Berlin. Für Muslime hat der Ramadan begonnen – der zweite in der Corona-Pandemie. Wie der islamische Fastenmonat unter Corona-Regeln abläuft.

Der Gebetsraum der Moschee ist vorbereitet. Markierungen am Boden dirigieren die Muslime zum Mindestabstand, 1,5 Meter. Jeder trägt eine Maske im Gesicht, jeder bringt sogar seinen eigenen Gebetsteppich mit. Ramadan in Zeiten der Pandemie. „Wir kennen das ja schon aus dem letzten Jahr“, sagt Naveed Ahmad von der Kieler Ahmadiyya-Gemeinde, als er schildert, wie sich seine Gemeinde auf die Fastenzeit der Muslime vorbereitet hat. „Es ist ein wenig traurige Routine.“

Viele der Corona-Maßnahmen prägen bereits seit mehr als einem Jahr den Alltag vieler Religionsgemeinden, weltweit. Jede zweite Reihe im großen Gebetsraum der Moschee, so erzählt Ahmad, würde frei bleiben, um den Abstand einzuhalten. Wer mit Maske Probleme mit der Atmung bekomme, möge zu Hause beten – nicht in der Moschee. Lesen Sie auch: Ramadan 2021: Die wichtigsten Fakten zum islamischen Fastenmonat

Für den Ramadan gelten in Corona-Pandemie strenge Regeln

Für die Muslime beginnt diese Woche der wichtige Monat Ramadan. Von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang sind gläubige Muslime zum Fasten angehalten, kein Essen, kein Trinken. In Jahren ohne ein globales Virus sind die Moscheen zu diesem Fest gefüllt. Die Mitglieder der Gemeinden treffen sich zum Iftar, dem Fastenbrechen. Danach sitzen sie beieinander, reden, trinken Tee, feiern. „Es ist fast wie ein Volksfest“, sagt Aiman Mazyek, der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland.

Doch Volksfeste sind riskant in Zeiten von Corona-Mutanten. Somit gelten für Ramadan wie an Ostern und anderen religiösen Festen starke Einschränkungen. Gottesdienste sind möglich – aber unter Auflagen. Gemeinden müssen Hygienekonzepte mit den Behörden abstimmen. Muslime können in die Moschee zum Gebet kommen, allerdings deutlich weniger als sonst. In Kiel sind 50 Gläubige in der Moschee zugelassen statt sonst bis zu 160. Auch interessant: Ramadan 2021: Die besten WhatsApp-Grüße

Ramadan: 2020 nur wenige Verstöße gegen Corona-Auflagen

Im vergangenen Jahr gab es einzelne wenige Meldungen der Polizei, dass Muslime die Corona-Maßnahmen nicht eingehalten haben. Im Berliner Stadtteil Neukölln trafen sich 300 Muslime zum Massengebet, die Polizei musste anrücken. Ähnliche Meldungen gab es auch an Ostern, als sich einzelne Christengemeinden nicht an die Regeln hielten.

„Es gibt einige, sehr wenige Muslime, die meinen vielleicht, dass das Gebet ohne Maske und Hygieneregeln vor Corona schützt, dies ist natürlich eine religionsferne Behauptung“, sagt Mazyek. Ansonsten würden die Gemeinden die Regeln für Abstand und Hygiene „sehr gut umsetzen“. Anders als im vergangenen Jahr wüssten die Vorstände und Mitglieder zudem, was auf sie zukommt.

Bundesinnenministerium ist mit Blick auf Ramadan gelassen

Im Bundesinnenministerium gibt man sich auf Nachfrage unserer Redaktion gelassen. In den Gesprächen mit den Gemeinden sei dem Ministerium deutlich gemacht worden, dass „religiöse und soziale Veranstaltungen im Ramadan nicht oder unter erheblichen Einschränkungen stattfinden“. Mit Blick auf Impfungen gegen Corona während des Ramadan sollen die muslimischen Gemeinden laut Bundesregierung ihre Mitglieder darüber aufklären, dass sowohl die Impfung als auch das medizinisch erforderliche Essen und Trinken „keinen Verstoß gegen das Fastengebot darstellen“. Das Fasten könne „pragmatisch nachgeholt“ werden.

In der Kieler Ahmadiyya-Gemeinde haben sie das Festgebet spät am Abend, das Tarawih, bereits komplett in den Moscheen abgesagt. Die Gläubigen sollen es in ihren Wohnungen und Häusern privat zelebrieren. Ähnlich verfährt der Zentralrat der Muslime. Naveed Ahmad erzählt, dass die Moschee in Kiel seit der Pandemie einen eigenen Youtube-Kanal betreibt. Gebete und Seminare für die Muslime der Gemeinde sind nun digital. So wie Ende April. Auf Twitter bewirbt die Ahmadiyya den Vortrag: „Die Philosophie des Fastens im Islam“.