Essen. Seine Bücher wurden zu Bestsellern. Das ZDF zeigt jetzt die inzwischen vierte Verfilmung aus der Friesenkrimi-Reihe von Klaus-Peter Wolf.

„Ostfriesengrab“ ist die jüngste Folge der Krimi-Reihe, zu sehen an diesem Samstag um 20.15. Die Verfilmungen basieren auf den Romanen von Klaus-Peter Wolf. 1954 in Gelsenkirchen geboren, lebt er als freier Schriftsteller in der ostfriesischen Stadt Norden, im selben Viertel wie seine Kommissarin Ann Kathrin Klaasen, die in dieser Folge erstmals von Julia Jentsch gespielt wird. Wir sprachen mit Wolf, dessen Bücher bislang über 13 Millionen Mal verkauft worden sind.

ZDF-Krimi „Ostfriesengrab“: Buch liefert die Vorlage

Die Konditorei ten Cate taucht in Ihren Romanen immer wieder auf. Sind deren Torten für Sie Nervennahrung?

Klaus-Peter Wolf: Ich liebe Cafés. Auf meinen langen Reisen sitze ich immer wieder in Cafés und schreibe. Ich mochte den Geruch im Café ten Cate zuallererst. Dabei habe ich Kaffee getrunken, den wunderbaren Baumkuchen gegessen und schließlich den Konditor Jörg Tapper und seine Frau Monika kennengelernt.

Wir haben stundenlang über Torten diskutiert und über Literatur. Inzwischen sind beide Helden meiner Bücher geworden, das Café eine Art Mekka für Fans. Meine eigentliche Nervennahrung sind aber nicht die Torten, sondern das Marzipan.

Ihre Romane sind selbst in Pommesbuden und Tankstellen erhältlich. Sind Sie ein Popstar?

Ich wollte immer ein Volksschriftsteller werden, der von vielen Menschen gelesen und verstanden wird. Neulich erzählte mir ein Soziologie-Professor, er habe von seiner Haushaltshilfe – von der er dachte, dass sie nicht liest – zum Geburtstag einen Klaus-Peter-Wolf-Roman geschenkt bekommen.

Sie outete sich als Fan, kannte sich bestens in fünfzehn Romanen aus und wunderte sich darüber, dass in seinem Regal kein Wolf-Titel zu finden war.

Autoren müssen von Lektoren oder Fernsehredakteuren oft Eingriffe hinnehmen. Wie viel Freiheit verschafft Ihnen Ihr Erfolg?

Ich konnte ja lange nicht von meinen Büchern leben. Die Fernseharbeit hat mich ernährt. Ich habe „Tatorte“ geschrieben und für „Polizeiruf 110“, einige Psychothriller und so. Da habe ich mich manchmal an der Fernsehhierarchie geradezu wund gerieben und bin oft verzweifelt nach Hause gegangen, weil jeder mitreden wollte und zwei Wurf frei hatte.

Dies ist jetzt völlig anders. Erst der Erfolg hat aus mir einen wirklich freien Schriftsteller gemacht. Ich muss nichts mehr tun, was ich nicht wirklich möchte. Das ist ein großes Privileg, das ich sehr genieße.

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Das Publikum hat eine Vorliebe für den prolligen Rupert entwickelt. Was macht seine Faszination aus?

Ja, das geht so weit, dass ich auf den Wunsch zahlreicher Leserinnen und Leser hin nun einen eigenen Rupert-Roman schreibe. Er wird im Sommer erscheinen und „Rupert Undercover“ heißen. Rupert steht für das verunsicherte Männerbild.

Wenn er in einer konkreten Schwierigkeit steckt, helfen ihm seine Vorbilder Humphrey Bogart oder Bruce Willis nicht ernsthaft weiter. Rupert weiß, dass seine alten Vorbilder nicht mehr funktionieren, hat aber noch keine neuen. Vieles versteht er nicht, stellt dadurch aber grundsätzliche Fragen und bringt uns so manches Mal zum Lachen.

Überspitzt könnte man über Ihre schriftstellerische Tätigkeit in den vergangenen Jahren sagen: Leichen pflastern seinen Weg. Warum geht es so oft um Serienmorde?

Ich glaube, die meisten Straftaten geschehen in Serie. Die Polizei spricht dann, wenn es sich nicht um Morde handelt, gern von „Intensivtätern“. Ein großer Fehler in der Polizeiarbeit ist, dass immer wieder jeder Fall einzeln betrachtet wird und dadurch Zusammenhänge übersehen werden. Ein schlimmes Beispiel dafür sind die NSU-Morde.

Ich erlebe Ostfriesland als sehr beschaulich. Warum findet das Publikum so viel Gefallen an Gewaltverbrechen zwischen Greetsiel und Carolinensiel?

Ich schreibe Spannungsliteratur. Das erzählerische Prinzip ist, den Menschen genau die Welt zu bieten, die sie kennen, ihnen von den Figuren zu erzählen, die sie lieben, sodass man sich beim Lesen zu Hause fühlt. Das Publikum mag es natürlich, beim Lesen den Grusel zu verspüren: Da, wo jetzt der Serienkiller sitzt, da habe ich im Sommer auch gesessen und Eis gegessen.

Drehen wir’s mal um: Ihre Ostfriesen-Krimis sind eine Mordserie. Sehen Sie die Gefahr, zum Markenprodukt mit wenig Überraschungen zu werden?

Ja, meine Romane sind zu einem eigenen Markenprodukt geworden, das stimmt. Aber gerade diese Marke zeichnet sich durch Spannung und Überraschung aus. Die Gefahr, dass mir nichts mehr einfällt, droht nicht. Im Gegenteil, ich habe viel mehr Stoff als ich verarbeiten kann.