Washington. Donald Trumps Ex-Justizminister William Barr hat ein Buch geschrieben. Er warnt vor einer Rückkehr des Ex-Präsidenten 2024 ins Amt.

William Barr, „Bill” gerufen, bis Ende 2020 Amerikas Justizminister gewesen, war nach dem hasenfüßigen Jeff Sessions lange Zeit ein Mann so recht nach dem Geschmack von Donald Trump.

Wo immer möglich, interpretierte der bullige Republikaner das Recht im Sinne des Präsidenten, legte sich mit Demokraten und Linken an und schob Justitia Augenklappen übers Gesicht. Jedenfalls bis zur Wahl 2020.

Als Trump seinen „attorney general” quasi am Morgen danach nötigte, einem angeblich historisch Wahlbetrug zu seinen Lasten auf den Grund zu gehen, Wahlurnen zu beschlagnahmen und Leute anzuklagen, zog der schon zu Bush-Zeiten für die Regierung tätig gewesene Jurist in Gedanken erstmals die Notbremse. Nach einigen Wochen trat er mit leiser Empörung zurück.

Trump dürfte über Enthüllungen mal wieder toben

Mit der üblichen Schamfrist monetarisiert Bill Barr nun seine wilden Jahre mit Trump zwischen zwei Buchdeckeln. „One Damn Thing After Another” (Eine verfluchte Sache nach der anderen) kommt am 8. März in den Handel und wird den 45. Präsidenten der Vereinigten Staaten nicht glücklich machen.

Trump charakterisiert er als „unverbesserlichen Narzissten”, der durch seine „Hemmungslosigkeit” und „mangelnde Selbstkontrolle” die Wahl 2020 „vermasselt hat”. Um danach der Nation einen „Bärendienst” anzutun, indem er „fälschlicherweise behauptete, seine Niederlage sei auf Betrug zurückgegangen”. Barr stellt dazu ebenso lakonisch wie brutal ehrlich fest: „Die Wahl wurde nicht gestohlen. Trump hat die Wahl verloren.”

Barr, ganz Hobby-Psychologe, legt seinen Lesern „DT” ausgiebig auf die Couch. Was er dort vorfand, besitzt ausweislich erster Text-Passagen, die durchgesickert sind, „nicht das Temperament oder die Überzeugungskünste, um die positive Führungsrolle zu füllen, die gebraucht wird”. Mit seiner „konstanten Kampflust” habe Trump sich und das Amt „herabgesetzt”. Eine „erhebende Vision” davon, was es bedeutet, amerikanischer Staatsbürger zu sein, sei von ihm nie gekommen; „nur Kämpfen und Schlagen”.

Barr: "Trump interessiert sich nicht für Amerika"

Dass der Rechtspopulist 2024 womöglich erneut antritt, findet Barr „erschreckend”. Was er gelernt hat: Trump interessiert sich nicht für Amerika und seine Menschen. „Sondern nur für sich selbst.” Die republikanische Partei sei darum gut beraten, die Ära Trump komplett abzuhaken und sich auf jüngere Kandidaten (wie Florida-Gouverneur Ron DeSantis) zu konzentrieren.

Bill Barr geht bei seiner Vivisektion der miterlebten Trumpiaden zuweilen erfrischend sarkastisch um. So berichtet er (man sieht das Augenrollen hinter seinen Hornbrille förmlich), dass er zu Amtszeiten montags regelmäßig mit den Top-Anwälten des Justizministeriums zusammensaß, um die „gesetzlich problematischen Ideen” aus dem Umfeld Trumps „zu inventarisieren”. Dabei habe man untereinander die Rolle desjenigen verteilt, der den jeweiligen Trump-Plan beerdigen musste und sich dafür den Zorn von „Potus” zuziehen würde.

Für den Vorgang erfand Barr eine hübsche Formulierung: „Wer isst die Granate?”.