Weimar. Die heute 100-Jährige hat das KZ Ravensbrück und drei Buchenwald-Außenlager überlebt. Zur Übergabe sind auch Schüler aus Gerstungen dabei

Die französische Widerstandskämpferin Jacqueline Fleury erhält am kommenden Montag in Versailles aus den Händen von Oberbürgermeister Peter Kleine (parteilos) die Urkunde über ihre Weimarer Ehrenbürgerschaft. Die Familie der 100-Jährigen hatte um das Treffen in Frankreich gebeten, weil es ihr nicht möglich sei, an der geplanten Zeremonie für die insgesamt 14 neuen Ehrenbürgerinnen und Ehrenbürger teilzunehmen, die im April in Weimar vorgesehen ist.

Geboren wurde sie als Jacqueline Marié am 12. Dezember 1923 in Wiesbaden. 1939 lebte sie mit ihrer Familie in Versailles. Das Treffen zwischen Hitler und Pétain in Montoire am 24. Oktober 1940 war ein Schock für sie, durch einen ihrer Lehrer schloss sie sich der Résistance an und wurde Mitglied der Bewegung „Verteidigung Frankreichs“. Auch ihre Eltern und ihr Bruder engagierten sich in verschiedenen Widerstandsorganisationen.

Beim „Todesmarsch“ Befreiung von Mutter und Tochter

Am 3. Februar 1944 wurden Jacqueline Marié und ihre Eltern verhaftet, ins Gefängnis von Fresnes gebracht und getrennt. Im Konzentrationslager Ravensbrück, in das die damals 21-Jährige im August 1944 deportiert worden war, fand sie ihre Mutter wieder. Später folgten Inhaftierungen von Jaqueline Marié in den Buchenwald-Außenlagern Torgau, Abteroda und Markkleeberg. Mutter und Tochter wurden wieder getrennt, aber beide am 13. April 1945 in einem langen „Todesmarsch“ in Richtung Theresienstadt getrieben. Vermutlich am 9. Mai wurden sie an der tschechischen Grenze von Soldaten der Sowjetarmee befreit.

Im März 1946 heiratete Jacqueline und wurde Frau Fleury. Nach ihrer Rückkehr engagierte sie sich in Vereinen, die aus dem Widerstand und der Deportation hervorgegangen sind, insbesondere im Widerstands- und Deportationswettbewerb, dessen Gründerin sie war, und gibt regelmäßig Zeugnisse an Mittel- und Oberschulen.

Schülerprojekt zu Biografien deportierter Französinnen

Mit nach Versailles reist eine 13-köpfige Gruppe des Melanchton-Gymnasiums Gerstungen: Dort haben Schülerinnen und Schüler zum Außenlager in Abteroda und den dorthin deportierten Französinnen geforscht. Im Ergebnis der Arbeit sind laut Schule eine Präsentation und ein Film entstanden. Die Schülerinnen und Schüler haben zahlreiche neue Informationen über die Frauen zusammengetragen und dabei auch französische Archive und Standesämter angeschrieben. Geburtsurkunden und Unterlagen aus der Zeit nach der Deportation würden basierend auf dem Schülerprojekt die Archive der Gedenkstätten Buchenwald und Ravensbrück bereichern.