Essen. Nicht nur die Traumfabrik steht still: Viele Dreharbeiten sind wegen der Corona-Pandemie gestoppt. Noch wird Vorproduziertes gesendet.

Die Deutschen schauen derzeit Fernsehen wie seit Jahren nicht mehr. Um sich über das Coronavirus zu informieren, aber auch, um sich genau davon abzulenken und sich unterhalten zu lassen. Letzteres könnte allerdings in den kommenden Monaten schwieriger werden. Denn die Pandemie hat weltweit nahezu alle Dreharbeiten lahm gelegt.

Ja, Günther Jauch fragt erst einmal weiter „Wer wird Millionär?“ Und auch sonst sollen die wöchentlichen Live-Shows der großen Sender – ohne Publikum im Saal – fortgesetzt werden, so lange es geht. Wie schnell dieses Vorhaben scheitern kann, hat sich allerdings bereits bei „The Masked Singer“ gezeigt, das nach zwei Corona-Erkrankungen im Team bis zum 14. April pausieren muss.

Und nun ist auch die beliebte Soap „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ betroffen. Die Dreharbeiten pausieren über Ostern. Wie RTL mitteilte, gibt es einen positiven Corona-Fall bei einem Mitarbeiter am Set. Ein Mitarbeiter, der hinter den Kulissen tätig war, sei positiv auf das Corona-Virus getestet worden. „Alle hygienischen Maßnahmen für die Abläufe am Set wurden eingehalten“, so eine Sprecherin der Serie. Trotzdem sei der Dreh eigenverantwortlich von der Produktion gestoppt worden, um weitere behördliche Anweisungen abzuwarten.

Corona-Krise trifft auch das TV: GNTM-Finale nur im kleinsten Kreis

Vorproduzierte Shows wie „Höhle der Löwen“ oder „Germanys next Top Model“ werden dagegen wie geplant weitergehen. Das für den 14. Mai geplante Live-Finale der Model-Show wird in diesem Jahr allerdings laut ProSieben in ein Fernsehstudio verlegt und nur im kleinsten Kreis abgehalten. Die Aufzeichnungen für die Herbst-Staffel der Gründershow sind derweil unterbrochen worden.

Das Finale von „Germany's next Topmodel - by Heidi Klum“ wird nur im kleinsten Kreis stattfinden.
Das Finale von „Germany's next Topmodel - by Heidi Klum“ wird nur im kleinsten Kreis stattfinden. © dpa | Richard Hübner

Ein Schicksal, das sie mit nahezu allen Film- und Serienproduktionen teilen. So wird derzeit in so gut wie keinem Studio ermittelt. Aufgrund der Corona-Krise hätten die zuständigen Behörden in Nordrhein-Westfalen erteilte Drehgenehmigungen zurückgezogen und laufende Dreharbeiten weitgehend gestoppt, heißt es etwa beim WDR.

Fans des wöchentlich ausgestrahlten „Tatort“ müssen aber erst einmal nicht um ihr Sonntagabendritual fürchten. „Die Folgen werden mit großem Vorlauf produziert“, sagt ein ARD-Sprecher. Auswirkungen, heißt es auch in der Branche, seien frühestens Anfang 2021 spürbar. Wie stark, hänge von der Dauer der Drehstopps ab.

Ohne Dreh-Lizenz: „Tatort“-Kommissare wie Faber (Jörg Hartmann, 2.v.l.).
Ohne Dreh-Lizenz: „Tatort“-Kommissare wie Faber (Jörg Hartmann, 2.v.l.). © WDR/BR/Hagen Keller | Handout

Auch das „Traumschiff“ ist gestoppt

Vorübergehend gestoppt sind auch die Dreharbeiten zu einer der beiden „Traumschiff“-Folgen die zum Jahreswechsel laufen sollen. Aufgrund der aktuellen Situation habe man sich entschlossen, „den Drehplan anzupassen“, heißt es beim ZDF. Noch geht man allerdings davon aus, dass Kapitän Silbereisen Weihnachten und Silvester in die TV-See sticht. Man werde die Schiffszenen nachholen, heißt es aus Mainz.

Aktuell gibt es noch keinen Engpass: „Traumschiff“ bis „Tatort“: Die TV-Höhepunkte an Ostern

Fans von US-Serienware müssen im kommenden Jahr möglicherweise länger auf neue Staffeln ihrer Lieblingsreihe warten. Und wenn sie kommen, werden einige von ihnen wohl kürzer sein als gewohnt und geplant. Ob „Navy CIS“, „Grey’s Anatomy“, „Blacklist“ oder „Young Sheldon“ – an allen Sets sind die Dreharbeiten derzeit eingestellt. Das gilt zudem für die Produktionen der großen Streaming-Dienste.

Für die vierte Staffel der extrem beliebten Serie „Stranger Things“ etwa gingen die Kameras schon nach gut zwei Wochen vorerst wieder aus. Wie lange die „Traumfabrik“ Hollywood stillsteht, vermag angesichts der dramatischen Entwicklung in den USA im Augenblick niemand zu sagen.

Geschenke von Joyn, TV Now und Sky

Aber selbst wenn die Drehstopps in aller Welt nur von kurzer Dauer sein sollten, müssen sich die Fernseh-Zuschauer in Deutschland zumindest bei ARD und ZDF wohl auf zahlreiche Wiederholungen einstellen. Denn nach der Absage sowohl der Fußball-Europameisterschaft als auch der Olympischen Sommerspiele in Tokio sind kurz- bis mittelfristig ganze Tage mit alternativen Programmen zu bestücken.

Deutsche Streaming-Dienste bieten sich als Ersatz an. So bekommen alle Neukunden den ProSiebenSat1-Streaming-Dienst Joyn Plus+ drei Monate lang geschenkt. Auch RTL schaltet einige eigentlich kostenpflichtige Bestandteile seiner Video-Streaming-Plattform TV NOW voraussichtlich bis Ende Juni für alle Nutzer frei. Und der Bezahlsender Sky stellt immerhin den vielen Sport-Abonnenten nun auch seine Spielfilm und Serien-Sender kostenlos zur Verfügung.

Bei so viel Auswahl kann man allerdings leicht in Verwirrung geraten: Netflix und Co.: Welcher Streaming-Dienst passt zu mir?