Berlin. Der CDU-Politiker Philipp Amthor hat in einem Interview die „Noteninflation“ kritisiert. Die Abiturprüfung hält er für zu einfach.

Sind Schulen heute zu lässig bei er Notenvergabe? Werfen Lehrer zu schnell mit guten Bewertungen um sich? Einer, dessen Abitur noch gar nicht so lange zurückliegt, wettert gegen das Schulsystem: Philipp Amthor sieht viele Probleme an Gymnasien.

Der Bundestagsabgeordnete Amthor kritisierte die „Noteninflation“ in deutschen Schulen in einem Interview. Dem Nachrichtenmagazin „Focus“ sagte der 26-Jährige: „Es ist niemandem geholfen, wenn es plötzlich nur noch Einsen gibt.“

Amthor rennt damit offene Türen ein. „Die Abiturnoten haben sich – wenn man den Bundesschnitt nimmt – in den vergangenen Jahren permanent verbessert. Das kann so auf Dauer nicht weitergehen“, hatte Dieter Brückner, Vorsitzender der Bundesdirektorenkonferenz Gymnasien, kürzlich dem „RND“ gesagt.

Tatsächlich haben sich die Anteile jener Schüler, die den höchsten Abschluss machen, zuletzt immer weiter nach oben geschraubt: 1970 machte jeder zehnte sein Abitur, 1990 schaffte das schon jeder fünfte und 2016 lag die Quote bei 40 Prozent.

Abitur zu leicht? Stören tun Philipp Amthor gleich mehrere Dinge:

  • Uneinheitliche Standards zwischen den verschiedenen Lehrstätten
  • viel zu viele Einser-Noten, die viel zu schnell vergeben werden
  • ein generell zu einfaches Abitur

Der „SWR“ hat die Statistiken der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder ausgewertet, kam zu dem Schluss, dass es durchaus Trends in diese Richtung gibt, diese aber keineswegs so krass seien, wie die Panik-Aussagen von Amthor und Brückner annehmen lassen.

Im Schnitt aller Abiturnoten „stieg innerhalb von 10 Jahren lediglich um eine Zehntelnote: von 2,52 (2007) auf 2,41 (2017). Ein messbarer, aber kein himmelweiter Unterschied.“ 2017 hätten 20 Prozent der Abiturienten eine 1 vor dem Komma gehabt – 2006 waren es 19 Prozent. Allerdings waren es 2016 noch 23 Prozent. Es gibt also Schwankungen, aber keine große Niveauverschiebung.

Philipp Amthor kritisiert Notenvergabe an Gymnasien

CDU-Politiker Philipp Amthor bemängelt die „Noteninflation“ in der Schule.
CDU-Politiker Philipp Amthor bemängelt die „Noteninflation“ in der Schule. © imago/Jürgen Heinrich | Jürgen Heinrich

Amthor, der hinter dem FDP-Politiker Roman Müller-Böhm der zweitjüngste Abgeordnete im Deutschen Bundestag ist und 2011 sein Abitur am Greifen-Gymnasium in Ueckermünde ablegte, warnt in dem Interview vor den negativen Folgen der sehr guten Bewertungen.

„Wir helfen weder den Schulabgängern, noch den Universitäten und auch nicht den Firmen, die händeringend Lehrlinge suchen, wenn jeder meint, nach der Schule studieren zu müssen“, sagte Amthor. Konkrete Zahlen nannte er aber nicht.

Als Konsequenz sprach sich der CDU-Politiker für „mehr vergleichbare Standards“ an den Schulen aus.

Amthor: Immer wieder polarisiert er in der CDU

Philipp Amthor polarisiert in der CDU immer wieder. Jüngst sorgte er für Aufsehen, als er erstmals Teile seines Antwortvideos auf YouTuber Rezo präsentierte. Rezo hatte im Mai in seinem Video „Die Zerstörung der CDU“ die Christdemokraten kritisiert, Amthor hatte daraufhin das Antwortvideo produziert, das aber nicht ausgestrahlt wurde.

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    Amthor gilt in der CDU einerseits als junger Hoffnungsträger, sieht sich andererseits aber immer wieder Kritik ausgesetzt. So äußerte er im Mai einen umstrittenen „Moslem“-Spruch. Daraufhin wurde ihm im Netz Rassismus vorgeworfen. Auch für seine Aussagen gegenüber der Ärztin Kristina Hänel, die zu Abtreibungen informiert, erntete der 26-Jährige Kritik. (ses/dpa)