Hanno Müller über eine andere Normalität beim Einkaufen.

Endlich Normalität. Das ist allen zu wünschen. Bewegungsfreiheit, selbst entscheiden können, was man wann tut. Räume angstfrei betreten, einander begegnen ohne Distanz, ungefiltert durch Mundschutz oder Plexiglas kommunizieren.

Noch ist das Corona-Virus nicht besiegt, die AHA-Formel Abstand – Hygiene – Alltagsmaske bleibt nötig. Aber es wird hoffentlich eine Zeit nach Covid-19 geben. Geöffnete Läden sind ein erster Schritt. Für Inhaber bedeuten sie den Funken Hoffnung, dass ihr Geschäft eine Zukunft hat. Für Kunden sind sie ein Ort des Erlebens und der Wünsche.

Ganze Kulturen gründen auf dem Handel. Wir leben und arbeiten auch dafür, um uns mit nötigten oder schönen Dingen zu umgeben oder um Verlockungen zu erliegen, mit denen findige Händler unseren Sinnen schmeicheln. Nicht von ungefähr bereiten Einkaufszentren oder der kleine, liebevoll gestaltete und gut sortierte Laden an der Ecke jede Menge Vergnügen.

Was aber ist normal? Die Rückkehr zu Vor-Corona-Zeiten? Mit „Geiz ist geil“ und „Es lebe billig“? Händler mögen derartige Überlegung bitte verzeihen: Nur allzu oft ertappt man sich beim Kaufen nach dem Motto „günstig und viel“. Seit Corona stellen Menschen nun Kisten mit Büchern, Hausrat oder anderem zum Mitnehmen auf die Straßen. Sachen von denen sie zu viel haben oder die sie nicht oder nicht mehr brauchen.

Selten waren die Schlangen vor Wertstoffcontainern so lang. Ausmisten ist das neue Aufräumen, Weggeben vielleicht eine neue Form der Bescheidenheit.

Das hier ist kein Plädoyer für Konsumverbote. Verkäufer sollen gute Geschäfte machen, Käufer wieder Spaß beim Shoppen in der Innenstadt haben. Die Maßgabe, dabei gerade nur nach dem zu greifen, was wir wirklich brauchen, schärft aber womöglich den Blick für das tatsächlich Wichtige im Leben.

Kaufen, was nachhaltig Freude macht, bewusst und ganz und gar freiwillig. Warum sollte das künftig nicht normal sein?