Zeulenroda-Triebes. Am Sonntag haben in Thüringen die Impfungen gegen das Coronavirus begonnen. Eine 94-jährige Bewohnerin eines Seniorenpflegeheims war die erste Thüringerin, die den Impfstoff erhielt.

Die 94-jährige Martha Nadolph, Bewohnerin des Awo-Seniorenpflegeheims "Am Birkenwäldchen" in Zeulenroda, ist am Sonntag als erste Thüringerin gegen das Coronavirus geimpft worden. Im Laufe des Tages impfte das mobile Impfteam, das die Einrichtung aufgesucht hatte, zunächst etwa 70 Prozent der Beschäftigten und anschließend drei Viertel der 90 Heimbewohner. Alle aktuellen Entwicklungen im kostenlosen Corona-Liveblog.

Mit gutem Beispiel vorangegangen ist auch Einrichtungsleiterin Diana Wirth: Sie ließ sich die erste der beiden Schutzimpfungen als erste Mitarbeiterin des Pflegeheims verabreichen. Im Laufe des Vormittags folgte der überwiegende Teil der Belegschaft ihrem Beispiel.

Diana Wirth, wird als erste Mitarbeiterin der Einrichtung von Dr. Mühlberg geimpft.
Diana Wirth, wird als erste Mitarbeiterin der Einrichtung von Dr. Mühlberg geimpft. © Jacob Schröter

Wirth sagte, dass sie sich intensiv mit dem Thema Impfung auseinandergesetzt und sich bewusst dafür entschieden habe. Das Seniorenpflegeheim „Am Birkenwäldchen“ blieb bisher von einer Infektion mit dem Coronavirus verschont. Einen größeren Ausbruch hatte es im Frühjahr aber im benachbarten Awo-Pflegeheim „Zum Stausee“ gegeben.

"Beide Frauen haben die Impfung sehr gut überstanden", sagte Thüringens Awo-Sprecher Dirk Gersdorf im Gespräch mit dieser Zeitung. "Der Prozess das Auftauens und Zubereitens des Impfstoffs ist so aufwendig, dass das Impfteam den ganzen Tag im Pflegeheim ,Am Birkenwäldchen' zu tun haben wird", sagte der Awo-Sprecher. Für den Fall, dass jemand doch nicht geimpft werden könne, gebe es eine Reserveliste von Mitarbeitern, die dann informiert würden.

Pflegeheime leisteten Aufklärungsarbeit

„Wir haben durch Corona in Zeulenroda schwere Schicksalsschläge erlebt“, fasste die Heimleiterin das Geschehen zusammen. Gesundheitsministerin Heike Werner (Linke), die zum Auftakt der Impfkampagne mit in Zeulenroda war, adressierte ein besonderes Dankeschön an die Kassenärztliche Vereinigung Thüringen, die mit den Impfungen einen „ungeheuren Kraftakt“ organisiert habe, und an die Pflegeheime, die über die Feiertage Aufklärungsarbeit leisteten und die Impfungen vorbereiteten.

Erste Impfung in Deutschland bereits am Samstag

Bereits am Samstag war überraschend eine 101 Jahre alte Frau in Sachsen-Anhalt geimpft worden, obwohl erst einen Tag später am Sonntag bundesweiter Impfstart sein sollte.

Die Thüringerin Nadolph sagte in Zeulenroda-Triebes, ihr selbst werde die Impfung in ihrem Alter nicht viel nützen, aber sie bedeute auch eine Hilfe für andere. Deshalb habe sie sich dafür entschieden. "Ich bin als Kind schon mit Impfungen aufgewachsen", sagte Nadolph. Dadurch hätten schon in ihrer Kindheit Krankheiten eingedämmt werden können, argumentierte sie. Impfungen seien richtig und wichtig.

Werner: "bewegender Tag"

Thüringens Gesundheitsministerin Heike Werner (Linke) sprach von einem beeindruckenden und bewegenden Tag. Ein Corona-Impfstoff stehe nun schneller zur Verfügung, als dies im Sommer noch erwartet worden sei. Werner betonte, dass die Impfungen in Alten- und Pflegeheimen gerade für das Pflegepersonal eine große Hilfe bedeuteten. Denn egal wie sehr man sich mit Masken und Handschuhen schütze - im Pflegealltag komme man sich stets sehr nahe, sagte Werner.

Lagerung an geheimem Ort

Die Impfungen durch bis zu 15 mobile Ärzteteams sollen in den nächsten Tagen in ganz Thüringen fortgesetzt werden. Geimpft werden zunächst alle Personen über 80, Bewohner und Beschäftigte von Alten- und Pflegeheimen, Mitarbeiter ambulanter Pflegedienste sowie Ärzte und Pfleger, die Hochrisikopatienten behandeln.

Die 29 Impfzentren nehmen ihre Arbeit dann Mitte Januar auf. Der erste Impfstoff - zwei Kartons mit insgesamt 9750 Impfdosen - war am frühen Samstagmorgen mit einem Spezialtransport in Thüringen eingetroffen und an einem geheim gehaltenen Ort gelagert worden.

In dieser Woche sollen nach Angaben des Thüringer Gesundheitsministeriums weitere 29.259 Impfdosen geliefert werden - 19.500 davon für die erste Januar-Woche. Im neuen Jahr sollen wöchentlich 19.500 Impfdosen folgen.

Erste Corona-Impfstoffdosen kommen in Thüringen an

Eine Lieferung mit dem Corona-Impfstoff hat Thüringen erreicht. Ein Logistikunternehmen brachte das Mittel am Samstag per Kühltransport und in Polizeibegleitung zur Lagerung an einen Ort, der zunächst nicht näher genannt werden sollte.
Eine Lieferung mit dem Corona-Impfstoff hat Thüringen erreicht. Ein Logistikunternehmen brachte das Mittel am Samstag per Kühltransport und in Polizeibegleitung zur Lagerung an einen Ort, der zunächst nicht näher genannt werden sollte.
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Impfstoff in Thüringen angekommen – Erste Impfungen bereits am Sonntag