Oswiecim. Kanzlerin Merkel legte am Freitag einen Kranz an der Todeswand in Auschwitz nieder. Ein emotionaler Besuch – sie war den Tränen nah.

Seit mehr als 14 Jahren ist Angela Merkel Bundeskanzlerin. Am Freitag nun besuchte sie zum ersten Mal die KZ-Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau. Zu spät? Mehr als ein offizieller Pflichtbesuch war die Reise in jedem Fall.

Eher vermittelte die Kanzlerin im Angesicht der Stätten eines unbegreiflichen Massenmordes den Eindruck, einem inneren Drang zu folgen: „Ich empfinde tiefe Scham, wenn ich an die Verbrechen denke, die an diesem Ort von Deutschen verübt wurden“, sagte Merkel im Beisein des polnischen Ministerpräsidenten Mateusz Morawiecki. „Es waren Verbrechen, die alle Grenzen des Vorstellbaren überschreiten.“

Die SS und ihre Helfer ermordeten in dem Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau zwischen 1940 und 1945 mehr als eine Million Menschen nach einem perfiden Vernichtungsplan. Die meisten von ihnen mussten nur deshalb sterben, weil sie Juden waren. Sie wurden in Gaskammern gepfercht, erschossen oder als medizinische Versuchspersonen missbraucht.

Als Merkel einen Kranz niederlegt, ist sie sichtlich berührt

Merkel war in Auschwitz anzusehen, wie schwer das Wissen um diese Taten für eine Regierungschefin zu ertragen ist, die das Volk der Täter repräsentiert. Als sie vor der sogenannten Todeswand einen Kranz niederlegte und eine Schweigeminute absolvierte, presste sie immer wieder die Lippen aufeinander, sichtbar den Tränen nah.

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Offizieller Anlass für Merkels Besuch war die Gründung der Stiftung Auschwitz-Birkenau vor zehn Jahren. Bereits im Vorfeld ihrer Reise hatte die Kanzlerin angekündigt, dass Bund und Länder 60 Millionen Euro in einen Fonds einzahlen werden, um die Arbeit der Organisation zu unterstützen, die den Erhalt der KZ-Gedenkstätte dauerhaft sichern soll. „Wir bekennen uns zu einer deutlichen Erhöhung des Stiftungskapitals“, sagte sie in ihrer Rede.

Merkel erinnert an Verbrechen im KZ Auschwitz-Birkenau

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    Auch Polen investiert jährlich Millionen Euro in den Erhalt von Gedenkstätten, die an deutsche Verbrechen erinnern. „Wir müssen uns erinnern, wenn wir den Opfern gerecht werden wollen, sagte Morawiecki in seiner kurzen Ansprache.