Erfurt. Die Zahl der von Polizisten abgefeuerten Schüsse geht in Thüringen wieder zurück. Seit 2011 gibt es jedoch ein deutlich gestiegenes Niveau.

Thüringer Polizistinnen und Polizisten haben im vergangenen Jahr seltener von ihren Schusswaffen Gebrauch gemacht als 2018. Das geht aus einer Statistik der Landespolizeidirektion hervor, die auf Anfrage dieser Zeitung erhoben wurde.

Demnach haben die Beamtinnen und Beamten 2019 insgesamt 314 Mal geschossen. In 312 Fällen richtete sich der Einsatz der Dienstwaffe gegen Tiere. Darüber hinaus wurde ein Warnschuss abgefeuert und einmal die Pistole gegen „Sachen“ eingesetzt.

Damit geht die Zahl der Schusswaffeneinsätze nach einem deutlichen Anstieg 2018 wieder zurück, liegt aber immer noch über dem Niveau von 2017. Damals waren 295 Schüsse abgefeuert worden. Im Jahr 2018 griffen die Beamten 337 Mal zu ihrer Dienstwaffe. Einmal wurde sie dabei auch gegen einen Menschen eingesetzt. In Georgenzell (Landkreis Schmalkalden-Meiningen) erschoss die Polizei im Dezember 2018 einen jungen Mann, der zuvor selbst das Feuer auf die Beamten eröffnet hatte.

Strenge Regeln für denSchusswaffengebrauch

Insgesamt ist die Zahl der abgegebenen Schüsse aber deutlich höher als noch 2015. Hier hatte die Polizei nur 224 Mal den Dienstwaffengebrauch registriert. In manchen Jahren davor sogar noch deutlich seltener. 2011, also vor knapp einem Jahrzehnt, wurde die Dienstwaffe lediglich 152 Mal eingesetzt. Das Polizeiaufgabengesetz (PAG) gibt auch in Thüringen streng vor, wann und wie die Polizistinnen und Polizisten die Schusswaffen einsetzen dürfen.

Im vergangenen Jahr keinWaffeneinsatz gegen Personen

In Fall Georgenzell greift zum Beispiel die Bestimmung im Polizeiaufgabengesetz, dass Schusswaffen gegen Personen eingesetzt werden dürfen, „um eine gegenwärtige Gefahr für Leib und Leben abzuwehren“. Im vergangenen Jahr kamen die Polizeibeamten in Thüringen in ihren Einsätzen gänzlich ohne den Waffeneinsatz gegen Personen aus.

Statistisch am häufigsten geschossen wurde durch die Beamten der Landespolizeiinspektion Gotha und ihrer nachgeordneten Dienststellen. Insgesamt 64 Schüsse stehen in der Statistik, die sich alle gegen Tiere gerichtet haben.

50 Mal feuerten Beamte der Landespolizeiinspektion Suhl und 48 Mal Beamte der Landespolizeiinspektion Saalfeld sowie der jeweils nachgeordneten Dienststellen ihre Waffen ab. Bei der Landespolizeiinspektion Gera wurde 34 Mal gegen Tiere gefeuert – und einmal gegen „Sachen“ sowie ein Warnschuss abgegeben.

Neben den sieben Thüringer Landespolizeiinspektionen und ihren nachgeordneten Dienststellen werden von der Statistik auch die Autobahnpolizeiinspektion sowie die Bereitschaftspolizei erfasst.