Erfurt. Thüringen will im Juni weitere Corona-Beschränkungen aufheben.

Das Land wolle schrittweise aus dem „Krisenmodus in den Regelmodus übergehen“, sagte Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) am Dienstag nach einer Kabinettssitzung in Erfurt. Er wolle aus den „Allgemeinverordnungen raus“. Staatliche Eingriffe in die Privatsphäre der Menschen in ihrer Wohnung lehne er ab - offensichtlich bezog sich Ramelow dabei auf die derzeit bundesweit diskutierten veränderten Kontaktbeschränkungen, die im öffentlichen und privaten Raum gelten sollen.

Der Regierungschef betonte, dass es in aktuell 21 von 23 Landkreisen und kreisfreien Städten keine Neuinfektionen gebe. In den vergangen sieben Tagen habe es in neun Kreisen keine Infektion gegeben.

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„Nicht nachvollziehbar“, „belastend“, „richtiger Weg“: Reaktionen auf Ramelows Vorpreschen

Corona Fälle in Thüringen je RegionCorona Fälle in Thüringen je Region

Normaler Kita- und Schulbetrieb nach Sommerferien wieder möglich

Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) hat einen Regelbetrieb an Schulen und Kindergärten nach den Sommerferien in Aussicht gestellt. Dafür müssten aber die Voraussetzungen stimmen, sagte Ramelow am Dienstag nach Beratungen des Kabinetts in Erfurt. Alle Menschen, die in Schulen oder Kindergärten arbeiten, sollten seiner Meinung nach ein Recht auf Corona-Tests haben. „Wir wollen über sogenannte Pool-Testungen in Kindergärten hineingehen oder in Schulen hineingehen - ohne, dass es dort einen Verdachtsfall gibt“, sagte Ramelow. "Ich halte es nicht mehr für zumutbar, den normalen Schul und Kindergartenbetrieb davon abhängig zu machen, wann ein Medikament oder Impfstoff gefunden wird", erklärte er weiter.

Mund-Nasen-Schutz soll weiter etwa im öffentlichen Nahverkehr gelten

Auch in Thüringen solle weiterhin dort ein Mund-Nasen-Schutz getragen werden, wo sich Menschen zu nahe kämen wie im öffentlichen Nahverkehr, machte Ramelow klar. Auch der Mindestabstand von 1,5 Metern solle weiter eingehalten werden. Die Schritte zu Lockerungen würden in der kommenden Woche beraten. Entscheidungen seien im Kabinett noch nicht getroffen worden. Ramelow hatte dort seine umstrittene Strategie vorgestellt - und für sein Agieren nach eigenen Angaben auch Kritik geerntet.

Der Linke-Politiker hatte sich in den vergangenen Tagen für eine neue Strategie ausgesprochen, wonach es keine vom Land verordneten Corona-Beschränkungen mehr geben sollte. Dieses Vorpreschen war bundesweit auf viel Kritik, aber auch Zustimmung gestoßen.

„Sein Weg wird weiter verfolgt, die Umsetzung vorbereitet. Es gibt keine Rolle rückwärts“, sagte zuvor ein Teilnehmer der Kabinettssitzung am Dienstag der dpa. Die Öffnung weiterer Bereiche in Thüringen werde vorbereitet. Es habe unter den Regierungsmitgliedern einen „kritischen Austausch“ über Ramelows öffentliches Agieren in den vergangenen Tagen gegeben.

Ramelow hatte in den vergangenen Tagen mit der Ankündigung, ab 6. Juni den allgemeinen Corona-Lockdown in Thüringen zu beenden, für heftige Debatten gesorgt.

Kontaktbeschränkungen: Thüringen will eventuell Sonderweg gehen

Thüringen hält sich bei neuen Kontaktbeschränkungen einen Sonderweg offen. Das Land habe Vorschlägen des Bundes am Dienstag zugestimmt, gleichzeitig aber eine Protokollerklärung abgegeben, die ein Abweichen ermögliche, sagte Staatssekretär Malte Krückels am Dienstag auf Anfrage in Erfurt.

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