Hohenfelden. . Noch ziehen Schäfer mit ihren Herden durch Thüringen. Doch die Probleme, die die Schafhalter haben, sind groß. Vor allem für die Landschaftspflege sind die Wolllieferanten unverzichtbar.

In Thüringen ziehen viel weniger Schafe über Wiesen und Feldraine als noch vor zehn Jahren. Gründe für diese Entwicklung sind das geringe Einkommen der Schäfer, ihre hohe Arbeitsbelastung und fehlender Nachwuchs. Das teilte der Verband Thüringer Schafzüchter am Samstag zum traditionellen jährlichen Schäfertag in Hohenfelden im Weimarer Land mit. Der Bestand ging nach Zahlen des Statistischen Landesamtes von rund 149.000 Tieren im Jahr 2012 auf jetzt rund 102.000 zurück.

Verbunden war der Landestag mit der Landesmeisterschaft der Schäfer im Hüten, die Titelverteidiger Herbert Kind aus Königsee gewann. Er trat gegen drei Mitbewerber an, die sich bei Regionalausscheiden qualifiziert hatten. Mit ihren eigenen Hunden und einer fremden Herde mussten die Schäfer verschiedene Aufgaben erledigen, etwa das Ein- und Auspferchen oder Treiben der Herde entlang eines Weges.

Herbert Kind aus Königsee gewinnt Landesmeisterschaften der Schäfer

In diesem Jahr schließen nach Verbandsangaben vier Auszubildende ihre Lehre zum Tierwirt Schäferei ab. „Nach unserem derzeitigen Kenntnisstand beginnen in diesem Jahr zwei Auszubildende ihre Lehre“, sagte eine Sprecherin des Verbandes. Das seien zu wenige, um den Bedarf zu decken. Nach Verbandsangaben gibt es etwa 100 Betriebe in Thüringen, die von der Schafhaltung hauptberuflich leben.

40 Prozent ihres Einkommens erzielten Schäfer mit dem Verkauf von Lämmern, Altschafen und Wolle. Das Gros des Einkommens, etwa 60 Prozent, seien staatliche Beihilfen vor allem für die Landschaftspflege, die die Herden beim Weiden übernehmen. „Die Förderung reicht bei weitem nicht aus“, sagte Zuchtleiter Uwe Erl am Rand des Schäfertags. Viele Schäfer würden 2500 bis 3000 Stunden im Jahr arbeiten.

Schäfer fordern mehr Förderung von der Landesregierung

Daraus ergebe sich bei ihren Einnahmen rechnerisch ein Stundenlohn von 6,00 Euro. „Das ist weit unter dem gesetzlichen Mindestlohn.“ Das Problem werde vom Verband ständig gegenüber der Politik angesprochen. „Aber es ist schwierig, ein Umdenken in der Agrarpolitik zu erreichen“, sagte Erl.

Nötig seien höhere Beihilfen. Schwierig sei der Verkauf der Wolle, die viele Betriebe derzeit nicht los würden. Und wenn, würden 0,20 Euro pro Kilogramm gezahlt. Bei im Schnitt vier Kilogramm Wolle pro Schaf seien das 0,80 Euro Erlös.

Nach Angaben von Thüringens Agrarstaatssekretär Torsten Weil können Schafhalter ohne eigene Flächen seit 2023 eine Weidetier-Prämie erhalten. Die Landesregierung habe sich angesichts der Probleme der traditionellen Schäferei dafür bei Bund und EU eingesetzt. „Schäfer leisten einen wichtigen Beitrag zur Landschaftspflege und für die Artenvielfalt“, sagte Weil laut Ministerium. Die Tierprämie unterstütze die oft prekäre Einkommenssituation der Schaf- und Ziegenhalter.

„Wir werden uns weiter eng mit dem Verband austauschen, um die Bedingungen für die Schafhaltung weiter verbessern zu können“, kündigte der Staatssekretär an.

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