Am 1. Februar finden zwei Welttage gleichzeitig statt: Der World Hijab Day und als Gegenstück der No-Hijab-Day: Terre des Femmes im Interview.

Am 1. Februar sind zwei Aktionstage auf einmal: Erstens gibt es den World Hijab Day. Das ist Englisch, gesprochen wird es: wörld hih-chab däei. Der Tag wurde vor zehn Jahren von einer Muslimin in der amerikanischen Stadt New York ins Leben gerufen. Sie wollte damit Verständnis für den Islam fördern, indem sie alle Frauen auf der Welt dazu einlädt, für einen Tag ein muslimisches Kopftuch, den Hijab, zu tragen.

Manche sagen, dass der World Hijab Day falsch sei, weil ignoriert werde, wie schlimm es sei, dass in manchen Ländern wie dem Iran Frauen gezwungen werden, das Kopftuch zu tragen. Deswegen gibt es seit fünf Jahren ebenfalls an diesem 1. Februar den No-Hijab-Day. Er soll ein Tag für die Frauen sein, die keinen Hijab mehr tragen wollen. Viele Musliminnen tragen in der Öffentlichkeit ein Kopftuch. Ihrer Auffassung nach folgen sie damit den Worten ihres Propheten Mohammed und einem religiösen Gebot im Koran.

Der Koran sagt, dass Frauen sich bedecken sollen, wenn sie das Haus verlassen. Manche Musliminnen beziehen das auf ihren ganzen Körper, also auch auf die Haare. Sie binden sich ein Kopftuch um. So bleiben nur Hände und Gesicht frei. Andere muslimische Frauen verstehen den Koran anders: Sie tragen kein Kopftuch.

Auch in der Öffentlichkeit wird das Kopftuch unterschiedlich gesehen. Unsere Zeitung fragte verschiedene Gruppen, ob sie über ihre Meinung zum Hijab sprechen wollen. Stephanie Walter war bereit. Sie ist verantwortlich für Gleichberechtigung und Integration bei dem Verein Terre des Femmes. Das ist Französisch für: Erde der Frauen. Der Verein sieht das Kopftuch kritisch und setzt sich für Gleichberechtigung und gegen Gewalt an Mädchen und Frauen ein.

Sollte man einen Hijab tragen dürfen, wenn man möchte?

Wir respektieren die Selbstbestimmung volljähriger Frauen, die ein Kopftuch tragen. Zugleich ist ein Kopftuch ein Symbol des politischen Islams. Ein Kopftuch signalisiert, dass Frauen und Männer nicht gleichberechtigt sind. Frauen sollen ihre Haare bedecken, um Männer sexuell nicht zu reizen. Das ist immer falsch. Männer dürfen nie Frauen belästigen, egal was sie anhaben.

Warum sorgt der Hijab immer wieder für Auseinandersetzungen?

Ein großes Problem ist, wenn bereits Kinder ein sogenanntes Kinderkopftuch tragen. Wir fordern, dass es ein Verbot des „Kinderkopftuches“ in allen öffentlichen Bildungseinrichtungen gibt. Kinder sollen sich auf das Lernen konzen-trieren und sich keine Sorgen über religiöse Verhaltensregeln machen müssen. In vielen Fällen dürfen die Mädchen nicht mehr an Klassenfahrten, am Schwimm- und Sexualkunde-Unterricht teilnehmen.

Warum findet Ihre Organisation Terre des Femmes es nicht gut, wenn zum Beispiel eine Lehrerin an einer staatlichen Schule einen Hijab trägt?

Deutschland hat sich zur staatlichen Neutralität verpflichtet. Schule ist ein Ort, wo sich Kinder unabhängig von ihrem Elternhaus frei entfalten sollen. Kinder sollen lernen, eigene Gedanken und Meinungen zu entwickeln, und zwar frei von allen religiösen und weltanschaulichen Symbolen und Beeinflussung. Schule soll Wissen neutral vermitteln. Kindern aus konservativ-religiösen Elternhäusern wird oft beigebracht, dass Mädchen nicht die gleichen Rechte haben wie Jungen. Alle Kinder haben aber gleiche Rechte. Schule ist ein Ort, wo man das lernen sollte. Die Lehrerin vertritt in ihrem Beruf den neutralen Staat und sollte daher keine religiösen Symbole tragen.