Bern. In der Schweiz entscheidet heute eine Volksabstimmung, ob homosexuelle Paare zukünftig heiraten dürfen. Die Umfragen sind eindeutig.

Die Bundestagswahl ist nicht die einzige Wahl, die an diesem Wochenende in Europa stattfindet. Auch unsere Nachbarinnen und Nachbarn in der Schweiz machen heute ihre Kreuzchen. Statt über eine neue Regierung stimmen die Schweizer Bürgerinnen und Bürger allerdings über die Ehe für alle ab.

Am Sonntag haben die Wahllokale bis um 12.00 Uhr geöffnet. Die Umfragen vor der Volksabstimmung tendieren beim Ergebnis allesamt in eine bestimmte Richtung: Mehr als 60 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer wollen nach einer Befragung des SRG-Institutes dafür stimmen, dass homosexuelle Paare zukünftig heiraten dürfen. Damit wäre die Schweiz eines der letzten europäischen Länder, das die Eheschließung gleichgeschlechtlicher Paare erlaubt.

Ehe für alle wurde schon von Regierung und Parlament beschlossen

Eigentlich war die Ehe für alle in der Schweiz schon beschlossene Sache: Parlament und Regierung hatten einer entsprechenden Gesetzesänderung schon zugestimmt. Gegnerinnen und Gegner, die die Ehe nur als Bund zwischen Mann und Frau akzeptieren, hatten genug Unterschriften gesammelt, um eine Volksabstimmung zu erzwingen.

Der Kampf um die Ja- oder Nein-Stimmen wurde gerade von den Gegnerinnen und Gegnern der Ehe für alle teils schmutzig geführt. Emotionale Bilder von weinenden Kindern sollten das angebliche Leid in Regenbogenfamilien zeigen. Besonders laute Kritik kam von der rechts-nationalistischen Partei SVP, die insbesondere verhindern will, dass homosexuelle Ehepaare Kinder adoptieren dürfen.

Schweiz: Ehe für alle kommt Umfragen zufolge sicher

Die ersten Prognosen am Wahltag weisen allerdings jetzt schon auf ein eindeutiges Ergebnis der Volksabstimmung hin: Einer Umfrage des Senders SRF zufolge liegt die Ja-Kampagne landesweit bei über 60 Prozent.

Befürworter der Kampagne freuen sich über die - aus ihrer Sicht - guten Prognosen: "Für mich ist das der Höhepunkt eines jahrzehntelangen Einsatzes für die Ehe für alle", sagte der Luzerner Nationalrat Michael Töngi von den Grünen der "Neuen Zürcher Zeitung". "In Zukunft werde ich mich auch weiter für die Gleichberechtigung einsetzen, damit ein Coming-out künftig noch leichter sein wird."

Zeitgleich zur Abstimmung über die Ehe für alle können Schweizerinnen und Schweizer auch noch bei einer zweiten Volksbefragung abstimmen: Eine Initiative der Jungsozialisten will die Reichsten im Land durch eine Kapitalbesteuerung stärker zu Kasse bitten. Umfragen geben der Initiative allerdings keine Chance. (mit dpa)