Berlin. Bei Markus Lanz erklärt eine Virologin, warum Spielplätze jetzt öffnen sollten. Das Risiko einer Corona-Ansteckung sei dort nicht hoch.

Nach den neuesten Beratungen der Bundeskanzlerin mit den Ministerpräsidenten ist klar: Schnelle Lockerungen wird es aufgrund der andauernden Corona-Pandemie erstmal nicht geben. Stattdessen wurde um viele Kleinigkeiten gerungen. Unter anderem darum, ob Spielplätze unter Auflagen wieder öffnen dürften. Markus Lanz fragt sich, ob solchen Fragen derzeit wirklich die höchste Priorität zukommen sollte.

Sachsen-Anhalts Regierungschef Reiner Haseloff, der per Video der Talkrunde zugeschaltet ist, kann dem Moderator genau erklären, weshalb es so wichtig ist, auch scheinbare Nebensächlichkeiten zu diskutieren: „Wir wissen, dass sich in den letzten Wochen einiges in den Familien aufgestaut hat. Die Kinder wollen raus, das Wetter ist schön. Trotzdem wollen wir nicht, dass sie sich selbst oder andere anstecken“, so der CDU-Politiker.

„Markus Lanz“: Öffnung von Spielplätzen soll Familien entlasten

Ansteckungsgefahr und Entlastung der Familien müssen also miteinander abgewogen werden. In der Corona-Krise hänge von solchen Details „Leib und Leben“ ab. „Wir haben keinen Impfstoff, unsere einzige Chance besteht in der Unterbrechung der Infektionsketten“, so Haseloff.

Am Ende der Ministerpräsidentenkonferenz stand jedenfalls fest: Auf Spielplätzen darf wieder gespielt und getobt werden. Unter welchen Voraussetzungen und wie genau die Öffnungen vonstatten gehen sollen, bleibt allerdings Ländersache.

Da sich die Infektionszahlen von Bundesland zu Bundesland weiter so stark unterscheiden würden, müsse es unterschiedliche Geschwindigkeiten bei der Umsetzung von Lockerungsmaßnahmen geben, fordert Haseloff.

Virologin: Corona-Ansteckungsrisiko auf Spielplätzen gering

Die Virologin Melanie Brinkmann gibt dem CDU-Politiker in diesem Punkt Recht, auch die Öffnung der Spielplätze befürwortet sie: „Das Risiko der Ansteckung ist dort nicht besonders hoch. Ich könnte es nicht verstehen, wenn man jetzt zum Sommer die Spielplätze geschlossen lässt“, sagt die Infektionsforscherin von der Technischen Universität Braunschweig.

Bei den Äußerungen eines anderen Gasts sträuben sich ihr allerdings die Haare: Konzertveranstalter Peter Schwenkow wirft mit Zahlen und Corona-Studien um sich, als wäre er selbst Wissenschaftler und ärgert sich darüber, dass jeder Virologe eine andere Meinung hätte.

„Wir haben die Studie aus Island gelesen und die Studie aus der Schweiz, da hieß es, Kinder bis zehn Jahre stecken Omi und Opi nicht an“, erzählt Schwenkow. Daraufhin habe er mit seiner Frau entschieden, sich um die Enkel zu kümmern. Nun sei ja aber eine Studie von Christian Drosten herausgekommen, die wieder das Gegenteil behaupte.

Virologin bei Markus Lanz: „Wir kennen das Coronavirus erst seit ein paar Monaten“

„Manchmal fällen wir Entscheidungen und die sind am nächsten Tag dann wieder falsch“, meint der Unternehmer an die Virologin in der Runde gewandt. „Das ist leider gerade einfach so“, erwidert Brinkmann, „wir müssen immer wieder darauf hinweisen: Wir kennen das Coronavirus erst seit ein paar Monaten. Und wir wissen so vieles noch nicht.“

Zudem sei die Aussagekraft einer einzigen kleinen Studie nicht besonders groß: „Es geht hier um verschiedene Studien aus verschiedenen Ländern. Und ich erschrecke mich ein wenig, dass Sie jetzt für sich persönlich daraus etwas ableiten“, meint Brinkmann zu Schwenkow. Es brauche noch viel mehr Untersuchungen, besonders aus Deutschland, um sich bei Ergebnissen sicher sein zu können.

Schwenkow hat aber noch ein weiteres Problem: „Aber wir wissen doch gar nicht, wem wir vertrauen können, Ihnen oder Herrn Streeck oder Herrn Drosten“, hakt er weiter nach. Melanie Brinkmann blickt nun noch irritierter zu ihm rüber. „Ich glaube, wir müssen akzeptieren, dass es auch in der Wissenschaft unterschiedliche Meinungen gibt.“ Und Markus Lanz ergänzt: „Wir haben manchmal auch eine falsche Vorstellung von Wissenschaft.“

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    „Markus Lanz“ zu Corona: Unterschiedliche Meinungen sind in der Wissenschaft normal

    Jeder Forscher würde sich auf der Grundlage von neuesten Erkenntnissen sein eigenes Bild machen, erklärt die Virologin. Und das beruhe nie auf einer einzigen Studie. Einen Streit unter den Wissenschaftlern, wie er derzeit zwischen Hendrik Streeck vom Universitätsklinikum Bonn und Christian Drosten von der Berliner Charité an die Wand gemalt wird, kann Brinkmann nicht erkennen.

    Würde die Infektionsforscherin nicht so detailliert und vehement auf die Aussagen von Peter Schwenkow eingehen, wäre es fast fahrlässig, einen Talkshow-Gast so freidrehen zu lassen.

    Klar ist: So wie ihm geht es derzeit vielen Bürgern, die versuchen, aus den täglich neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen zum Coronavirus schlau zu werden. Und das ist auch überhaupt nicht schlimm, sondern nachvollziehbar. In einer Talkrunde hat es aber wenig verloren.

    So wurde die Corona-Krise bisher bei „Markus Lanz“ diskutiert: