blieben in den ersten Blind Auditions unauffällig. Ein österreichisches Trio, das in der Vorstellungsrunde noch vielversprechend rüberkommt, geht leer aus. Die dreistimmige Interpretation von „Believer“ von den „Imagine Dragons“ ist Rea Garvey zu „überfordernd“.

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ist der Auftritt zu bieder. „Ich hatte erwartet, dass ihr richtig geil zusammenpasst. Hat es aber nicht.“ Bei den Geschwistern Philipp und Lucy aus Köln, die nacheinander auftreten, kann nur Lucy mit ihrer Stimmfarbe überzeugen, bei Philipps Version von „Let me down slowly“ fehlt Mark Forster der letzte „Schubser“, um für ihn zu drücken.

Sido fährt Forster an – das wird noch spannend

Lucas mit Juror Sido.
Lucas mit Juror Sido. © Sat.1/ProSieben/André Kowalski | SAT.1/ProSieben/André Kowalski

Einzig Lucas Rieger aus Kamen wird auf männlicher Seite den Zuschauern im Gedächtnis bleiben. „Bist ein richtiger Vogel“, stellt Mark Forster fest. Krawatte, Weste, Jackett, zurückgegelte Haare. Der 18-Jährige, der einige Jahre älter wirkt, fällt mit seiner außergewöhnlichen Kleidung und seiner Leidenschaft für die 30er Jahre und den Blues auf.

Bei „Got My Mojo Working“ holt er seine Mundharmonika raus, tanzt und legt sich so lange ins Zeug, bis sich einzelne Strähnen aus seiner aalglatten Frisur lösen. Auch wenn er dabei ein wenig rumschreit, Publikum und Jury gefällt der Auftritt. Weniger hingegen die Äußerung von Mark Forster, der seine Verblüffung mit „Gibt es dagegen eine Behandlung?“ zum Ausdruck bringt und sich dafür einige Buhrufe einhandelt.

Sido beendet das Ganze schließlich mit: „Hast du noch ‘ne blöde Frage?“ Wer in der neuen Staffel das Sagen hat – Mark Forster oder Sido – das wird sich in den nächsten Wochen noch entscheiden müssen. Das erste Battle hat also bereits begonnen.