Jena. Die Jenaer Autorin Kathrin Groß-Striffler veröffentlicht Erzählungen über geplatzte Träume.

Sie ist süße fünfzehn, träumt von einem Leben bei den 68er-Revoluzzern auf dem Anger, ein Leben in Freiheit, an der Seite von Lutz. Die biederen Verhältnisse ihrer Eltern mit ihrem kleinen Strickwarengeschäft öden sie an. Doch dann kommt alles anders: Sie wird schwanger, Lutz verdrückt sich, und sie bleibt allein mit der Kleinen zurück. Allein mit Baby im Strickwarengeschäft der Eltern.

„Sweet fifteen“ ist eine Geschichte aus dem neuen Erzählband von Kathrin Groß-Striffler. „Cleopatra und Fleischsalat“ ist das zwölfte Buch der Jenaer Autorin. Es versammelt rund zwanzig Texte aus den vergangenen zwei Jahren. Erzählungen über Menschen, die sich etwas erträumen, dann jedoch hart von der Realität eingeholt werden.

Auch die Titelgeschichte handelt von einer Träumerin: Mit 16 sitzt Ursel im Kino und schaut „Cleopatra“ mit Liz Taylor und Richard Burton. Sie denkt sich in die Rolle der Cleopatra hinein, spürt deren flammende Liebesgefühle. Völlig berauscht verlässt sie das Kino und geht nach Hause. Doch dort gibt es nur Fleischsalat und Geschimpfe, weil zu wenig Wurst drin ist.

Die Jenaer Autorin Kathrin Groß-Striffler. 
Die Jenaer Autorin Kathrin Groß-Striffler.  © Groß-Striffler | Helmut Striffler

Groß-Strifflers Buch erscheint eigentlich zur Unzeit. Schon ihr Vorgänger-Band „Westöstliche Couch“, eine Geschichtensammlung zu 30 Jahren Deutsche Einheit, kam mitten in der Pandemie heraus. Geschlossene Buchhandlungen und gestrichene Lesungen machen es Autoren und Verlagen derzeit nicht leicht, die Leser zu erreichen. Nichtsdestotrotz bleibt die 66-jährige Schriftstellerin optimistisch. „Im Gegensatz zu anderen können wir immer arbeiten. Wir Schriftsteller sind gesegnet“, sagt Kathrin Groß-Striffler. Für ihre mit liebevollen Details gespickten Erzählungen recherchiert die Autorin gewöhnlich nicht, wie sie sagt. „Ich fühle mich hinein.“ Damit scheint sie goldrichtig zu liegen, wie ihr Leser immer wieder versicherten.

Darüber hinaus liest sie viel. Bereits Groß-Strifflers Kurzgeschichten-Debüt „Unterholz“ im Jahr 2000 wurde mehrfach ausgezeichnet. Der folgende Roman „Die Hütte“ erhielt sogar den renommierten Alfred-Döblin-Preis.

Geboren in Würzburg, lebt die Autorin inzwischen seit 16 Jahren in Jena. Nach neunjährigem Landleben im oberfränkischen Isling, inklusive Pferd, Hund und Vögeln, wollten sie und ihr Mann gemeinsam mit den vier Kindern in eine Universitätsstadt ziehen. Letztlich setzte sich Jena gegenüber Tübingen durch.

Zur Person:

  • 1955 in Würzburg geboren
  • Studium der Anglistik und Romanistik in Deutschland, Frankreich und den USA
  • Anschließend Arbeit als Managerin auf einer US-amerikanischen Pferdefarm
  • Nach Rückkehr Lehrerin an einem bayerischen Gymnasium
  • Seit 1998 regelmäßige Veröffentlichungen
  • Lebt mit ihrem Mann, einem Mediziner, in Jena

Kathrin Groß-Striffler: Cleopatra und Fleischsalat. Erzählungen, Mitteldeutscher Verlag, Halle, 200 Seiten, 14 Euro