Erfurt. Die Trockenheit hält auch in den nächsten Tagen an. Doch die Pflanzen brauchen dringend Regen.

Die Schmücke, Erfurt, Veilsdorf und Martinroda eint der Wert 0. Auf den dortigen Wetterstationen konnte im April noch keine messbare Niederschlag-Größe verzeichnet werden. Die höchste Ausbeute erreichte im Freistaat laut Deutschem Wetterdienst Schleiz – mit allerdings ebenfalls bescheidenen 3,0 Litern pro Quadratmeter.

Und die Aussichten verheißen für die nächsten Tage nirgendwo im Freistaat eine Änderung der Trockenheit. Laut Meteorologe Florian Engelmann ist bis zum nächsten Wochenende kein Regen in Sicht. Und so ist es kaum vorstellbar, dass der sonstige Durchschnittswert des Monats – auf der Schmücke beträgt er beispielsweise 96,3 Liter – irgendwo erreicht wird. Das hört Klaus Wagner, Präsident vom Thüringer Bauernverband, nicht gern. „Wir sind zwar noch nicht in Alarmstimmung, doch manche Pflanzen sind schon im Stress. Wir brauchen in den nächsten 14 Tagen dringend Regen“, sagt er. Das betreffe sowohl die Winterkulturen wie Raps und Weizen, als auch die Sommerkulturen Mais, Erben, Zuckerrüben. Da der Boden weitgehend ausgetrocknet sei, würde auch die Gefahr bestehen, dass es an Futtergrundlage für die Kühe mangele. Noch profitiere man in der Landwirtschaft davon, dass zumindest von Januar bis März reichlich Niederschlag gefallen ist, was auch dem Füllstand der fünf Thüringer Trinkwassertalsperren gut getan hat.

In fast allen Forstämtern herrscht die Gefahrenstufe 3

Nachdem es nun aber mehrere Tage gar nicht oder nur minimal geregnet hat, nimmt in Thüringen zugleich die Waldbrandgefahr zu. In fast allen Forstämtern herrscht die Gefahrenstufe 3, in Heldburg und Sonneberg sogar die 4. Als extrem trocken gelten ebenfalls das Holzland und das Erfurter Becken.

Bis zu Ostern hatte es im Freistaat bereits sechs Waldbrände gegeben. Ein Beleg dafür, so Thüringenforst-Sprecher Horst Sproßmann, dass diese nicht nur im Hochsommer auftreten, sondern auch jetzt die Feuergefahr vorhanden ist. Da es im Frühjahr noch keine frischen Blätter an Laubbäumen gebe und auch auf dem Boden kaum frische Pflanzen gewachsen seien, wäre der Wald voll von trockener und dürrer Vegetation aus dem vergangenen Jahr. Schon kleine Flammen könnten in dieser Situation zu größeren Bränden führen – vor allem auf Flächen, die direkt von der Sonne erreicht werden. Die Situation würde sich nach zwei aufeinander folgenden Dürrejahren nur mit Niederschlag beziehungsweise frisch austreibender Vegetation entspannen. Denn die hätte einen höheren Wassergehalt, erklärt Chris Freise, Leiter des Forstamtes Erfurt-Willrode. Oft genügt bereits ein Funke, um ein Feuer zu verursachen. Deshalb gelte höchste Vorsicht, das ganzjährige Raucherverbot müsse im Wald strikt eingehalten werden. „Wir erteilen für den Wald aktuell jedenfalls auch keine neuen Feuergenehmigungen mehr, ältere verlieren ihre Gültigkeit.“

Im vergangenen Jahr wurden in Thüringen 44 Waldbrände auf einer Fläche von knapp 22 Hektar erfasst. Mit Hilfe eines Prognoseverfahrens ermittelt Thüringenforst bis Ende Oktober täglich die aktuelle Waldbrandgefahr ordnet sie einer der fünf Gefahrenstufen zu. Dabei arbeitet die Behörde eng mit dem Wetterdienst zusammen.

Eine Million Kubikmeter mehr Schadholz

Borkenkäfer und Trockenheit haben Thüringens Wäldern deutlich zugesetzt. 2,6 Millionen Kubikmeter Schadholz wurden 2019 aus den Wäldern geborgen – eine Million mehr als im Jahr zuvor, wie das Landesamt für Statistik mitteilte. Das langjährige Mittel von 2013 bis 2018 sei um das Fünffache überschritten worden.

Laut Bundesagrarministerium wird in diesem Jahr in Thüringens Wäldern etwa 4,5 Millionen Kubikmeter Schadholz anfallen.

Die Sorge um Thüringer Wälder reißt nicht ab