Berlin. Corona: Sind Kinder genauso ansteckend wie Erwachsene? Eine neue Studie weist darauf hin. Bleiben die Schulen noch ein Jahr lang zu?

Wie ansteckend sind Kinder? Nach einer aktuellen Studie hat das Alter keinen Einfluss auf die Zahl der Viren, die sich in den Atemwegen nachweisen lassen. Das berichteten Forscher der Charité rund um den Virologen Christian Drosten. Für SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach ist mit Blick auf diese Studie klar: Mit einem regulären Unterricht an Schulen ist vorerst nicht zu rechnen.

Stattdessen sollten die Schulen zunächst besser ausgestattet werden, schrieb er am Dienstag via Twitter. Das sei wichtiger als etwa Kaufprämien für Autos. Und weiter: „Praktisch bedeuten die Kinderstudien folgendes: Regulärer Unterricht fällt für mindestens ein Jahr aus.“ Das könne als epidemiologisch sicher gelten. Daran änderten weder Apps noch Masken etwas. „Es ist die Übertragung durch Aerosole und Kontakte im Klassenraum.“

Beim Homeschooling sind Eltern schon jetzt überfordert

Damit dürfte der Gesundheitspolitiker die Debatte um Schulunterricht weiter anfachen. Denn vor allem Eltern jüngerer Kindern hoffen dringend auf Entlastung. Vor allem Mütter fürchten berufliche Nachteile. Gleichzeitig wächst die Gefahr, dass ein erheblicher Teil der Kinder abgehängt wird.

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    Denn beim Homeschooling fühlen sich Eltern und Kinder oft überfordert, hinzu kommen die Anforderungen durch das Homeoffice. Gleichzeitig ist durch die verordnete Distanz zu den in der Corona-Epidemie besonders gefährdeten Senioren die Betreuung durch die Großeltern schlicht weggebrochen.

    Die Folge: Viele Familien seien derzeit an der Grenze ihrer Belastungsfähigkeit angekommen, berichtet Stephan Wassmuth, Vorsitzender des Bundeselternrats – „obwohl Eltern und Lehrer derzeit ihr Bestes geben“.

    Lehrerverband: Ein Viertel der Schüler wird zu Hause nicht erreicht

    Hinzu kommt: Etwa ein Viertel der Schüler wird zu Hause kaum oder gar nicht von der Schule erreicht. Heinz Peter Meidinger, Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, sagt gegenüber „Business Insider“: Auch eine noch so gute digitale Ausstattung der Schulen und Kompetenzen der Lehrer könne diese Hauptproblem von Homeschooling nicht lösen.

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      Lauterbach sieht nun die Schulen in der Pflicht, nicht länger abzuwarten, ob sich die Situation nach den Sommerferien grundlegend entspannt. Davon könne nicht ausgegangen werden.

      Der SPD-Gesundheitsexperte: „Daher muss die Diskussion sich verschieben, weg davon, wer zuerst öffnet, hin dazu, welches Bundesland es schafft, mit Homeschooling und besonderer Unterstützung der bedürftigen Kinder das nächste Schuljahr zu organisieren“. Corona-Lockerungen: Welche Regel in welchem Bundesland gilt.

      Lauterbach: Die Versorgung der Schulen ist katastrophal

      Der Gesundheitsexperte wirft den Schulen vor, mit der abwartenden Haltung wertvolle Zeit zu vergeuden. „Die Sommerferien müssen genutzt werden, modernes Unterrichtsmaterial und die Technik vorzubereiten.“ Die jetzige Versorgung der Schüler ist katastrophal, „oft werden nur Aufgaben kopiert oder verschickt“. Könnten Eltern nicht helfen, „kapieren die Kinder nichts“.

      Lauterbach bekräftigt mit seinen Forderungen die Aussagen der Charité-Forscher. Sie hatten aufgrund ihrer Ergebnisse vor einer uneingeschränkten Öffnung von Schulen und Kindergärten gewarnt. Weitere Studien zur Verbreitung der Corona-Viren durch Kinder sind in Arbeit, aber noch nicht abgeschlossen.

      So untersuchen die Unikliniken Heidelberg, Freiburg, Tübingen und Ulm die Rolle von Kindern bei der Verbreitung von Sars-CoV-2. Eine Studie in Island kam kürzlich zu dem Schluss, dass Kinder unter zehn Jahren deutlich seltener mit dem Corona-Virus infiziert gewesen seien.

      In vielen Bundesländern gehen seit dieser Woche wieder Kinder – nach Alter und Dringlichkeit gestaffelt – wieder in die Schule.