Fretterode. Die Polizei ist am Donnerstagmorgen im Rahmen einer bundesweiten Razzia gegen die rechtsextreme Musikszene vorgegangen.

Im Rahmen einer bundesweiten Razzia in der rechtsextremen Szene rückt auch ein bekannter Rechtsextremist aus Thüringen in das Visier der Ermittler. Seit Donnerstagmorgen durchsuchen Einsatzkräfte der Polizei das Gelände, auf dem das Gutshaus des NPD-Kaders Thorsten Heise steht. Das belegen Bilder dieser Zeitung.

Dass Heise selbst Beschuldigter in einem Strafverfahren ist, wollte eine Sprecherin der Generalstaatsanwaltschaft Celle allerdings nicht bestätigen. Die niedersächsische Anklagebehörde ist in dem Verfahren wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung federführend, das seit Monaten von der Kriminalpolizeiinspektion Oldenburg geführt wird.

„Im Kern geht es um die Produktion sowie den nationalen und zum Teil internationalen Vertrieb von strafrechtlich relevanter, volksverhetzender rechtsextremer Musik durch eine bundesweit agierende Tätergruppierung, deren Mitglieder größtenteils der rechtsextremen Szene zuzuordnen sind“, heißt es in einer ersten Mitteilung der Generalstaatsanwaltschaft.

Auch auf Mallorca findet eine Durchsuchungsmaßnahme statt

Schwerpunkt der bundesweiten Durchsuchungsmaßnahmen ist Niedersachsen. Neben Thüringen sind darüber hinaus noch Objekte in Hamburg, Berlin, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg betroffen. Auch auf Mallorca findet in dem Zusammenhang eine Durchsuchungsmaßnahme statt.

Das Verfahren gegen die rechtsextreme Szene wird von niedersächsischen Behörden geführt.
Das Verfahren gegen die rechtsextreme Szene wird von niedersächsischen Behörden geführt. © Eckard Jüngel

Der 54-jährige Heise indes gilt als einer der umtriebigsten Rechtsextremisten Deutschlands, insbesondere in der militanten Neonazis-Szene. Auf dem Online-Portal „Deutsches Warenhaus“, das im Impressum den Namen „Heise“ als Geschäftsführer vermerkt, werden zahlreiche CD’s vertrieben mit Musik aus der rechtsextremen Szene – unter anderem von der Berliner Rechtsrockband Lunikoff. Auf den Kanälen in den sozialen Medien wiederum wirbt Heise regelmäßig selbst für das Deutsche Warenhaus.

Initiator mehrere rechtsextremer Musikfestivals

Heise, der in Northeim geboren wurde und dort die Kameradschaftsszene dominierte, wohnt seit 1999 in dem Gutshaus in Fretterode und ist auch im Eichsfeld politisch aktiv. Mittlerweile sitzt er für die rechtsextreme Partei seit mehreren Jahren im Kreistag. Zwischenzeitlich führte er auch den NPD-Landesverband. Heise ist Organisator und Initiator mehrerer rechtsextremer Musikfestivals. Er rief den sogenannten „Eichsfeldtag“ ins Leben und auch das „Schild & Schwert“-Festival in Sachsen, wo sich zum militante Neonazis trafen und vernetzten.

Erst im vergangenen Jahr rückte sein Gutshaus in die Schlagzeilen, weil am Landgericht Mühlhausen ein Urteil gegen seinen Sohn N. und seinen politischen Ziehsohn Gianlucca B. gesprochen wurde. Beide haben zwei Journalisten überfallen, die von einem Treffen von Rechtsextremisten auf Heises Grundstück Fotos machen wollten – und die beiden Fotografen schwer verletzt.