Rudolstadt. Die romantische Komödie „Cyrano de Bergerac“ wird als Sommertheater in Rudolstadt mit Markus Seidensticker in der Hauptrolle inszeniert.

Cyrano de Bergerac, der romantische Held im diesjährigen Sommertheater auf der Heidecksburg in Rudolstadt, erzielt mit seinem Degen wie mit seinen wohlfeilen Worten ganz beachtliche Erfolge. Während die Herren Cyranos flinke Waffe fürchten, schmelzen die Damen bei seinen schwärmerischen Liebesverses dahin. Ein echter Tausendsassa also – wäre da nicht seine übergroße Nase. Denn wegen selbiger rechnet er sich beim schönen Geschlecht keinerlei Chancen aus und bringt es somit nicht übers Herz, der Liebe seines Lebens die Wahrheit zu sagen. Die Hauptrolle übernimmt Markus Seidensticker. Im Interview spricht er darüber.

Cyrano de Bergerac scheint für einen Schauspieler ja eine tolle Rolle zu sein. Wie finden Sie Ihre Figur?

Es ist ganz klar eine großartige Rolle, denn das ganze Stück dreht sich ja um diese Figur. Genau darin liegt aber auch die Herausforderung, denn ich bin immer im Einsatz auf der Bühne und habe wirklich sehr, sehr viel Text zu lernen.

Das kann man sich als Laie ohnehin nicht vorstellen, wie ein Schauspieler den Text und seine Einsätze im Kopf behalten kann.

Ich bin ein langsamer Text-Lerner, und als ich das erste Mal das Textbuch in der Hand hielt, habe ich gedacht: Das schaffst du nie. Aber es geht doch. Da es sich um ein Versdrama handelt, kann man sich anhand der Reime den Text doch ganz gut merken. Und das Fechten musste ich zum Glück nur auffrischen, das war Teil meiner Ausbildung auf der Schauspielschule.

Und was halten Sie von diesem Haudegen de Bergerac?

Die Leute bewundern ihn für seine Redegewandtheit. Er ist keiner, der irgend jemand Honig ums Maul schmiert, sagt stattdessen die Wahrheit und seine Meinung. Das ist eine Charaktereigenschaft, die sollte man gern wieder in unseren heutigen Zeit mehr übernehmen. Übrigens ist die Theaterfigur an den realen Schriftsteller Cyrano de Bergerac von vor 400 Jahren angelehnt, der mit seiner „Reise zum Mond“ quasi den ersten Science-Fiction-Roman schuf. Auch er war regelmäßig in Duelle verwickelt, pflegte eine scharfe Feder und war mit einer prominenten Nase ausgestattet. Allerdings ist die Theaterfigur etwas zugespitzter gezeichnet. Und es geht diesmal etwas ernster zu, aber dafür mit umso mehr Gefühl.

Abgesehen vom Text, auf was dürfen sich die Zuschauer freuen?

Die Inszenierung ist absolut auch ein fest fürs Auge. So muss das beim Sommertheater ja auch sein. Sabine Pommerening hat die Bühne gestaltet, Teresa Monfared die Kostüme, und beide setzen diesen historischen Stoff auch wunderbar um. Unsere Haudegen sind auch echte und tragen Lederhosen, die Damen schicke, üppige Kleider und alte Hüte. Und das mit diesem schönen Ambiente der Heidecksburg im Hintergrund.

Unter freiem Himmel machen sicher auch die Proben besonders viel Spaß, ein schönes Abschluss der Saison also?

Die Proben haben etwas von Ferienlageratmosphäre, und es ist einfach wunderbar auf der Burg zu spielen. Zum Glück haben wir jetzt den schön sanierten Reitstall zur Nutzung und können uns mal in kühlere Räume zurückziehen. Früher gab es nur die Zelte, man hat darin wahnsinnig geschwitzt, wenn die Sonne schien. Immer mal kommt während der Proben eine Katze vorbei, Tauben brüten in den Bäumen, Touristen schlendern mitten in die Proben, und ein Bagger hebt irgendwo ein Loch aus. Es ist also immer viel Leben auf der Heidecksburg. Wenn man unter den großen Bäumen sitzt, fühlt man sich tatsächlich wie im Urlaub in Südfrankreich . Ein toller Ort.

Haben Sie noch Zeit für Ihre Ska-Band „El Bosso & Die Ping Pongs“?

Die Band gibt es noch, aber die Zeit fehlt zum Proben und für Auftritte. Es gab dieses Jahr bisher nur ein Konzert in Köln.