Berlin. Die Ferien sind fast überall vorbei, Schulen öffnen wieder. Einheitliche Corona-Regeln gibt es nicht. Die Bundesländer im Überblick.

  • Der Bund plant eine Änderung des Infektionsschutzgesetzes und einheitliche Vorgaben an den Schulen, die an bestimmte Inzidenzen gekoppelt sind
  • Die Kultusministerkonferenz (KMK) hat sich nicht zu einheitlichen Corona-Regeln für Schulen durchgerungen - es gelten weiterhin 16 verschiedene Verordnungen
  • Lesen Sie hier, wie die Situation an den Schulen in den einzelnen Bundesländern ist - und wo eine Testpflicht herrscht

Wie lässt sich Schulunterricht während der Krise am besten gestalten? Schon seit Beginn der Corona-Pandemie wird über diese Frage diskutiert. Einheitliche Linien gab es bisher nicht. Und nach der stundenlangen Konferenz der Kultusminister der Länder vergangene Woche ist klar, dass es die in der nächsten Zeit nicht geben wird.

Dabei waren im Vorfeld der Beratungen die Rufe nach einheitlichen Regeln für Schulpersonal und Schülerinnen und Schüler wieder lauter geworden. Auch der CDU-Vorsitzende und NRW-Ministerpräsident Armin Laschet hatte sich für eine bundesweit einheitliche Regelung ausgesprochen.

Unterdessen platzte der für den 12. April geplante Corona-Gipfel und die Bundesregierung lancierte einen Entwurf zur Änderung des Infektionsschutzgesetzes. Präsenzunterricht soll möglich sein - aber nur unter strengen Auflagen. Bei einer Sieben-Tage-Inzidenz von mehr als 200 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern sollen Schulen wieder schließen. Was sich der Bund außerdem an einheitlichen Regeln an Schulen und Kitas vorstellt, lesen Sie hier.

Schule und Corona: Das sind die Beschlüsse

Ob das nun etwas an dem Flickenteppich aus unterschiedlichen Maßnahmen ändert, der zuletzt bei der Kultusministerkonferenz (KMK) herausgekommen ist? Fraglich. Immerhin, einen kleinen gemeinsame Nenner gibt es auch aus der KMK schon: umfassende Corona-Tests. Damit soll dafür gesorgt werden, dass an den Schulen möglichst viel Präsenzunterricht stattfindet.

"Die Testmöglichkeiten sollen so ausgebaut werden, dass allen Schülerinnen und Schülern sowie den Lehrkräften und sonstigen an Schulen Beschäftigten zweimal wöchentlich die Möglichkeit für einen Selbsttest angeboten werden kann", erklärte die amtierende Vorsitzende der Kultusministerkonferenz, Brandenburgs Bildungsministerin Britta Ernst (SPD), nach der jüngsten KMK-Sitzung. Die meisten Bundesländer setzen nun auf verpflichtende Tests an den Schulen.

Außerdem sollen die Abiturientinnen und Abiturienten in Deutschland ihre Prüfungen in diesem Jahr trotz Corona-Pandemie ablegen. Abschlussprüfungen werden im Schuljahr 2020/2021 stattfinden.

Corona und Schule: Die Regeln in den Bundesländern

  • In Baden-Württemberg dürfen Schulpersonal, Schülerinnen und Schüler ab dem 19. April ohne negativen Corona-Test nicht mehr am Unterricht teilnehmen, wenn es mehr als 100 Corona-Neuinfektionen auf 100.000 Einwohner an drei aufeinanderfolgenden Tagen gibt. Abschlussklassen haben seit Ende der Osterferien Wechselunterricht, für die Klassen 1 bis 7 gibt es nur eine Notbetreuung
  • In Bayern schalten Schulen in der Regel ab einem Inzidenzwert von 100 in einer Stadt oder einem Landkreis wieder von Präsenz- auf Fernunterricht um. Für die Teilnahme am Präsenzunterricht gilt unabhängig von der Inzidenz eine Testpflicht
  • Berlin führt eine Testpflicht für Schülerinnen und Schüler ein. Seit Ende der Osterferien ist Wechselunterricht in halber Klassengröße die Regeln, für die Jahrgangsstufen 7 und 9 gilt dies aber erst ab 19. April
  • Brandenburg schickt ältere Schüler oberhalb der Grundschule erst einmal wieder in den Fernunterricht. Ab 19. April gilt eine Testpflicht
  • In Bremen bleiben die Schulen geöffnet und die Präsenzpflicht ausgesetzt. Seit Ende der Osterferien gilt eine Testpflicht und auch an Grundschulen bei einer Inzidenz ab 100 eine Maskenpflicht
  • Hamburg schickt Schulen ab einer Inzidenz von 200 an drei aufeinanderfolgenden Tagen in den Fernunterricht. Unabhängig davon gilt eine Testpflicht
  • Wie es in Hessen nach den Osterferien an den Schulen weitergeht, ist noch unklar: Diskutiert wird auch hier eine Testpflicht
  • In Mecklenburg-Vorpommern gilt für die Klassen eins bis sechs und die Abschlussklassen Präsenzunterricht, solange die Sieben-Tage-Inzidenz unter 150 bleibt. Schüler der anderen Klassenstufen werden abwechselnd in der Schule und zu Hause unterrichtet. Bei einer Inzidenz ab 150 findet Distanzunterricht statt, Schülerinnen und Schüler der Stufen eins bis sechs können die Notfallbetreuung ihrer Schule besuchen. Tests sind freiwillig
  • In Niedersachsen gilt ein Wechselmodell für alle Stufen. Seit Ende der Osterferien sind zwei Corona-Tests pro Woche verpflichtend
  • In Nordrhein-Westfalen findet mit Ausnahme der Abschlussklassen seit Montag Distanzunterricht für alle anderen Schüler statt, vorerst bis 16. April. Seit den Osterferien gilt eine Testpflicht: Zweimal pro Woche wird getestet
  • In Rheinland-Pfalz gibt es derzeit Wechselunterricht. Voraussetzung für die Schulöffnungen ist eine Sieben-Tage-Inzidenz unter 100. Die Teilnahme an Corona-Tests ist freiwillig
  • Im Saarland gibt es wieder Präsenzunterricht, es gilt eine Testpflicht
  • In Sachsen-Anhalt sind die Schulen geöffnet, die Präsenzpflicht ist ausgesetzt. Seit 12. April gilt eine Testpflicht: Am Unterricht teilnehmen darf nur noch, wer sich zweimal pro Woche auf Corona testet
  • Sachsen hat sich verabschiedet nach der Osterpause ganz von der Kopplung an den Inzidenzwert verabschiedet und hält Schulen und Kitas unabhängig davon offen. Auch hier gilt: Zweimal pro Woche müssen sich Schülerinnen und Schüler einem Coronatest unterziehen
  • In Schleswig-Holstein gilt nach den Osterferien, die noch bis zum 16. April gehen, eine Testpflicht
  • Thüringen hat die Schulen für alle Klassen am 1. März geöffnet. Voraussetzung ist ein Inzidenzwert unter 150. Testungen erfolgen auf freiwilliger Basis

RKI: Schulen spielen wachsende Rolle bei Viruszirkulation

Laut Lageberichten des Robert Koch-Instituts der vergangenen Wochen spielen die Schulen eine wachsende Rolle bei der Viruszirkulation in Deutschland. Auch in den Kitas infizierten sich viele Minderjährige mit der britischen Corona-Variante.

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Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sagte im WDR5-"Morgenecho", es sei wichtig, "in den Schulen sehr konsequent mindestens zweimal die Woche zu testen". "Man hätte jetzt aus meiner Sicht die Ostertage gut nutzen können, jetzt in der Verlängerung Schulen und Kitas in Notbetreuung zu bringen."

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Corona: Beamtenbund fordert einheitliche Regeln für Schulen

Der Beamtenbund dbb forderte einheitlich klare Regeln. "Wenn die Schulen in der dritten Welle geöffnet sein sollen, müssen die Lehrkräfte auch geimpft und die Schülerinnen und Schüler getestet werden", sagte der dbb-Vorsitzende Ulrich Silberbach der Deutschen Presse-Agentur. "Wer nicht getestet werden kann oder will, muss vom Präsenzunterricht ausgeschlossen werden. Andernfalls setzen wir alle Beteiligen einem zu großen Risiko aus, und die Infektionszahlen drohen nach den Osterferien zu explodieren."

Der Verband Bildung und Erziehung hat den Öffnungskurs einiger Bundesländer bei den Schulen in der Pandemie heftig kritisiert. "Dass es anscheinend immer noch Bundesländer gibt, die Schulen in Hochinzidenzgebieten offenhalten wollen, ist unverantwortlich", sagte der Vorsitzende der Lehrergewerkschaft, Udo Beckmann, nach Beratungen der Kultusminister von Bund und Ländern, die am Donnerstagabend zu Ende gegangen waren. "Wir wissen: Seitdem die Schulen geöffnet sind, steigen im Alterssegment der Schülerinnen und Schüler, gerade bei Jüngeren, die Neuinfektionen rapide."

Schulen und Corona: Erziehungsgewerkschaft pocht auf einheitliche Regelung

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) kritisierte am Freitag die Beschlüsse der KMK. Im rbb-Inforadio sagte die GEW-Vorsitzende Marlis Tepe am Freitag, angesichts der Pandemielage wären klare einheitliche Regelungen wünschenswert gewesen: "Wir finden richtig, was das RKI empfohlen hat: ab einer Inzidenz höher als 50 in den Wechselunterricht zu gehen."

Sie bedauere, dass die KMK diesbezüglich keine gemeinsame Linie gefunden habe. Dazu gehöre auch, ab einer Inzidenz von 100 in den Distanzunterricht zu gehen, wie es etwa in Bayern und Schleswig-Holstein der Fall ist. Tepe betonte, sie halte das "für einen richtigen Weg".

Die Kultusministerkonferenz hatte sich in diesem Jahr mehrfach für möglichst offene Schulen ausgesprochen. Zuletzt hatten die Schulministerinnen und -minister am 18. März gefordert, Schulen müssten im Vergleich zu allen anderen Lebensbereichen am längsten geöffnet bleiben.

(hel/pcl/raer/mit dpa)