Erfurt. Hollywood-Legende Clint Eastwood feiert 90. Geburtstag und ist immer noch umtriebig

Wenn heutzutage irgendwo der Name Clint Eastwood fällt, erstarren alle vor Ehrfurcht. Natürlich zu Recht. Immerhin ist er vierfacher Oscarpreisträger und gefühlter Alleskönner in Sachen Film: Schauspieler, Regisseur, Produzent. Ja sogar vor der Filmmusik macht der Mann nicht halt, der am 31. Mai 1930 in San Francisco das Licht der Welt erblickte und ein ausgesprochener Jazz-Liebhaber ist. „Ich liebe jeden Aspekt des Filmemachens, und ich schätze, das ist meine Lebensaufgabe“, sinnierte er.

Der mittlerweile achtfache Vater ist ein stetig gewachsener Geschichtenerzähler, der nur zu gern die amerikanischen Mythen aufarbeitet und der in den vergangenen drei Jahrzehnten – zumindest gefühlt – nur Erfolge verbuchen konnte. Und er ist erschreckend effektiv, immerhin hat er 39 Filme seit 1971 gedreht. Es gibt wohl kaum einen anderen Schauspieler, der in diesem fortgeschrittenen Alter noch eine solche Popularität genießt und noch vor und insbesondere hinter der Kamera präsent ist.

Sein jüngster Film „Der Fall Richard Jewell“ hatte im November 2019 Premiere; 2018 stand er in „The Mule“ als greiser Drogenkurier noch einmal selbst vor der Kamera. Kurzum: Wir reden von einer Legende. Am Sonntag wird er 90 Jahre alt.

Clint Eastwood, das ist natürlich „Dirty Harry“, eben jener Polizist mit den fragwürdigen Methoden, der dem eigenen System misstraut, das Gesetz bevorzugt selbst in die Hand nimmt und vor Folter nicht zurückschreckt. Eine bisweilen reaktionäre Figur, die perfekt in die Nixon-Ära um Vietnam und Watergate passte. 1971 verkörperte er Inspektor Harry Callahan zum ersten Mal, und damit stieß er in die Phalanx von Hollywood vor. Er war nun ein Superstar. Es folgten vier Fortsetzungen. 37 Jahre später kehrte er zu seinen schießwütigen Wurzeln zurück, gab in „Gran Torino“ (2008) einen verbitterten alten Mann, der sich um politische Korrektheit einen Dreck schert und wie eine Parodie auf eben jenen Dirty Harry wirkte. Eastwood demontierte sein cineastisches Über-Ich. Es kam einem Abschied gleich. Eastwood, der Agenten, Soldaten und Polizisten verkörperte, wusste im Alter zu überraschen und erweiterte sein Repertoire. Man denke nur an das Liebesdrama „Die Brücken am Fluss“ (1995), in dem er an der Seite von Meryl Streep einen sanften Fotografen gab. Der Film, den Eastwood produzierte und bei dem er auch Regie führte, war ein ausgesprochener Erfolg – bei Publikum und Kritik.

Die Rolle des Fremden in Sergio Leones „Für eine Handvoll Dollar“ (1964) machte ihn bekannt. Erst in Europa, dann auch in Amerika. Mit Hilfe von Dreitagebart, Poncho und Zigarillo wurde ein cineastischer Archetyp geschaffen, der zur Ikone der Pop- und auch Gegenkultur mutierte. Ein cooler, cleverer und durch und durch wortkarger Anti-Held. Es folgten zwei Fortsetzungen, die im epischen „Zwei glorreiche Halunken“ (1966) gipfelten.

Im Laufe seiner Karriere stieg Eastwood, der aus seiner konservativen Haltung nie einen Hehl gemacht hat, immer wieder in den Sattel. Für ihn ist der Western, neben dem Jazz, eine der beiden amerikanischen Kunstformen.