Berlin. Kriminelle Clans haben einen „immensen Vorsprung“, sagt Berlins Oberstaatsanwalt Ralph Knispel. Und berichtet Absurdes aus dem Gericht.

Beim Vorgehen gegen kriminelle Clans sieht der Berliner Oberstaatsanwalt Ralph Knispel Erfolge – und warnt zugleich vor einem Nachlassen des Ermittlungsdrucks: „Wenn wir wollen, dass diese Kreise uns nicht mehr belächeln, müssen wir dauerhaft Druck ausüben“, so Knispel in einem Interview mit der „Berliner Morgenpost“. „Mit einem Spurt kommen wir nicht aus.“

Knispel beklagt auch mangelnden Respekt der Clan-Mitglieder vor Justizangestellten: „Wir haben auch festgestellt, dass gerade junge Kolleginnen aus bestimmten Kreisen von Migranten nicht sonderlich ernst genommen und sogar angegangen und angepöbelt werden“, berichtet der Strafverfolger. „Das ist nicht hinnehmbar und der Rechtsstaat muss hier entschieden auftreten. Gerichtsmitarbeiter und Staatsanwälte sind kein Freiwild. “

Familien gehen mit Bänken aufeinander los – im Gerichtssaal

Dabei sieht Knispel auch die Richter in der Verantwortung, denen es manchmal „an der nötigen Konsequenz fehle. „Wir hatten schon die Auseinandersetzung zwischen zwei verfeindeten arabischen Familien im Zuhörerraum. Die sind mit Bänken aufeinander losgegangen.“ Clan-Mitglieder hätten auf dem Gerichtsflur Journalisten angegriffen: „Das sind Auswüchse, denen schon längst Grenzen hätten gesetzt werden müssen.“

Als Erfolg wertet Knispel die Beschlagnahmung von 77 Immobilien einer Berliner Familie im Frühjahr. Die Häuser waren mutmaßlich mit Geld aus kriminellen Geschäften finanziert worden. „Dieses konsequente Vorgehen ist wichtig“, so Knsipel. „Es muss aber auch dauerhaft sein.“ Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) hat im Mai versprochen,

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Oberstaatsanwalt zu Clans: „Können uns nicht zurücklehnen“

Oberstaatsanwalt Ralph Knispel vor dem Berliner Kammergericht.
Oberstaatsanwalt Ralph Knispel vor dem Berliner Kammergericht. © Reto Klar / Funke Foto Service | Reto Klar

Denn nach Ansicht des Strafverfolgers haben die Clans „einen immensen Vorsprung“: „Aus meiner Sicht ist es in diesem Bereich fünf nach zwölf“, so Knispel. „Die Clans haben sich im Wirtschaftsleben ausgebreitet und konnten lange darauf vertrauen, dass die Strafverfolgungsbehörden kaum reagieren.“

Neben konsequenter Strafverfolgung fordert Knsipel aber auch mehr Personal für Polizei und Justiz, die trotz Neueinstellungen immer noch hoffnungslos unterbesetzt seien.

Mit einer Aufklärungsquote von 40 Prozent liege Berlin auf einem der letzten Plätze in Deutschland. „Da können wir uns nicht zurücklehnen. Wir müssen Polizei und Staatsanwaltschaft in die Lage versetzen, dass sie auf die Kriminalität angemessen reagieren können.“

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