Apolda. Erfolg verdankt sich engagierten Leuten, die Apoldas Namen mit Ideen, Geschick und dank Netzwerk in die Welt tragen

Am Anfang stand Salvador Dalí. Die Ausstellung mit Grafiken und Skulpturen des Spaniers gilt als Auftakt zur Erfolgsgeschichte des Kunstvereins Apolda Avantgarde. Es war 1993, als im Provinzstädtchen innerhalb von zwei Monaten über 14.000 Besucher die von Landkreis und Stadt organisierte Schau sahen. Fürs kleine Thüringen sei das „sensationell“ gewesen, heißt es noch heute.

Gut ein halbes Jahr zuvor bat der weitsichtige Landrat Hans-Helmut Münchberg seinen damaligen Kulturamtsleiter Hans Jürgen Giese, etwas Spektakuläres zu präsentieren. Auswärtige sollten auf die Region aufmerksam gemacht werden. Es gelang. – Dank einer Zeit voller Möglichkeiten. Dank der richtigen Leute mit unkonventionellen Ideen, Mut und Engagement.

So jedenfalls rekapitulierte es einer der Protagonisten, Gründungsmitlied und ehrenamtlicher Avantgarde-Geschäftsführer Giese, gestern Abend zur Feier des 25-jährigen Bestehens des Kunstvereins, der heute 127 Mitglieder zählt.

Aus der Taufe gehoben wurden er am 22. Februar 1994 in der mit Piktogrammen ausgestalteten Tiefgarage des „Holiday Inn“. Ein Accessoire dazu gab‘s in Form eines alten Caprio, in dem mit Giese, Klaus-Dieter Böhm, Bernd Krükel und Alexander Weber der geschäftsführende Vorstand saß. Das Originelle und Provokante durfte als Ansage gegen das omnipräsente, zum Dünkel neigende Weimar verstanden werden. Für Mythen zumindest taugte die erste Tiefgarage Thüringens sicherlich.

Indes, abseits mancher Ausschmückung darf hier getrost konstatiert werden: Chapeau! Dieser Verein hat Großartiges geleistet, präsentierte er doch im Kunsthaus regelmäßig Angebote für Kulturbürger. Giese dazu: Den Gründern sei es vor allem darum gegangen, Apolda angesichts bedeutender Nachbarstädte mit nennenswerten Ausstellungen ein eigenes Profil zu geben, Lebensqualität zu schaffen, vom Städtetourismus zu profitieren, mit durchaus strategischem Impetus eine Visitenkarte zu prägen, die dem aus Bockwurst, Bier und Wolle gespeisten Proletarier-Image etwas entgegenzusetzen hatte. Abseits der Kunstmetropolen werden bis heute regionale und internationale Arbeiten gezeigt. Viele Hochkaräter, nach denen man sich anderswo wohl alle zehn Finger leckt, waren dabei. Der Kunstverein und das Kunsthaus – „wahrlich eine Erfolgsstory“, findet nicht nur die erste Vorsitzende, Elke Heinemann.

Dass man für ehrgeizige Kulturziele einen entscheidungsfreudigen, netzwerkorientierten Verein braucht, diese Erkenntnis setzte sich nach dem Dalí-Erfolg durch. Ebenso später die Folgerung, dass ein dauerhafter Ausstellungsort sinnvoll ist – eben das umgebaute und im Juni 1995 eröffnete Kunsthaus, einst „Landrats-Villa“. Dass das Geld dafür kam, die Realisierung gelang, sei dem Kreistag, Münchberg und dem damaligen Kreisdenkmalpfleger Alexander Weber zu verdanken, zudem etlichen Sponsoren, so Giese.

Zu Beginn der Geschichte traf es sich, dass er die Unternehmer Marion Schneider, Klaus-Dieter Böhm und Bernd Krükel kennenlernte, die erkannt hatten, „dass man nur in einer Stadt beziehungsweise Region mit reicher Kulturszene investieren kann und sie besaßen klare Vorstellungen über die Entwicklung und Vermarktung von Projekten“. Deshalb seien sie zu wichtigen Partnern für die weitere Entwicklung des Kunstvereins geworden, nicht zuletzt in erheblichem Maße finanziell. Auch die Gründung des Vereins hatten sie maßgeblich mitgetragen.

Nicht zu vergessen sind im Reigen großer Ausstellungen – von Giacometti und Claudel über Matisse bis Goya, Turner und Picasso bis Newton, Warhol – die Leihgeber, die Kuratoren und Sponsoren. Alle zusammen trugen seit 1995 dazu bei, dass über eine halbe Millionen Besucher nach Apolda kamen. Das sei regionales Marketing im besten Sinne, findet Giese. Dass sich der Verein über den Tellerrand des Kunsthauses – wichtige Umbauarbeiten gab es in alle den Jahren kontinuierlich – hinaus engagiert, soll hier erwähnt werden. Oldtimer-Schlosstreffen, Feininger Schülerpleinairs, Kinder-Projekte, Weltglockengeläut sind zu nennen. Giese dankte dem Vorstand und allen, die das „Musterbeispiel bürgerlichen Engagements“ mittragen.

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