Jena. Landwirte aus dem Saale-Holzland-Kreis wollten die Autobahnen bei Jena blockieren. Werden das demnächst auch Ärzte mit OP-Tischen tun? Oder sind andere Protestformen doch besser?

Die Bauern aus dem Saale-Holzland-Kreis zürnten: Weil die Stadt Jena kurzfristig die Auflagen verschärfte, verzichteten sie auf eine Traktoren-Blockade der A4-Zufahrten vor der Stadt. Die Reaktionen in den sozialen Medien ließen nicht lange auf sich warten: Die Stadt Jena schaffe die Demokratie ab, weil sie Proteste verbiete.

Das stimmt so natürlich nicht. Bauern, Spediteuere und Handwerker demonstrierten in den vergangenen Wochen mehrfach in der Stadt, unter anderem mit einer stundenlangen Blockade der vielbefahrenen Stadtrodaer Straße und Fahrzeugkonvois, die zu Staus sowie Verspätungen der Straßenbahnen führten. Wie in einer Demokratie üblich, landete dafür auch in Jena kein Demonstrant im Gefängnis.

Autobahnblockade schadet den Bauern

Dass Bauern & Co. für ihre Anliegen protestieren, ist richtig, zumal verschiedene Regierungen mit ihren Entscheidungen den Landwirten in den vergangenen Jahrzehnten das Leben schwerer machten. Aber müssen sie darauf bestehen, dafür unbedingt die Autobahnen blockieren zu wollen? Tut es nicht auch der gute alte Protestmarsch mit Transparenten, Pfeifen und Sprechchören in der Innenstadt?

Marcus Voigt, Lokalredaktion Jena
Marcus Voigt, Lokalredaktion Jena © Zentrale | Sascha Fromm

Denn nicht wenige Menschen, die eigentlich mit den Bauern sympathisieren, zürnen wiederum über die Autobahnblockaden. Frei von Störungen und ohne Tempolimit dem Ziel entgegenfahren – dass wollen sich viele nicht vermiesen lassen, wie bereits andere Debatten zeigten.

Mit dem OP-Tisch zur Autobahn

Allen passionierten Autofahrerinnen und Autofahrern ist deshalb zu wünschen, dass nicht noch weitere Protestgruppen aus Jena und Umgebung auf die Idee kommen, für ihre Forderungen die Autobahnen zu blockieren. Diese Woche wären es die Busfahrer gewesen – oder die Uniklinik-Ärzte mit ihren OP-Tischen.

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