13. Juni 2001, Nürnberg, Abdurrahim Özüdogru (49): Die Änderungsschneiderei liegt in einem ruhigen Wohngebiet von Nürnberg, in einem kleinen Laden in der Gyulaer Straße, Ecke Siemensstraße. Abdurrahim Özüdogru, der Inhaber, lebt schon seit mehr als 20 Jahren in Deutschland.

Lange Zeit arbeitete er Maschinenarbeiter in Schichten in einem Unternehmen in Röthenbach an der Pegnitz, während seine Frau die Schneiderei betreibt. Als sich das Ehepaar trennt, führt der Mann das Geschäft fort.

Am Mittwoch, dem 13. Juni 2011, es ist wahrscheinlich gegen 16.30 Uhr, betreten die beiden Täter den Laden. Ein erster Schuss aus der Pistole Ceska 83 trifft Özüdogru von vorne im Gesicht und durchschlägt den Kopf. Er sinkt zu Boden, den Oberkörper gegen eine Tür gelehnt. Jetzt tritt der zweite Täter an ihn heran und schießt ihn aus kurzer Entfernung in die rechte Schläfe. Abdurrahim Özüdogru stirbt noch am Tatort als Folge einer zentralen Lähmung. Als ihn ein Passant am Abend gegen 21.25 Uhr entdeckt, ist er schon lange tot.

Auch Özüdogru fotografieren die Täter. Das Bild findet sich auf der Bekenner-DVD. Die Sequenz in dem monströsen Comic: Der Rosarote Panther geht zu einem Geschäft mit dem Schild "Türkische Schneiderei". Danach sieht man zweimal Licht aufblitzen, dann wird das Foto des Ermordeten eingeblendet. Ein Sprecher sagt. "A. Özüdogru ist nun klar, wie ernst uns der Erhalt der deutschen Nation ist."

Özüdogru hinterlässt neben seiner Ex-Frau eine Tochter. Sie ist zum Zeitpunkt des Mordes 19 Jahre alt.

Zehn Morde werden dem "Nationalsozialistischen Untergrund" (NSU) zugerechnet. Zwischen dem Jahr 2000 und 2007 starben acht türkischstämmige und ein griechischstämmiger Kleinunternehmer und eine Polizistin. Die mutmaßlichen Täter waren Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt aus Jena. Ihre Mittäterin soll Beate Zschäpe gewesen sein, obwohl sie wohl an den Morden nicht direkt beteiligt war. Ihr wird nun in München der Prozess gemacht. Wir beschreiben die Taten, wie sie sich nach Aktenlage der Anklage darstellen.

Nebenklageanwälte erwarten vom NSU-Prozess maximale Aufklärung

Mehr zum NSU-Prozess