Berlin. CDU/CSU und Armin Laschet stecken im Rekord-Umfragetief. Nun hat der Kanzlerkandidat sein “Zukunftsteam“ vorgestellt. So sieht es aus.

23 Tage vor der Bundestagswahl hat Unionskandidat Armin Laschet nun doch noch ein „Zukunftsteam“ vorgestellt. Am Freitagmorgen präsentierte er in der Berliner Parteizentrale acht Frauen und Männer, die für verschiedene Schwerpunkte stehen sollen. Darunter sind einige erwartbare Namen, aber auch einige Überraschungen.

Es sei ihm immer wichtig gewesen, die Union „als Team“ sichtbar zu machen, sagte Laschet bei der Pressekonferenz: „Es geht jetzt um Inhalte.“ Dies wolle er „mit Menschen, nicht mit Theorien“ zeigen. Wer sind die Männer und Frauen in Laschets Zukunftteam?

Friedrich Merz (65, Wirtschaft)

Der frühere Unionsfraktionschef und langjährige Wirtschaftslobbyist ist der Einzige, dessen Berufung schon lange bekannt war. Laschet hatte Merz, nachdem er ihn im Rennen um den CDU-Parteivorsitz geschlagen hatte, in einer künftigen Regierung den Posten des Wirtschaftsministers in Aussicht gestellt. Merz sei „einer der profiliertesten Finanz- und Wirtschaftspolitiker der Bundesrepublik“, sagte Laschet bei der Vorstellung.

Merz hatte den Fraktionsvorsitz nach einem internen Machtkampf 2002 an Angela Merkel abgeben müssen. 2009 schied er aus der Politik ganz aus. 2018 kündigte er nach dem Rückzug Merkels vom Parteivorsitz überraschend seine Kandidatur für die CDU-Führung an. Er verlor knapp gegen Annegret Kramp-Karrenbauer. 2021 versuchte er es noch einmal, verlor aber wieder – diesmal gegen Armin Laschet. Bei seiner Vorstellung kündigte er an, an der Schuldenbremse festhalten und eine „neue wirtschaftliche Dynamik entwickeln“ zu wollen.

Andi Jung (46, Klima)

Der Konstanzer Rechtsanwalt Andi Jung sitzt seit 2005 im Bundestag. 2019 machte ihn die damalige Parteivorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer zum Klimaexperten der Union. Er gilt als jemand, der sich akribisch einarbeitet und nicht davor zurückscheut, sich für den Klimaschutz auch mit dem Wirtschaftsflügel seiner Partei anzulegen. So setzt er sich für Klimaneutralität bis 2045 ein und fordert einen deutlich höheren CO2-Preis auf Öl und Gas bereits ab 2022.

Dorothee Bär (43, Digitalisierung)

Bär ist Staatsministerin für Digitalisierung und stellvertretende Parteivorsitzende der CSU. Mit ihrer Berufung ins „Zukunftsteam“ hat Laschet damit nicht nur jemanden geholt, der sich bereits länger mit dem Thema Digitalisierung und digitale Verwaltung beschäftigt, sondern schlägt auch die Brücke zur Schwesterpartei. Die Personalie war mit CSU-Chef Markus Söder abgestimmt. Bei ihrer Vorstellung kündigte sie einen „digitalpolitischen Aufschlag“ der Union für Montag an.

Peter Neumann (46, Sicherheit)

Eine echte Überraschung ist die Berufung des Politikwissenschaftlers Peter Neumann ins Laschet-Team. Der gebürtige Würzburger gilt als einer der renommiertesten Terrorexperten Deutschlands. Derzeit ist er Professor für Sicherheitsstudien am Londoner „King’s College“. Er ist der einzige Nicht-Politiker im Team. Bereits 2017 gewann Laschet ihn für seine „Sicherheitskommission“ in Nordrhein-Westfalen, die vom früheren CDU-Innenpolitiker Wolfgang Bosbach geleitet wurde. Als eines der wichtigsten politischen Projekte nannte Neumann die Einrichtung eines Nationalen Sicherheitsrats, der ressortübergreifend und unter Beteiligung der Länder eine nationale Sicherheitsstrategie erarbeiten soll.

Karin Prien (56, Bildung)

Die schleswig-holsteinische Bildungsministerin Karin Prien soll auch im „Zukunftsteam“ für dieses Thema zuständig sein. Sie will die frühkindliche Bildung zu einem ihrer Schwerpunkte machen. „Wir müssen dafür sorgen, dass Kinder, wenn sie in die Schule kommen, Deutsch gelernt haben“, sagte sie am Freitag.

Auch müsse frühzeitig erkannt werden, wo es Förderbedarf bei Kindern gibt. Außerdem will sie die Weiterbildung stärken. Prien gehört dem CDU-Bundesvorstand an und war eine Zeitlang Mitglied der liberalen Gruppe „Union der Mitte“, die sich gegen einen „Rechtsruck“ in der Partei einsetzte. Als Zuständige für das Thema Familie will sie sich für die Beibehaltung des Ehegattensplittings, die steuerliche Entlastung von Alleinerziehenden und die Einrichtung von flexiblen Arbeitszeitkonten einsetzen.

Silvia Breher (48, Familie)

Die dreifache Mutter und Juristin kam erst 2017 in den Bundestag – dafür aber mit dem besten Stimmergebnis aller Unions-Direktkandidaten. In der CDU machte sie schnell Karriere, wurde Nachfolgerin von Ursula von der Leyen stellvertretende Parteivorsitzende. Sie kündigte an, sich für den Erhalt des Ehegattensplittungs, höhere Freibeträge für Alleinerziehende, eine Ausweitung der Elternmonate und die Einrichtung von „Lebensarbeitszeitkonten“ einsetzen zu wollen.

Joe Chialo (51, Kreativwirtschaft)

Auch die Berufung von Joe Chialo ist eine Überraschung. Der Musikmanager, Sohn tansanischer Eltern, kandidiert derzeit in Berlin erstmals für den Bundestag. Eigentlich wollte er für den Bezirk Mitte kandidieren, nach internen Auseinandersetzungen ist er nun Kandidat in Charlottenburg/Spandau-Nord. Chialo, der in der Berliner Musikszene vernetzt ist, will dafür kämpfen, dass die Kulturschaffenden in der Pandemie keine weitere Existenzkrise durchmachen müssen.

Barbara Klepsch (55, gleichwertige Lebensverhältnisse)

Auch die sächsische Kulturministerin und langjährige Oberbürgermeisterin von Annaberg-Buchholz in Sachsen ist in der Bundespolitik bislang noch wenig bekannt. Bislang war immer der Ost-Beauftragte Marco Wanderwitz für einen Posten im Laschet-Team gehandelt worden. „Wenn wir von gleichwertigen Lebensverhältnissen sprechen, darf das keine Frage von Postleitzahlen sein“, sagte Klepsch bei der Pressekonferenz am Freitag. Sie will sich insbesondere für soziale Sicherheit, einen Ausbau der Pflegeangebote, bessere Verkehrswege im ländlichen Raum, eine Belebung der Innenstädte und eine Landarztquote einsetzen.

Völlig unklar ist, welche Rolle die Mitglieder von Laschets Zukunftsteam in einer künftigen Regierung spielen sollen. Angesichts der begrenzten Zahl von Kabinettsposten, die Laschet im Fall eines Dreierbündnisses zur Verfügung stünden, werden nicht alle von ihnen ein Ministeramt bekommen. Zumal auch andere Spitzenpolitiker der Union wie Gesundheitsminister Jens Spahn mit Posten bedacht werden müssen. Rückfragen zum Team ließ Laschet am Freitag nicht zu.