Martin Debes über den Führungswechsel in der Thüringer SPD.

Das muss Georg Maier erst mal einer nachmachen. An einem Tag Parteichef, Spitzenkandidat und nochmals Vater: So kann nach 53 Jahren ein Leben neu beginnen.

Aber ist es auch ein Neustart für die Thüringer SPD, die bei der Landtagswahl vor knapp einem Jahr in die Einstelligkeit abstürzte? Maier versuchte in seiner Rede, die Landespartei stärker in der Mitte zu verorten, mit Empathie, Recht und Ordnung, als Innenminister liegt dies nahe. So will er im dräuenden Wahlkampf ausreichend Abstand zu den Grünen, aber vor allem zu den Linken herstellen.

Doch ob dies gelingt, ist völlig ungewiss. Der populäre linke Ministerpräsident wird auch im nächsten Jahr wieder nahezu alle umarmen, die nicht AfD sind. Ansonsten dürfte der Zweikampf zwischen ihm und Björn Höcke den Wahlkampf neuerlich dominieren.

Sowieso wirkt Maiers Mitte-Strategie wenig originell. Sie unterscheidet sich nicht groß von der Linie seines Vorgängers Wolfgang Tiefensee, der sich bloß ressortbedingt stärker auf die Wirtschaft konzentrierte. Dennoch besitzt sie eine innere Logik: Wer den reinen Antifaschismus sucht oder das Klima retten will, wird sowieso eher links oder grün wählen.

Zudem schaffte es die SPD mit Maier auf ihrem Parteitag zumindest, die jüngsten Fehler der hiesigen CDU zu vermeiden. Die Frage nach dem Spitzenkandidaten wurde frühzeitig beantwortet, der neue Vorsitzende ist mit einem vorzeigbaren Ergebnis gewählt. Und Andreas Bausewein ersparte mit seinem Verzicht auf die Kandidatur als Landesvize der SPD den sicheren Eklat, der alle anderen Nachrichten des Parteitages überdeckt hätte.

Ansonsten zeigte sich in Bad Blankenburg wieder, dass Maier eher kein begnadeter Rhetoriker ist, der einen Saal zu begeistern vermag. Aber er hat die verunsicherte Landespartei hinter sich versammelt und besitzt so etwas wie einen Plan. Und selbst der Umstand, dass er seit 1999 der erste Thüringer SPD-Spitzenkandidat ist, der aus dem Westen kam, wirkt seit Samstag relativiert: Er ist nun Vater einer Thüringerin namens Martha.