Paris. Am Sonntag geht die französische Präsidentschaftswahl in die erste Runde. Die größte Konkurrenz für Macron kommt dabei von rechts.

  • Seit fünf Jahren ist Emmanuel Macron Frankreichs Präsident – nun tritt er zur Wiederwahl an
  • Lange sah es so aus, als sei ihm der Sieg bei der französischen Präsidentschaftswahl sicher
  • Doch letzte Umfragen deuten auf eine knappe Entscheidung hin

Lange Zeit sah Emmanuel Macron wie der sichere Sieger der französischen Präsidentschaftswahlen aus. In den Umfragen lag er sowohl für die erste Runde am 10. April als auch für die Stichwahl zwei Wochen später haushoch vorn. Doch jetzt scheint sich die Stimmung zu drehen.

Marine Le Pen vom rechtsextremen Rassemblement National hat immer weiter aufgeholt und ist dem Amtsinhaber gefährlich nah gekommen. Viele fragen sich daher: Könnte Le Pen Macron schlagen? Lesen Sie auch: Das sind die Kandidatinnen und Kandidaten bei der Frankreich-Wahl 2022

Viel Bewegung in den Umfragen zur Wahl in Frankreich

Die jüngsten Umfragen für die erste Wahlrunde bestätigen den Trend. In den letzten drei Wochen konnte sich Le Pen von 16 auf 22 Prozent verbessern, während Macron von 31 auf 27 Prozent zurückfiel. Die anderen zehn Bewerber für den ersten Wahlgang liegen deutlich hinter Macron und Le Pen und kommen wohl nicht in das Schlussduell.

Wahlplakate von Marine Le Pen und Emmanuel Macron hängen nebeneinander. Die Politikerin ist die größte Konkurrentin des Präsidenten.
Wahlplakate von Marine Le Pen und Emmanuel Macron hängen nebeneinander. Die Politikerin ist die größte Konkurrentin des Präsidenten. © dpa | Bob Edme

Ähnlich sieht es mit den Prognosen für den Stichwahlgang aus. Noch Mitte März hieß es, dass Macron seine Rivalin mit 58 zu 42 Prozent besiegen würde. Mittlerweile steht der Amtsinhaber bei 53 Prozent und die Herausforderin bei 47 Prozent.

Umfragen: Macron und Le Pen Favoriten für Stichwahl

Noch zu Beginn des Jahres musste die 53-Jährige um die Stichwahl bangen, weil ihr der rechtsextreme Journalist Éric Zemmour Stimmanteile raubte. Aber die Konkurrenz des in schärfsten Tönen gegen Ausländer und Moslems hetzenden Polemikers hatte eine positive Nebenwirkung für Le Pen. Im Vergleich mit dem geifernden Zemmour wirkt sie, die sich seit ihrer Wahlschlappe 2017 um ein zahmeres Image bemüht, beinahe harmlos.

Auch von ihren radikalsten Forderungen wie dem Austritt aus der EU oder der Rückkehr zur nationalen Franc-Währung hat sich Le Pen verabschiedet. Stattdessen präsentiert sie sich heute als „Anwältin der kleinen Leute“ und als Kandidatin der Kaufkraft, welche den Mindestlohn anzuheben oder die Mehrwertsteuer auf Strom, Gas und Benzin zu senken verspricht.

Im Übrigen bleibt Le Pen aber Le Pen. Sie will die Immigration drastisch einschränken, die Macht der EU beschneiden und Franzosen vor Menschen mit ausländischen Wurzeln bei der Einstellung, bei den Sozialleistungen oder bei der Wohnungssuche bevorzugen.

Vor Wahl in Frankreich: Le Pen präsentiert sich als Katzenzüchterin

Ganz offenbar geht auch ihre Wahlkampftaktik auf: Um Wähler wirbt Le Pen auf einer Bustour quer über die Wochenmärkte des Landes auf der Suche nach dem direkten Kontakt mit den Menschen. Dabei zeichnet sie recht erfolgreich das Bild einer nahbaren Vertreterin des Volkes – ganz im Gegensatz zu dem im Élysée-Palast thronenden und als arrogant geltenden Präsidenten. In den sozialen Medien präsentiert sie sich als Katzenzüchterin.

Macron seinerseits hat bislang so gut wie gar keinen Wahlkampf geführt. Er beließ es bei einigen Besuchen in der Provinz und einem einzigen großen Wahlkampfauftritt. Mittlerweile lässt auch der sogenannte Flaggen-Effekt nach. Der hatte zu Beginn des Ukraine-Krieges dafür gesorgt, dass sich die beunruhigten Bürger hinter ihrem Staatsoberhaupt versammeln.

Das französische Wahlsystem unterscheidet sich deutlich vom deutschen. Hier lesen Sie, nach welchen Regeln die Wahlgänge am 10. und 24. April genau ablaufen.

Dieser Artikel ist zuerst auf waz.de erschienen