Rom. . Die Phlegräischen Felder gelten als Europas gefährlichstes Vulkangebiet. Eine neue Studie zeigt, dass ein Ausbruch bevorstehen könnte.

Die Phlegräischen Felder (Campi Flegrei) bei Neapel sind ein beliebtes Touristenziel im Süden Italiens. Doch unter der Erde brodelt es. Die Gegend gilt als Europas gefährlichstes Vulkangebiet. Wo Menschen aus aller Welt heute wandern und Erinnerungsfotos schießen, brach einst der europäische Supervulkan aus. Vor 40.000 Jahren soll er ganz Europa mit Asche überzogen haben. Es war die größte vulkanische Eruption der letzten hunderttausend Jahre in Europa.

Zuletzt brach der Supervulkan im Jahr 1538 aus und schon lange ist klar, dass ein erneuter Ausbruch keineswegs ausgeschlossen ist. Im Gegenteil: Ein internationales Forscherteam hat nun errechnet, dass ein solcher sogar kurz bevorstehen könnte. "Unsere Ergebnisse zeigen, dass Teile des Vulkans schwächer werden. Das bedeutet, dass er ausbrechen könnte, auch wenn die Spannungen, die ihn auseinanderziehen, geringer sind als während der letzten Krise vor 40 Jahren", sagt Nicola Alessandro Pino vom beteiligten Vesuv-Observatorium.

Vulkan in Italien: Ausbruch nicht garantiert

Für die Berechnung wurde ein neuartiges Modell genutzt, das Muster in den Erdbebenvorkommen und das Anheben des Untergrunds analysiert. "Zum ersten Mal haben wir das Modell 2017 angewendet und seitdem haben sich die Phlegräischen Felder immer so verhalten, wie wir es vorhergesagt hatten", sagt Studienautor Prof. Christopher Kilburn. Nun sollen die Parameter angepasst werden, um eine mögliche Eruption noch genauer vorhersagen zu können.

Die bisherigen Erkenntnisse bedeuteten nicht, dass ein Ausbruch garantiert ist. Der Bruch des Untergrunds im Bereich der Phlegräischen Felder könnte einen Riss in der Kruste verursachen, aber das Magma müsste zusätzlich auch noch an einer bestimmten Stelle hochgedrückt werden, damit es tatsächlich zu einer Eruption kommt. "Wir können nicht sehen, was unter der Erde passiert", so Dr. Stefania Danesi vom italienischen Nationalen Forschungsinstitut für Geophysik und Vulkanologie (INGV), das an der Studie beteiligt war. "Stattdessen müssen wir die Hinweise entschlüsseln, die uns der Vulkan gibt, etwa Erdbeben und Bodenhebungen."

Phlegräische Felder: Vulkan ist aktiver als gedacht

In den vergangenen Jahrzehnten gab es immer wieder kleinere Erdbeben rund um die Phlegräischen Felder, die als vulkanische Zone gelten. Zehntausende solcher Beben haben sich in den vergangenen 50 Jahren ereignet. Die Küstenstadt Pozzuoli wurde in diesem Zeitraum um fast vier Meter angehoben, so das Forschungsteam vom University College London.

Frühere Studien hatten bereits 2019 gezeigt, dass der Vulkan aktiver ist als gedacht. Auch damals hatten die Forschenden einen nahenden Ausbruch für möglich gehalten. Der blieb bislang glücklicherweise aus. Im Notfall müssten rund eine halbe Million Menschen aus der sogenannten roten Zone in Sicherheit gebracht werden. Drei Tage seien dazu nötig, so die Behörden. Der Evakuierungsplan werde immer wieder angepasst.

Grund zur Beunruhigung sehen die Wissenschaftler derzeit aber noch nicht. Beobachtung sei das wichtigste Instrument, das man zur Verfügung habe: "Wir können noch nicht mit Sicherheit sagen, was passieren wird", sagt Stefan Calino, ein weiterer Co-Autor der Studie. "Wichtig ist, dass wir auf alle Entwicklungen vorbereitet sind."

(amw)