Erfurt. Viele Jahre war Thüringen beim Arbeitsmarkt der Primus unter den ostdeutschen Bundesländern. Doch nun wird die Situation auch für junge Menschen schwieriger. Und das ist nicht das einzige Problem.

Die Situation auf dem Thüringer Arbeitsmarkt wird schwieriger – auch für junge Menschen. Die Arbeitslosigkeit ist im August weiter gestiegen. 66.900 Frauen und Männer waren im Freistaat ohne Job, wie aus Zahlen der Regionaldirektion der Arbeitsagentur von Donnerstag hervorgeht.

Damit waren 2200 Menschen mehr arbeitslos als im Juli und 5400 mehr als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote lag bei 6,1 Prozent und damit gleichauf mit der in Brandenburg. In den vergangenen Jahren war Thüringen noch Monat für Monat das ostdeutsche Bundesland mit der niedrigsten Arbeitslosenquote gewesen.

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Gestiegene Jugendarbeitslosigkeit problematisch

Nach den Daten erhöhte sich nicht nur die Zahl der Langzeitarbeitslosen auf knapp 22.000 und einen Anteil von rund einem Drittel an allen Arbeitslosen, sondern auch die junger Arbeitsloser. Sie stellen in der Altersgruppe der 15- bis unter 25-Jährigen rund 7500 Arbeitslose und einen Anteil von rund elf Prozent an den Arbeitslosen insgesamt. „Als problematisch sehe ich die gestiegene Jugendarbeitslosigkeit“, sagte der Geschäftsführer der Regionaldirektion, Markus Behrens.

Er zeigte sich jedoch optimistisch, dass gut qualifizierte Jugendliche nach der Sommerpause eine Beschäftigung finden, weil Arbeitgeber nach den Ferien in der Regel wieder verstärkt einstellten. „Besonders wichtig ist, dass die Jugendlichen ohne Schul- oder Berufsabschluss nicht den Anschluss am Arbeitsmarkt verlieren“, sagte Behrens mit Blick auf den Fachkräftemangel. Viele Betriebe in Handwerk und Industrie klagen, dass sie nicht genug Personal finden. Der Bedarf an Arbeitskräften sei hoch, und die Unternehmen hielten ihre Mannschaft auch im wirtschaftlich schwierigen Umfeld zusammen, sagte der Chef der Regionaldirektion.

Arbeitslos gemeldet waren im August auch 6700 Menschen aus der Ukraine, 400 mehr als im Juli. Als Gründe nannte die Regionaldirektion den Abschluss von Sprachkursen. Danach brauche es etwas Zeit, bis eine Arbeit aufgenommen werde.

Indikatoren deuten nicht auf nachhaltige konjunkturelle Belebung hin

Das Angebot an Stellen habe sich im August verbessert, sei insgesamt seit Jahresbeginn aber rückläufig, hieß es weiter. Im August gab es knapp 16.400 registrierte Stellenangebote im Freistaat. Das war ein Viertel weniger als im August 2022.

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Für die kommenden Monate deuten laut der Regionaldirektion Frühindikatoren nicht auf eine nachhaltige konjunkturelle Belebung hin. „Dennoch hält sich der Arbeitsmarkt vor diesem Hintergrund gegenwärtig gut“, sagte Behrens.

4500 Ausbildungsplätze in Thüringen noch unbesetzt

Viele Lehrstellenanbieter in Thüringen werden in diesem Jahr leer ausgehen. Derzeit würden im Freistaat noch 4500 Ausbildungsplätze angeboten. Ihnen stünden rund 1200 Lehrstelleninteressenten gegenüber, die noch keinen Ausbildungsvertrag unterschrieben haben, teilte die Regionaldirektion der Bundesarbeitsagentur am Donnerstag mit.

Insgesamt habe es in diesem Jahr 7500 Bewerber für eine Ausbildungsstelle gegeben, die sich bei den Arbeitsagenturen meldeten. Das waren 400 weniger als im Jahr davor. Die Jugendlichen konnten den Angaben zufolge unter insgesamt 12.900 betriebliche Berufsausbildungsstellen wählen.

Obwohl in vielen Betrieben und Einrichtungen das Ausbildungsjahr bereits begonnen habe, herrsche noch viel Bewegung auf dem Ausbildungsmarkt, hieß es bei der Regionaldirektion. „Wenn Jugendliche bisher keinen Platz in ihrem ersten Berufswunsch bekommen haben, kann eine Beratung helfen, ähnliche Berufsfelder zu finden. Wer offen für einen alternativen Beruf ist, erhöht seine Chancen“, sagte der Geschäftsführer der Regionaldirektion, Markus Behrens. In Thüringen würden Ausbildungsmöglichkeiten in mehr als 100 Branchen angeboten. Ein Ausbildungsstart sei noch bis in den Herbst hinein möglich.