Erfurt. Nur noch knapp zwei Wochen bis zur Europa-Wahl. Dann entscheidet sich, welche Kandidaten einen Platz im EU-Parlament bekommen. Darunter könnten auch Politiker aus Thüringen sein. Doch nicht alle Parteien haben Kandidaten aus dem Freistaat.

Nur wenige Thüringer Kandidaten haben Chancen auf einen Sitz im Europäischen Parlament. Von den aussichtsreichsten Parteien hat nur die CDU im Freistaat eine eigene Landesliste. Etliche Landesverbände führen aber Wahlkämpfe mit Kandidaten, die einen Bezug zum Land haben. Ein Überblick über die Thüringer EU-Kandidaten:

Marion Walsmann (CDU): Ganz oben auf der Europa-Liste der Landes-CDU steht Marion Walsmann. Die 56-Jährige hat nach Ansicht ihres Landesverbands sehr gute Chancen, ins Europäische Parlament gewählt zu werden. Demnach braucht sie dafür etwa 200 000 Stimmen. Die Partei bezieht sich dabei auf Erfahrungswerte. Walsmann soll im EU-Parlament den Platz von Dieter-Lebrecht Koch einnehmen, der in den Ruhestand geht. Die gebürtige Erfurterin will nach Angaben der Thüringer CDU vor allem die ostdeutschen Interessen im Parlament vertreten.

Babette Winter (SPD): Für die Sozialdemokraten geht Babette Winter ins Rennen um einen Sitz im EU-Parlament. Winter war bis Ende vergangenen Jahres Kulturstaatssekretärin in der Thüringer Staatskanzlei und rückte dann für den bisherigen SPD-Europaabgeordneten Jakob von Weizsäcker ins Europaparlament nach. Allerdings könnte Winters Zeit in Straßburg und Brüssel nach der Wahl im Mai zu Ende gehen. Denn ihr Platz 27 auf der Bundesliste der Sozialdemokraten gilt als wenig aussichtsreich. «Die Chancen auf einen Einzug sind entsprechend der aktuellen Umfragewerte nicht sehr hoch, trotzdem werden wir für ein möglichst gutes Ergebnis kämpfen und für unsere Idee von Europa werben», erklärte die SPD auf Anfrage.

Anna Cavazzini (Grüne): Die Grünen haben keinen eigenen Kandidaten, der in Thüringen wohnt. Anna Cavazzini tritt für Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen an. Die gebürtige Hessin hat unter anderem in Chemnitz, Prag und Berlin studiert. Nach Angaben eines Sprechers des Grünen-Landesverbandes macht auch der EU-Abgeordnete Reinhard Bütikofer für Thüringen Wahlkampf. Er ist derzeit auch der Co-Vorsitzende der Europäischen Grünen Partei. „Für uns ist wichtig, dass es jemanden im Europa-Parlament gibt, der für uns schnell ansprechbar ist“, sagte der Thüringer Grünen-Sprecher. Bütikofer steht auf der Bundesliste der Grünen auf Platz 4, der als sicher gilt. Cavazzini steht auf Listenplatz 7 und hat nach Angaben eines Sprechers damit ebenfalls gute Chancen, ins Parlament einzuziehen. Bisher gibt es kein Europa-Büro der Grünen in Thüringen. Der Landesverband hofft, dass sich das nach der Wahl ändert.

Robert Martin Montag (FDP): Gut sieht es für den Thüringer Robert Martin Montag aus. Der gebürtige Erfurter geht für die FDP als Kandidat ins Rennen. Alle ostdeutschen Landesverbände hatten ihn bei der Listenaufstellung unterstützt und damit ermöglicht, dass der 39-Jährige auf dem aussichtsreichen Listenplatz 7 landete. Montag ist studierter Politikwissenschaftler. Wichtig sei ihm, dass europäische Probleme auch nur auf europäischer Ebene gelöst werden könnten, sagte eine Sprecherin des Landesverbands. Als Beispiele nannte sie europäische Handelspolitik, digitale Bürgerrechte und eine gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik.

Martin Schirdewan (Linke) Beste Chancen hat Martin Schirdewan von den Linken. Er ist allerdings höchstens im politischen Sinne ein Thüringer Kandidat. Schirdewan ist gebürtiger Berliner und wohnt auch nicht im Freistaat. Er sei aber der Kandidat der Thüringer Linken, wie ein Sprecher sagte. Zugleich ist Schirdewan Spitzenkandidat der Linken in Deutschland für die Europa-Wahl und steht damit auf Listenplatz 1.

AfD: Die AfD hat nach eigenen Angaben keinen eigenen Kandidaten für die Europa-Wahl. Der Landesverband teilt sich auch keinen Kandidaten mit anderen Bundesländern. „Es gibt keinen Europa-Kandidaten, der für Thüringen offiziell zuständig wäre“, sagte ein Sprecher des Landesverbandes.