Berlin. Vor der Bundestagswahl am kommenden Sonntag nehmen sich manche vor, ihre Kreuzchen strategisch zu setzen. Worauf man achten sollte.

Am 26.9.2021 ist Bundestagswahl: Alle Wahlberechtigten in Deutschland werden zur Urne gebeten, um über die Zusammensetzung eines neuen Bundestags zu bestimmen. Mehr als 60 Millionen Menschen haben die Qual der Wahl, denn 47 Parteien sind insgesamt im Rennen. Einige Wählerinnen und Wähler kündigen an, dass sie strategisch wählen wollen. Doch was heißt das überhaupt?

Bei der strategischen Wahl kreuzt man nicht zwangsläufig die favorisierte Partei auf dem Stimmzettel an. Vielmehr wird anhand möglicher Zukunftsszenarien taktisch entschieden, wo das Kreuzchen gesetzt werden muss, um einer bestimmten Partei in die Karten zu spielen oder auch Gegenteiliges zu bewirken.

Zum einen ist beispielsweise klar, dass viele der 47 Parteien an der Fünf-Prozent-Hürde scheitern werden. Zum anderen kommt es bei der Regierungsbildung auf Koalitionen zwischen den Parteien an.

Strategisches Wählen: Welche Koalitionen sind möglich?

Man könnte also strategisch abwägen, welche Koalitionen den Umfragen zufolge am wahrscheinlichsten sind. Denkbar wären beispielsweise die folgenden Bündnisse mit jeweils drei Parteien:

  • Jamaika mit CDU/CSU, Grünen, FDP
  • Ampel mit SPD, Grünen, FDP
  • Rot-grün-rot mit SPD, Grünen, den Linken
  • Deutschland mit CDU, SPD, FDP
  • Kenia mit SPD, Union, Grünen

Theoretisch wäre auch eine erneute Große Koalition aus SPD und CDU möglich. Die vielen Varianten zeigen: Sich bei der Stimmabgabe an eventuellen Bündnissen zu orientieren, ist gar nicht so einfach, weil noch offen ist, wer sich nach der Bundestagswahl tatsächlich zusammenfinden wird. Klar ist wohl nur, dass die AfD keinerlei Bündnisoptionen hat - eine Zusammenarbeit haben alle im Bundestag vertretenen Parteien abgelehnt.

Taktisches Wählen: Weitere Möglichkeiten

Bei der Stimmabgabe ergeben sich noch weitere Methoden des strategischen Wählens:

  • Bei einer Verhinderungswahl wird beispielsweise die größte Konkurrenz der Partei gewählt, die man nicht an der Macht sehen möchte. Möchte man beispielsweise Partei X verhindern, wählt man deren konkurrierende Partei Y, obwohl man eigentlich eher mit Partei Z sympathisiert.
  • Bei der Wahl einer etablierten Partei wird die Stimme einer der größeren Parteien gegeben, weil wahrscheinlich ist, dass die kleinere Partei an der Fünf-Prozent-Hürde scheitern könnte und die Stimme dadurch verschenkt wäre.

Wie sinnvoll ist strategisches Wählen wirklich?

Viele Expertinnen und Experten raten von taktischem Wählen ab. So weist der Wahlforscher Thorsten Faas von der Freien Universität Berlin auf Twitter darauf hin, dass strategisches Wählen "nie unmöglicher als bei dieser Wahl" gewesen sei: "Wenn man eine Partei wählt, nützt man ihr. Wenn man sie nicht wählt, schadet man ihr (oder nützt ihr nicht)."

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Dazu orientieren sich viele taktische Wählerinnen und Wähler an Umfragewerten. Diese spiegeln allerdings nur das Meinungsbild zum Zeitpunkt der Befragung wider, sie sind keine Prognosen auf den Wahlausgang. Zudem sind sie immer mit Unsicherheiten behaftet.

(mit dpa)