Berlin. Zum Auftakt der neuen Staffel „Germany’s Next Topmodel“ will Heidi Klum mit Kritik an ihrer Show aufräumen. So lief die erste Folge.

Zunächst einmal möchte Heidi Klum etwas klarstellen. Nachdem sie sich „so viele Sachen anhören musste“, sei es endlich mal an der Zeit, sinniert Klum und wendet sich direkt an die Zuschauenden.

Oha, denkt sich der erfahrene Trash-TV-Schauer natürlich sofort: Wird sich hier wieder einmal mehr ins rechte Licht gerückt? Oder startet die neue Staffel „Germany’s Next Topmodel“ tatsächlich mit einem Hauch ehrlicher Selbstkritik und Menschlichkeit?

Heidi Klum äußert sich zu Vorwürfen von Ex-Kandidatin

Zu trauriger Musik und Rückblenden aus vergangenen Staffeln nimmt Klum Bezug auf die zum Teil schwerwiegenden Vorwürfe von Ex-Kandidatinnen. So erzählte eine ehemalige Teilnehmerin im "Spiegel", dass in der Show ständig nach Möglichkeiten gesucht werde, um das Stresslevel der Frauen zu erhöhen und sie vor dem Fernsehpublikum bloßzustellen.

Ein Vorwurf, den auch die Aussagen von Lijana Kaggwa untermauern. Sie sei nach ihrem freiwilligen Ausstieg aus der Castingshow schwerst beleidigt und sogar bedroht worden, weil sie von der Produktionsfirma in einem falschen Licht dargestellt worden sei. So erzählt sie es in einem YouTube-Video. Außerdem seien die Füße einiger Models eingecremt worden, damit sie in ihren High Heels ausrutschen.

Stimmt alles nicht, sagt Klum. Sie betonte, dass in ihrer Show „alles echt“ sei. Es gebe keinen Text oder eine Storyline für die Models. Deshalb sei es auch nicht ihre Schuld, wenn sich ein Nachwuchsmodel nach der Ausstrahlung falsch dargestellt fühle. „Wir können eine Person nur so darstellen, wie sie ist“, philosophiert Klum.

Ob das so stimmt, bleibt fraglich. Zum einen, weil im Schnitt auch noch im Nachhinein eine Geschichte zusammengeschustert werden kann, die nichts mit der Realität zu tun haben muss. Zum anderen, weil in der Sendung sehr junge Mädchen in absoluten Ausnahme- und Stresssituationen auf erfahrene Redakteure und Redakteurinnen treffen, die genau wissen, was die Zuschauenden später im Fernsehen sehen wollen.

GNTM: Heidi Klum über Diskriminierung

Natürlich darf auch das Thema „Diversity“, seit Jahren Klums Steckenpferd, nicht fehlen. Sie selbst sei früher oft nicht für einen Job infrage gekommen, weil sie „nicht so dünn war wie die anderen“ Models. Als Beweis werden mehrere alte TV-Szenen eingespielt, in denen Heidi Klum darauf angesprochen wird, kein Laufstegmodel zu sein. Herzzerbrechend. Sie weiß, wie sich Diskriminierung anfühlt.

Doch trotz der vielen Kritik hat das Format noch immer eine enorme Reichweite und auch in diesem Jahr haben sich wieder mehr als 7000 Frauen beworben, um auf dem Cover der "Harper's Bazaar" und letzten Endes auf Instagram zu landen. Und so startet die 18. Staffel der Castingshow eigentlich doch wieder so, wie man es gewohnt ist.

„Jetzt geht es um meine Models“, flötet Heidi Klum, bevor schnell geschnittene Sequenzen die größten Highlights der Staffel (Umstyling, Shooting, Stars, Stars, Stars) anteasern. Und dann hüpfen auch schon 29 Kandidatinnen in den Flieger nach Los Angeles. Sechs Models können erst später nachkommen, weil es Probleme bei der Einreise gab.

Diese Kandidatinnen träumen davon, Germany's Next Topmodel zu werden.
Diese Kandidatinnen träumen davon, Germany's Next Topmodel zu werden. © ProSieben/Richard Hübner

„Germany’s Next Topmodel“: Ist mit Diversität jetzt Schluss?

Was beim ersten Blick auf die neue Modelriege besonders auffällt: Nachdem Klum das Casting im Vorjahr auch für ältere Frauen jenseits der 50 geöffnet und dafür viel Lob bekommen hatte, rangieren die Teilnehmerinnen in diesem Jahr wieder brav zwischen 18 und 25 Jahren. Ein Schritt zurück? Und das, nachdem Klum gerade groß tönte: „Wo Diversity bei anderen aufhört, machen wir bei GNTM weiter“.

Immerhin, das wird sich im Verlauf der Sendung noch ändern, verrät der Teaser der Staffel. Einige ältere Models werden nachrücken. Warum sie in diesem Jahr einen Sonderauftritt bekommen, wird allerdings nicht erklärt.

Weinende Models und kein Mitleid von Model-Mama Klum

In einer pastellfarbenen Filmstadt treffen die diesjährigen Teilnehmerinnen schließlich das erste Mal auf Heidi Klum. Viele von ihnen sind erst 19 Jahre alt, sie sind mit dem Format aufgewachsen und verehren Klum. Für eine Kandidatin ist sie „das Höchste, was man erreichen kann“, eine andere nennt sie „Queen“. Kritische Statements gibt es von ihnen nicht.

Nach dem schnellen Kennenlernen geht es auch direkt zur ersten Fashionshow in Kleidern des norwegischen Designers Peter Dundas. Dabei entlarvt sich das Format selber. Predigte Klum am Anfang noch, dass für sie die Sicherheit der Models „oberste Priorität hat“, schaut man ihnen 60 Minuten später dabei zu, wie sie in wackeligen Schuhen über einen rutschigen Laufsteg stolpern. Auch eine Treppe gilt es zu überwinden. Mehrere Models stürzen und weinen. Statt Mitleid gibt es von Klum Unverständnis.

Für vier Teilnehmerinnen ist die Reise nach der ersten Sendung schon wieder vorbei. Aber keine Sorge: Nächste Woche kommt Model-Nachschub. Oder wie Kandidatin Cassy es ausdrücken würde: „Ich freu mir n' Arsch ab!“