Eisenach. Bürger gedenken still den Opfern des Nationalsozialismus und demonstrieren gegen Rechtsextremismus

Die blank polierten Stolpersteine in der Innenstadt, hier und da mit einer Rose und einer Kerze versehen, zeugten am Samstag davon, dass die Schicksale der einst in der Eisenacher Innenstadt lebenden Jüdinnen und Juden bis heute nicht vergessen sind. Am Holocaust-Gedenktag, dem 27. Januar, organisierte das Bündnis gegen Rechtsextremismus ein Erinnern an die Opfer des Nationalsozialismus.

Blumen auf den Stolpersteinen

An verschiedenen Orten in der Karlstraße wurden die Lebensgeschichten der einst hier wohnenden Juden verlesen, begleitet von Geigenspiel. Auch Bürgermeister Christoph Ihling (CDU) nahm an diesem in einer stillen und nachdenklichen Atmosphäre verlaufendem Gedenken teil. „Lasst uns unsere Gesellschaft nicht spalten, lasst uns zusammen für Minderheiten einsetzen und jeder Politik der Ausgrenzung eine Absage erteilen“, appellierte Ihling an seine Mitbürgerinnen und Mitbürger. „Wir alle sind in der Verantwortung, unsere Demokratie, unsere Rechtsstaatlichkeit und unsere europäischen Werte zu schützen.“

Am Holocaust-Gedenktag organisierte das Bündnis gegen Rechtsextremismus ein Erinnern an die Opfer des Nationalsozialismus in der Eisenacher Karlstraße.
Am Holocaust-Gedenktag organisierte das Bündnis gegen Rechtsextremismus ein Erinnern an die Opfer des Nationalsozialismus in der Eisenacher Karlstraße. © Funke-Medien | Jensen Zlotowicz

Etwas lauter ging es im Anschluss auf dem Eisenacher Marktplatz zu. Um die 300 Menschen – Junge, Alte und viele Familien mit Kindern – hatten sich hier versammelt und protestierten mit vielen bunten Plakaten gegen Rechtsextremismus und für den Erhalt der Demokratie.

Blumen auf Stolpersteinen in der Karlstraße sollen an ermordete jüdische Mitbürger erinnern.
Blumen auf Stolpersteinen in der Karlstraße sollen an ermordete jüdische Mitbürger erinnern. © Funke Medien Thüringen | Dirk Bernkopf

Mit den Worten, „wenn wir den Faschismus erst einmal haben, kann man ihn nicht mehr abwählen“, machte Rednerin Katrin Huber aus ihrer Sicht auf den Ernst der Lage aufmerksam. Mit Anke Gernhardt-Pracht hatte sie die Kundgebung als Privatperson angemeldet. Beide Frauen sind Gewerkschafterinnen der Industriegewerkschaft (IG) Metall, Huber sitzt für den Eisenacher Aufbruch im Eisenacher Stadtrat.

Aufruf zum gemeinsamen Kampf gegen Faschismus

Anke Gernhardt-Pracht erinnerte in ihrer Rede an die Zeit vor 1933 und warnte davor, die Gefahr erneut kleinzureden. Dann stand das Mikrofon allen Bürgern offen. Betroffen machte eine Mutter, die ihre Angst um die Zukunft ihres Kindes schilderte. Ulla Fischer aus Weimar hatte als Kind die Häftlingstransporte in das Konzentrationslager mit eigenen Augen gesehen und den Rauch der Krematorien gerochen: „Dass Menschen zu solchen Taten fähig sind, das entsetzt mich noch heute.“

Kundgebung „Nie wieder Faschismus“ auf dem Marktplatz in Eisenach.
Kundgebung „Nie wieder Faschismus“ auf dem Marktplatz in Eisenach. © Funke Medien Thüringen | Dirk Bernkopf

Zwischen den gemeinsamen lauten Rufen „Alle zusammen gegen die Faschisten“ gab es aber auch einige Misstöne. So forderte ein Bürger die Vertreter der Marxistisch-Leninistische Partei Deutschlands (MPLD) auf, am Holocaust-Gedenktag ihren Mund zu halten, sie hätten sich schließlich als antisemitisch erwiesen. Dem widersprach Edeltraud König vehement. Man sei gleichermaßen für das Existenzrecht Israels wie für das des palästinensischen Volkes. Die Hamas stufte König als faschistische Organisation ein. Katrin Huber zeigte wenig Verständnis für solche Diskussionen: „Wichtig ist doch, dass wir heute hier alle zusammen gegen den Faschismus stehen.“

Ulla Fischer aus Weimar (von links), Anke Gernhardt-Pracht und Katrin Huber sprachen ihre Forderungen und Gedanken laut aus.
Ulla Fischer aus Weimar (von links), Anke Gernhardt-Pracht und Katrin Huber sprachen ihre Forderungen und Gedanken laut aus. © Funke Medien Thüringen | Dirk Bernkopf

Am Samstag, 3. Februar, ruft das Eisenacher Bündnis gegen Rechtsextremismus zu einer weiteren Demonstration in der Wartburgstadt unter dem Titel „Nie wieder ist jetzt“ auf. Beginn ist um 14 Uhr auf dem Marktplatz.

Die Teilnehmer kamen mit vielfältigen, kreativen und bunten Plakaten zu Kundgebung auf den Eisenacher Markt.
Die Teilnehmer kamen mit vielfältigen, kreativen und bunten Plakaten zu Kundgebung auf den Eisenacher Markt. © Funke Medien Thüringen | Dirk Bernkopf
Die Teilnehmer kamen mit vielfältigen, kreativen und bunten Plakaten zu Kundgebung auf den Eisenacher Markt.
Die Teilnehmer kamen mit vielfältigen, kreativen und bunten Plakaten zu Kundgebung auf den Eisenacher Markt. © Funke Medien Thüringen | Dirk Bernkopf
Die Teilnehmer kamen mit vielfältigen, kreativen und bunten Plakaten zu Kundgebung auf den Eisenacher Markt.
Die Teilnehmer kamen mit vielfältigen, kreativen und bunten Plakaten zu Kundgebung auf den Eisenacher Markt. © Funke Medien Thüringen | Dirk Bernkopf
Die Teilnehmer kamen mit vielfältigen, kreativen und bunten Plakaten zu Kundgebung auf den Eisenacher Markt.
Die Teilnehmer kamen mit vielfältigen, kreativen und bunten Plakaten zu Kundgebung auf den Eisenacher Markt. © Funke Medien Thüringen | Dirk Bernkopf
Die Teilnehmer kamen mit vielfältigen, kreativen und bunten Plakaten zu Kundgebung auf den Eisenacher Markt.
Die Teilnehmer kamen mit vielfältigen, kreativen und bunten Plakaten zu Kundgebung auf den Eisenacher Markt. © Funke Medien Thüringen | Dirk Bernkopf
Die Teilnehmer kamen mit vielfältigen, kreativen und bunten Plakaten zu Kundgebung auf den Eisenacher Markt.
Die Teilnehmer kamen mit vielfältigen, kreativen und bunten Plakaten zu Kundgebung auf den Eisenacher Markt. © Funke Medien Thüringen | Dirk Bernkopf
Die Teilnehmer kamen mit vielfältigen, kreativen und bunten Plakaten zu Kundgebung auf den Eisenacher Markt.
Die Teilnehmer kamen mit vielfältigen, kreativen und bunten Plakaten zu Kundgebung auf den Eisenacher Markt. © Funke Medien Thüringen | Dirk Bernkopf
Die Teilnehmer kamen mit vielfältigen, kreativen und bunten Plakaten zu Kundgebung auf den Eisenacher Markt.
Die Teilnehmer kamen mit vielfältigen, kreativen und bunten Plakaten zu Kundgebung auf den Eisenacher Markt. © Funke Medien Thüringen | Dirk Bernkopf
Die Teilnehmer kamen mit vielfältigen, kreativen und bunten Plakaten zu Kundgebung auf den Eisenacher Markt.
Die Teilnehmer kamen mit vielfältigen, kreativen und bunten Plakaten zu Kundgebung auf den Eisenacher Markt. © Funke Medien Thüringen | Dirk Bernkopf
Die Teilnehmer kamen mit vielfältigen, kreativen und bunten Plakaten zu Kundgebung auf den Eisenacher Markt.
Die Teilnehmer kamen mit vielfältigen, kreativen und bunten Plakaten zu Kundgebung auf den Eisenacher Markt. © Funke Medien Thüringen | Dirk Bernkopf
Die Teilnehmer kamen mit vielfältigen, kreativen und bunten Plakaten zu Kundgebung auf den Eisenacher Markt.
Die Teilnehmer kamen mit vielfältigen, kreativen und bunten Plakaten zu Kundgebung auf den Eisenacher Markt. © Funke Medien Thüringen | Dirk Bernkopf
Am Holocaust-Gedenktag, 27. Januar 2024, organisierte das Bündnis gegen Rechtsextremismus ein Erinnern an die Opfer des Nationalsozialismus.
Am Holocaust-Gedenktag, 27. Januar 2024, organisierte das Bündnis gegen Rechtsextremismus ein Erinnern an die Opfer des Nationalsozialismus. © Stadt Eisenach | Stefanie Hoffmann
Am Holocaust-Gedenktag, 27. Januar 2024, organisierte das Bündnis gegen Rechtsextremismus ein Erinnern an die Opfer des Nationalsozialismus.
Am Holocaust-Gedenktag, 27. Januar 2024, organisierte das Bündnis gegen Rechtsextremismus ein Erinnern an die Opfer des Nationalsozialismus. © Stadt Eisenach | Stefanie Hoffmann