Berlin. Die Wut auf Gesundheitsminister Spahn wächst. Im Netz wünschen sich viele User Karl Lauterbach für den Job. Wie stehen die Chancen?
Der Ärger auf Twitter schwillt in einem Kommentar an, den dann viele teilen: „Spahn ist gelernter Sparkassenkaufmann, Lauterbach Arzt und Professor für Klinische Epidemiologie“, schreibt ein Nutzer. Die Forderung: Der SPD-Politiker soll neuer Gesundheitsminister werden – und den amtierenden CDU-Politiker Jens Spahn ablösen.
Eine andere Nutzerin analysiert: „Die mediale Überpräsenz zeigt Wirkung: Es gibt momentan keinen Politiker, der in meinem Bekanntenkreis beliebter ist als Lauterbach.“ Lesen Sie auch: Drostens neuer Podcast: „Die Impfung ist immer die bessere Wahl“
Seit dem Impf-Stopp von Astrazeneca wächst die Kritik an der Bundesregierung in Teilen der Bevölkerung offenbar weiter an, allen voran an Spahn. In den sozialen Netzwerken haben sich Gegner – besonders der Entscheidung für den Impf-Stopp – unter einem Hashtag versammelt: #WirWollenKarl. „WirWollenKarl – den Rest können wir uns Spahn“, schreibt einer halb lustig, halb ernst.
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Ein Ministerwechsel ist mitten in der Pandemie wenig bis nicht realistisch. Auch machtpolitisch würde die Union diesen Posten wenige Monate vor der Wahl nicht an den Koalitionspartner abgegeben. Nordrhein-Westfalens SPD-Fraktionschef Thomas Kutschaty sagt dagegen als erster Parteikollege laut „Spiegel“, dass Spahn als Minister „nicht mehr tragbar“ sei. Auch SPD-Co-Chefin Saskia Esken nennt auf Twitter den Hashtag #WirWollenKarl.
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SPD-Fraktion im Bundestag hält nichts von der Idee
Die SPD-Fraktionsvize und Gesundheitsexpertin in NRW, Lisa Kapteinat, sagt gegenüber unserer Redaktion: „Die Bürgerinnen und Bürger brauchen und wollen Verlässlichkeit. Und genau diese gibt ihnen Jens Spahn nicht. Er sollte seinen Stuhl räumen und freimachen für jemanden, der dem Job gewachsen ist.“ Damit meint sie: Lauterbach. Auch die SPD-Fraktion im Bundestag freut sich auf Nachfrage zwar über das Lob im Internet für Lauterbach – hält aber von einem Wechsel im Kabinett nichts.
Die Kampagne im Netz scheint Ausdruck der Unzufriedenheit mit der Arbeit von Spahn – und dem Krisenkabinett. Als der Gesundheitsminister den Impfstopp diese Woche verkündet, reagiert Epidemiologe Lauterbach sofort: „Die Prüfung ohne Aussetzung der Impfung wäre wegen der Seltenheit der Komplikation besser gewesen. In der jetzt Fahrt aufnehmenden dritten Welle wären die Erstimpfungen mit dem Astrazeneca-Impfstoff Lebensretter.“
Wie groß die Fan-Gemeinschaft von Lauterbach ist, lässt sich in den sozialen Netzwerken nur schwer ermitteln. Oftmals entstehen Trends mit wenigen, aber lauten Nutzern. Zudem gilt: Der SPD-Gesundheitsexperte hat in der Pandemie nicht nur Fans dazugewonnen, sondern auch Gegner. Bei der Union prallen die Forderungen nach einem Wechsel im Kabinett bisher an den Verantwortlichen ab. „Das würde jetzt nichts helfen, denn in der Kürze der Zeit kann niemand mit einem Erfahrungsschatz von Jens Spahn da einsteigen“, sagt CSU-Chef Markus Söder der ARD.
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